Polizeiautos vor dem Wohnhaus in Ottawa, in dem die sechs Personen starben. Foto: dpa/Patrick Doyle

In einem Haus am Stadtrand der kanadischen Hauptstadt sind vier Kinder und zwei Erwachsene tot gefunden worden. Auch der Premierminister ist schockiert.

Ein sechsfacher Mord erschüttert Kanadas Hauptstadt. In einem Vorort Ottawas wurden eine 35 Jahre alte Frau, ihre vier Kinder und ein 40-jähriger Bekannter der aus Sri Lanka eingewanderten Familie Opfer der Bluttat. Der Familienvater überlebte und wurde mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Der mutmaßliche Täter ist festgenommen, über das Motiv lagen am Freitag keine Informationen vor.

Das Verbrechen in Barrhaven ereignete sich am Mittwochabend (Ortszeit) in einem Einfamilienhaus. Erst im Laufe des folgenden Tages wurde das ganze Ausmaß der Tragödie bekannt, die die Bevölkerung der Hauptstadt schockiert. Kanadas Premierminister Justin Trudeau und der Regierungschef der Provinz Ontario, Doug Ford, reagierten mit Entsetzen.

Nachbarn rufen die Polizei

Alle Opfer wurden mit einer messerähnlichen Waffe getötet, teilte Polizeichef Eric Stubbs mit. Am Mittwochabend gegen 23 Uhr war die Polizei alarmiert worden. Ein Nachbar hatte Hilferufe gehört. Als die Polizeikräfte eintrafen, bot sich ihnen ein grausames Bild. Sechs Menschen waren erstochen worden. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Dabei handelt es sich den Polizeiangaben zufolge um einen ebenfalls aus Sri Lanka stammenden 19 Jahre alten Studenten, der bei der Familie wohnte. Es sei, sagt Polizeichef Stubbs, „ein sinnloser Gewaltakt“ und sicherlich die schlimmste Mehrfachtötung in Ottawas Geschichte.

Fotos, die am Freitagmorgen in der örtlichen Zeitung „Ottawa Citizen“ veröffentlicht wurden, zeigen die glücklich strahlende Familie, die nun bis auf den Familienvater ausgelöscht ist. Die Kinder sind im Alter zwischen sieben Jahren und zwei Monaten. Die beiden älteren Kinder besuchten eine Grundschule in Barrhaven. Vor einem Jahr war die Familie nach Kanada gekommen.

Über das mögliche Motiv teilte die Polizei nichts mit, und der Polizeichef wollte darüber nicht spekulieren. Die Polizei tappte am Freitagmorgen offenbar selbst noch im Dunkeln. Bekannt ist laut Presseberichten nur, dass der mutmaßliche Täter am Algonquin College als Student eingeschrieben war und bei der Familie gelebt haben soll. Der Vater soll dem 19-Jährigen angeboten haben, bei der Familie zu wohnen, und noch wenige Tage vor der Tat war für ihn eine Geburtstagsparty veranstaltet worden sein.

Probleme an der Hochschule

Bhante Suneetha, ein in der buddhistischen Gemeinde der kanadischen Hauptstadt tätiger Mönch, berichtete der Tageszeitung „Globe and Mail“, der Familienvater habe ihm bei einem Besuch im Krankenhaus erzählt, dass der junge Mann offenbar Probleme an der Hochschule gehabt und sich mit Suizidgedanken getragen habe. Der Polizei war der Student bislang ein völlig Unbekannter. Er ist der einzige Tatverdächtige. Am Donnerstag wurde gegen den 19-Jährigen Anklage wegen sechsfachen Mordes und eines versuchten Mordes erhoben.

Nur der Vater überlebt das Massaker

Uber-Fahrer
 Die sri-lankische Gemeinde in Ottawa ist in Schock. Mitarbeiter der Botschaft haben mit Angehörigen der Familie in Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas, Kontakt aufgenommen. Der als Einziger überlebende Familienvater hatte seit 2020 eine Arbeitserlaubnis für Kanada und verdiente sein Geld offenbar als Fahrer des Taxi-Dienstes Uber. Im Palmadeo-Park in der Nähe des Hauses, in der die Familie wohnte, legten Bewohner Barrhavens im Gedenken an die Opfer Blumen und Kerzen nieder.