Die in die Jahre gekommene Villa Scheufelen soll als Schulhaus so frisch aussehen wie zu ihren besten Zeiten. Foto: Achim Zweygarth

Entgegen allen Argwohns eröffnet in der denkmalgeschützten Villa Scheufelen tatsächlich eine Grundschule. Das Innere des Hauses wird während des Umbaus allerdings nahezu unangetastet bleiben.

S-Mitte - Die Umgebung wirkt karriereträchtig. Das prunkvoll eingerichtete Haus des Papierfabrikanten Heinrich Scheufelen war einst Treffpunkt vor allem christdemokratischer Granden. Unter anderem handelten in ihm Willy Brandt und Kurt Georg Kiesinger im Jahr 1966 ihre Große Koalition aus. Später wollte der amerikanische Generalkonsul in der herrschaftlichen Villa residieren, was sich allerdings zerschlug.

Dass die künftigen Bewohner geschichtsträchtige Ereignisse zu würdigen wissen, ist zweifelhaft. In der Villa Scheufelen werden vom Herbst 2015 an Grundschüler unterrichtet. Ihren Pausenhof werden die Knirpse in jedem Fall schätzen. „Die Schule lebt von ihrer sensationellen Umgebung“, sagt Klaus Vogt. Er ist Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerks, das die künftige Schule betreiben wird. Sie steht am Rand des zur Villa gehörenden Parks zwischen Stafflenbergstraße und Olgaeck.

Bauantrag ist genehmigungsfähig

An der Eröffnung herrschte lange Zweifel. Die denkmalgeschützte Villa war bis vor rund einem Jahr im Besitz der Stadt. Um ihren Verkauf an den Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens gab es einigen Zwist. Die Entscheidung für ihn fällte der Gemeinderat unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit den Stimmen von CDU und Grünen. Andere Interessenten fühlten sich ausgebootet. Insbesondere die Sozialdemokraten argwöhnten, dass die Schule nur vorgeblich eröffnet werden sollte, um die Villa nach einer Absage der Baurechtler im Rathaus privat zu nutzen. Einen Umbau der historischen Villa zum Schulhaus hielten sie für unmöglich, des Denkmalschutzes, der Behindertengerechtigkeit und des Brandschutzes wegen.

Derlei Bedenken sind laut dem Baubürgermeister Matthias Hahn Vergangenheit. „Die Unterlagen sind im August eingegangen“, sagt Hahn, „und der Bauantrag ist genehmigungsfähig“. In zwei, spätestens drei Monaten dürfe der Antragsteller mit der formalen Baugenehmigung rechnen.

Das Innere des Hauses wird nahezu unangetastet bleiben

Die Pläne stammen vom Architekten Sandro Graf von Einsiedel, der auf die Modernisierung von Baudenkmalen spezialisiert ist. Dennoch „war es anfangs schwer abzuschätzen, ob eine Schule in der Villa genehmigungsfähig ist“, sagt er. Die Feuerwehr, die Denkmalschützer und die Gewerbeaufsicht mussten die Absicht befürworten. Dementsprechend war der Amtsdurchlauf „ein bisschen mühsam, aber er ist gelungen“, sagt von Einsiedel.

Grundlage der Genehmigung ist, dass nicht in Klassenzimmern nach Altersstufen unterrichtet wird, sondern nach alternativem pädagogischen Konzept in altersgemischten Arbeitsgruppen. Das Innere des historischen Hauses wird deshalb nahezu unangetastet bleiben. Um größere Räume zu schaffen, müssen lediglich zwei Zwischenwände eingerissen werden. Die gesamte Elektrik muss erneuert werden, weil die Kabel den aktuellen Sicherheitsvorschriften nicht mehr genügen. Des Energiesparens wegen werden die nicht sichtbaren Teile der Heizung erneuert.

Billig wird der Umbau nicht

Äußerlich bleibt die Villa gänzlich unverändert. „Sie wird nur frischer aussehen“, sagt von Einsiedel. Eine Renovierung gehörte zu den Kaufbedingungen. Auch das Innere wird aufgefrischt, allerdings behutsam. Die gesamte Ausstattung einschließlich der Lampen und Türklinken unterliegt dem Denkmalschutz.

Der Architekt hofft, dass die Bauarbeiten bereits im nächsten Januar beginnen können. Sieben bis acht Monate später sollen sie beendet sein. Ungeachtet dessen wird der Betrieb nicht im Herbst 2014 beginnen, sondern erst ein Jahr später. „Heutige Eltern kaufen keine Katze im Sack“, sagt Vogt, „sie wollen eine Schule in ihrer ganzen Ausstattung erleben“.

Über den Preis für den Umbau samt der Runderneuerung wollen die Beteiligten schweigen. Gewiss ist: Billig wird er nicht. In ihren Verkaufsunterlagen hatte die Stadt geschätzte Sanierungskosten von etwas mehr als 1,9 Millionen Euro vermerkt. Diese Summe entspricht ziemlich genau dem Kaufpreis.