Die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft muss beim Turnier in Ludwigsburg gewinnen Foto: Getty

Die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft kämpft von diesem Freitag an in Ludwigsburg um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Viele Hoffnungen ruhen dabei auch auf Georg Grozer – genannt Hammer-Schrosch.

Stuttgart - Sein Spitzname ist Hammer-Schorsch. Hammer, weil er entschlossen ist, manchmal auch unbarmherzig, und weil sich seine Gegner vor ihm fürchten – zumindest auf dem Volleyballfeld. Georg „Hammer-Schorsch“ Grozer ist einer der besten Diagonalangreifer Deutschlands, vielleicht sogar der Welt. Auf seine Stärken hofft Bundestrainer Vital Heynen bei der WM-Qualifikation in der Ludwigsburger MHP-Arena von Freitag bis Sonntag.

Die Vorbereitung auf die drei Spiele gegen Kroatien (Freitag, 15.30 Uhr/Sport 1 live), Estland (Samstag, 17 Uhr) und die Türkei (Sonntag, 17 Uhr) hat bereits vor Weihnachten begonnen. Nur während der Festtage hatten die Volleyballer frei, Silvester fiel sehr gemäßigt aus. Grozer hat’s dennoch gefallen. „Ich konnte Weihnachten mit meiner Familie verbringen“, sagt der Zwei-Meter-Mann. Und das ist gar nicht so normal. Grozer spielt für den russischen Club Belgorod, an Heiligabend muss er meist mit seinem Team im Pokalfinale ran. „Die Russen“, erklärt er, „feiern eher Silvester.“

Diesmal aber gab’s nur ihn und die Familie. Seine Frau und die zwei kleinen Töchter waren auch am 31. Dezember dabei, als die Volleyball-Nationalmannschaft gemeinsam ins neue Jahr feierte. „Meine Kinder lieben die Jungs“, sagt Grozer. Die drei und sechs Jahre alten Mädels sind oft dabei, wenn der Papa das Trikot mit dem Bundesadler trägt. „Die Nationalmannschaft ist wie ein zweites Zuhause. Meine Töchter sollen lernen, dass wir eine große Familie sind.“

Für alle drei Partien gibt es noch Karten

Georg Grozer (29) ist erwachsen geworden, ein Vater, für den die Familie an erster Stelle kommt und der sich seiner Verantwortung bewusst ist. Lange galt der gebürtige Ungar als netter, umgänglicher Typ, der nicht aneckt. Bis zur Europameisterschaft im vergangenen Sommer. Da drohte er mit Rücktritt. Weil Grozer im Ausland spielt, hatte er keinen Versicherungsschutz, wenn er mit der Nationalmannschaft unterwegs war. Er bemängelte Unterstützung von Verbandsseite. „Die deutschen Versicherer wollen mich nicht. Für die bin ich ein Risikofall, obwohl mir die Ärzte attestieren, dass alles wieder gut ist“, sagt Grozer. Vor einem Jahr litt er an Durchblutungsstörungen im Schlagarm, auch eine Schulter-OP war notwendig. „Ohne Versicherung hätte ich aber nicht mehr weitergemacht. Das Risiko ist einfach zu hoch. Ich muss an meine Familie denken“, sagt Grozer. Inzwischen sind die Differenzen ausgeräumt. Der Volleyballer hat in Dänemark einen Versicherer gefunden. „Zwischen mir und dem Verband herrscht wieder Frieden. Ich bin glücklich, dass ich noch dabei bin“, sagt er. „Und wir auch“, meint Mitspieler Christian Fromm.

Denn auf einem Diagonalangreifer lastet viel Druck. Seine Form entscheidet oft über Niederlage oder Sieg. Er muss die schwierigen Bälle verwandeln, sie den Gegnern um die Ohren schmettern und erkennen, wann es auch mal sinnvoll ist, sie nur über das Netz zu stupsen. Im deutschen Team teilt sich Grozer diese Position mit Jochen Schöps. Zwei Weltklasse-Leute, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier Schöps, der mit Ruhe und Kraft agiert. Und dort Grozer, die Naturgewalt. Bundestrainer Vital Heynen hat die Qual der Wahl, aber eben auch Alternative. Den Kroaten, Esten und Türken darf es ruhig etwas bange sein – schließlich will Grozer zur WM. Und dafür ist er auch mal unbarmherzig, zumindest auf dem Feld.

Für die Spiele in Ludwigsburg sind bisher 5000 Tickets verkauft worden. Für alle drei Partien gibt es noch Karten ab 15 Euro (ermäßigt ab 10) an der Tageskasse.