Vor kurzem VfB I gegen VfB II, nun VfB gegen Bayer Leverkusen: Die Keeper Sven Ulreich (re.) und Bernd Leno treffen am Samstag aufeinander. Klicken Sie sich durch Bilder der beiden Torwart-Talente. Foto: dpa

Zwei Mitglieder der neuen Torhütergeneration treffen am Samstag aufeinander.

Stuttgart - Die Hälfte der 18 Bundesligisten spielt mit einem Torhüter, der 25 Jahre oder jünger ist. Vor zehn Jahren war das noch anders. Ein Wandel hat sich vollzogen - Sven Ulreich (23) und Bernd Leno (19) stehen exemplarisch dafür.

Bernd Leno (19) darf nichts sagen vor seiner Rückkehr an diesem Samstag nach Stuttgart. Sein neuer Club Bayer Leverkusen hat dem jungen Torhüter ein Redeverbot mit den Medien erteilt. Die VfB-Leihgabe, die vor zehn Tagen bis zur Winterpause an Bayer ausgeliehen wurde, soll sich ganz aufs Spiel konzentrieren und nicht durch eine Anfragenflut verunsichert werden. Wer schon mal mit Leno gesprochen hat, kann die Bedenken nicht so ganz nachvollziehen. Nicht nur auf dem Platz strahlt er Gelassenheit und Abgeklärtheit aus - auch außerhalb. "Bernd ruht in sich", sagt VfB-Torwarttrainer Andreas Menger und meint das durchweg positiv.

"Er ruht in sich" - diesen Satz sagt Menger später auch, wenn es um VfB-Torhüter Sven Ulreich (23) geht. Das Duell zwischen den Roten und der Werkelf (Samstag, 15.30 Uhr/Sky), klar, es ist auch das Duell zwischen Ulreich und Rückkehrer Leno. "Beide sind Klasse-Torhüter", sagt Menger. "Sven ist ein sehr dynamischer Keeper, der in der Torwarttechnik sehr gute Bewegungen drauf hat. Zudem hat er sich in den vergangenen Monaten in seiner Ausstrahlung und der Präsenz auf dem Platz extrem weiterentwickelt." Leno überzeuge durch sein ruhiges und sachliches Spiel. Zudem sei er fußballerisch stark und erkenne Spielsituationen beim Herauslaufen schon sehr früh.

Torhüter: Früher besser ausgebildet

Nicht selbstverständlich sind solche Eigenschaften für zwei so junge Torhüter. Und eigentlich ist es auch nicht selbstverständlich, dass in einem Bundesligaspiel ein 23-Jähriger und ein 19-Jähriger im Kasten stehen. Wer sich aber umschaut in den Fünfmeterräumen der Liga, merkt schnell, dass das Duell Ulreich gegen Leno nichts Besonderes mehr ist. Der Leno aus Mönchengladbach heißt ter Stegen (19), der Ulreich von Schalke 04 heißt Fährmann (22). Der Hannoveraner Ron-Robert Zieler (22) wurde jetzt als dritter Torwart ins Nationalteam berufen. Neun von 1. Bundesligaclubs spielen mit Torhütern unter 25 Jahren. Das Duell Ulreich gegen Leno, es steht symbolisch für den Wandel bei den Keepern. Vor zehn Jahren noch, am dritten Spieltag der Saison 2001/2002, standen nur zwei Keeper im Kasten, die jünger als 25 waren. In den vergangenen Jahren haben die Jungen die Stammplätze erobert - und das hat gute Gründe.

"Heute bekommen die Torhüter schon in den Jugendteams einen Torwarttrainer zur Seite gestellt", sagt Menger, "früher war das anders." Die Folge: Die Keeper sind jetzt schon früher besser ausgebildet. Zudem sind sie durch die Junioren-Bundesliga und die Jugend-Nationalmannschaften früh Drucksituationen gewöhnt. "So ist der Schritt vom Kopf her in die Bundesliga nicht mehr so groß", sagt Menger. Auch die Durchlässigkeit zwischen dem Jugendbereich und den Profis sei durch die dritte Liga extrem verbessert worden. Bernd Leno, der im vergangenen Jahr überragende Leistungen für den VfB II zeigte, ist ein Beispiel dafür.

Auch mit seiner Spielweise steht Leno exemplarisch für die junge Torhüter-Generation. Weil die Viererkette oft weit aufrückt, muss ein Keeper gut mitspielen können und den Libero geben. "Wenn er dann den Ball in den Händen hat, muss er viel schneller als früher abschlagen oder abwerfen - weil das Spiel schneller geworden ist", sagt Menger.

Auch an diesem Samstag werden wieder zwei rasante Torhüter am Ball sein in der Mercedes-Benz-Arena. Wer das bessere Ende für sich hat? "Ich hoffe, dass Bernd ein Tor mehr kassiert als Sven", sagt Menger und lacht.