Talent mit Technik und Tempo: Arianit Ferati Foto: Baumann

Der Wettlauf um die Talente im Fußball ist gnadenlos, und Arianit Ferati (18) gilt als Juwel. Nun startet er in der Bundesliga durch – beim VfB Stuttgart, der ihn in weiser Voraussicht bis 2020 gebunden hat.

Stuttgart - Wenn Alexander Zorniger dem jungen Mann mit der Rückennummer 31 zuschaut, dann geht dem VfB-Trainer das Herz auf. „Er wird ein richtig guter Bundesligaspieler, davon bin ich überzeugt“, sagt er über Arianit Ferati. Der gebürtige Cannstatter mit kosovarischen Wurzeln ist im offensiven Mittelfeld zu Hause. Mal zentral, mal links, mal als hängende Spitze. Und dann gibt es Spiele, in denen er rechter oder linker Verteidiger spielt. „Ich sehe ihn als Mittelfeldspieler“, bekräftigt Zorniger, „um ein perfektes Spielverständnis von deiner eigenen Position zu haben, musst du aber wissen, was auf den anderen Positionen so passiert.“

Nicht Willkür, sondern hohe Wertschätzung darf Arianit Ferati also aus seiner vielseitigen Verwendung ableiten. Das ist kein neues Gefühl für ihn, beim VfB begleiten ihn seit Jahren geradezu hymnische Gesänge. Ferati gilt als Juwel, als einer, der Altersgenossen stets einen Schritt und damit seiner Zeit voraus war. Mit 16 Jahren spielte er gleich in der U 17 der Roten und wurde deutscher Meister, rückte ins U-19-Team auf und reiste mit den Profis ins Trainingslager nach Kapstadt.

Vertrag vorzeitig verlängert

Jetzt ist er in der Bundesliga angekommen, was gelegentliche Abstecher ins Drittliga-Team nicht ausschließt: Gegen Hertha BSC feierte er sein Profidebüt, gegen Hoffenheim lieferte er zuletzt seine erste Torvorlage. „Ari verfügt über eine hohe Spielintelligenz, er nimmt den Ball gut an und mit und bewegt sich gut im Raum“, sagt Sportvorstand Robin Dutt, „seine Entwicklung ist schneller vorangeschritten als gedacht.“ Logische Folge: Dutt hat den Vertrag mit Ferati vorzeitig bis 2020 verlängert.

Das schützt zwar nicht vor Abwerbungsversuchen, bietet dem VfB im Ernstfall aber eine Gewähr für eine satte Ablöse. Denn das Gebaren in der Branche um die Talente wird immer ruppiger – was Robin Dutt zunehmend stört. „Heutzutage ist es nicht automatisch so, dass ein junger Spieler bei dem Verein bleibt, der ihn ausgebildet hat“, sagt er, „deshalb muss man früh am Ball sein.“ Im beiderseitigen Interesse: „Junge Spieler brauchen eine ganzheitliche Betreuung. Dann können sie auch Vertrauen zum Verein aufbauen – und umgekehrt gilt das auch.“

Die zwei Gesichter des Arianit Ferati

Zum Vertrauen gehört auch, dass der Verein seine Fürsorgepflicht ernst und den Youngster vorerst „aus dem Feuer der öffentlichen Aufmerksamkeit“ (Dutt) nimmt. Pressetermine sind für Ferati tabu. Dabei ist der Schüler der Cotta-Schule, der noch bei seinen Eltern in Weinstadt wohnt, keiner, dem die wachsende Beachtung zu Kopf steigen würde. Ferati ist von der Statur her schmächtig, wobei er zuletzt körperlich zugelegt hat, und vom Naturell her einer der Stillen im Lande. Anders auf dem Platz: Da würzt er seine Qualitäten wie Technik und Tempo mit einem Schuss Gewitztheit und einer Prise Frechheit. Ohne Scheu stürzt er sich in Zweikämpfe, spielt riskante Pässe und behält den Kopf auch dann oben, wenn ihm wie in Hoffenheim der eine oder andere Ball verspringt – am Ende war er mit seiner Vorlage maßgeblich am 2:2 beteiligt.

Das gefällt Alexander Zorniger. „Ari ist frech und setzt Dinge um – und zwar sofort“, sagt der Trainer, „zu unserem Balljagen gehört auch verbale Unterstützung. Da ruft man den Mitspielern zu: Schnapp ihn dir, bleib dran! Dann stellen sich beim Gegner schon mal die Nackenhaare auf.“

Das hat er Arianit Ferati, dem Mann der leisen Töne, vermittelt. Die Folge: „Er hat das ganze Spiel über gequatscht.“