Das Café Treffpunkt Rotebühlplatz hat wieder geöffnet Foto: Max Kovalenko

Neuer Pächter mit regionaler Karte im Café in der Volkshochschule – Psychisch Kranke arbeiten in Service und Küche.

Stuttgart - Den Anforderungen und dem Stress auf dem Arbeitsmarkt ist Enrico K. nicht gewachsen. Der 35-Jährige hatte bereits zwei Ausbildungen abgebrochen und kämpfte mit privaten Problemen, als bei ihm eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde. Jetzt arbeitet er als Servicekraft im neu eröffneten „Rudolfs – Küche und Café“ im Treffpunkt Rotebühlplatz.

Getragen wird das Café vom Rudolf-Sophien-Stift, einer Tochtergesellschaft der Evangelischen Gesellschaft (Eva). Neben einem Team professioneller Küchen- und Servicekräfte arbeiten im Rudolfs derzeit zwölf Menschen mit psychischer Erkrankung in der Küche und im Service mit. Geplant ist, deren Zahl noch auf 20 zu erhöhen. Für sie bietet das Rudolfs zum einen die Möglichkeit, für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden oder aber für längere Zeit in dem Café zu arbeiten. Vor der Eröffnung lobte Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle: „Das ist einfach ein gescheites Projekt, deswegen hat der Gemeinderat es auch einstimmig bewilligt.“

Um die psychisch Kranken auf ihre neue Arbeit vorzubereiten, nahmen sie an mehreren Schulungen teil. Johanna S. hat die Vorbereitung Spaß gemacht. „Wir haben ein Spiel daraus gemacht. Wer den höchsten Tellerstapel tragen konnte, hat gewonnen“, erzählt sie. Trotzdem ist sie vor der Eröffnung nervös. „Immer auf den Beinen zu sein ist natürlich sehr anstrengend“, sagt sie. „Ich freue mich aber sehr auf den persönlichen Kontakt mit den Gästen.“

Damit die Mitarbeiter eine gewisse Routine entwickeln können, hat das Rudolfs bis zum Samstag in einem Probelauf täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Von kommendem Montag an wird die Öffnungszeit dann bis 23 Uhr verlängert. Neben einem Frühstück werden dann Mittagsgerichte und eine Abendkarte angeboten. Der Gastronom Dominik Muarefi setzt auf faire Preise und Produkte aus der Region. „Wenn wir das, was wir machen, gut machen, läuft der Rest über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt er.