Zwei Neuzugänge, drei Tore: Benjamin Pavard (li.), Doppeltorschütze Mané Foto: Baumann

Benjamin Pavard und Carlos Mané sind nach ihrem Gala-Auftritt gegen Fürth zwei große Versprechen auf eine bessere VfB-Zukunft.

Stuttgart - Am Tag danach war der VfB Stuttgart bei Twitter und anderen sozialen Netzwerken der große Hit. Weniger wegen des famos herausgespielten 4:0-Erfolgesin der zweiten Liga gegen die Spvgg Greuther Fürth, welcher zwar die Stuttgarter Fußballgemeinde verzückte, bundesweit aber keine gesteigerte Beachtung fand. Und auch nicht wegen des Debütanten-Doppelpacks von Carlos Mané binnen drei Minuten. Der Grund für die virale Aufregung war ein anderer: Der Zauberpass von Benjamin Pavard, dem zweiten aufgehenden Stern des Abends neben Mané. Wie eine Billardkugel schoss der Ball über 40 Meter vom Fuß des jungen Franzosen in den Lauf seines genialen Konterparts, der gekonnt annahm und etwas glücklich zum 1:0 vollendete.

„Ich möchte den Pass von Pavard heiraten und mit ihm Kinder bekommen“, schrieb ein User. Ein anderer meinte: „Pavard ist wohl französisch für Packing: Nimmt mit einem Pass die ganze Fürther Defensive auseinander.“ Das Video mit dem Steilpass des Vorbereiters (und späteren Torschützen zum 3:0) ging im Netz durch die Decke; daran änderte auch nichts, dass Trainer Hannes Wolf mit seiner Bemerkung Wasser in den dunkelroten Wein goss: „Benjamin wollte mit Sicherheit zu Kevin und nicht zu Carlos passen.“ Insofern sei bei der ganzen Aktion, die zur frühen Führung führte, auch ein „Quäntchen Glück dabei gewesen.“

Mané freut sich für die Mannschaft

Das schmälerte die Leistung der beiden Debütanten wie der gesamten VfB-Mannschaft an diesem Abend aber keineswegs. Es ist lange her, dass sich gleich zwei Spieler der Roten die Bestnote Eins unserer Zeitung verdienten, und auch an den letzten VfB-Sieg in dieser Höhe kann sich nicht mehr jeder Anhänger auf Anhieb erinnern: Es war das 5:1 gegen Hoffenheim am 5. März.

Pavard (20) und Mané (22), das waren an diesem Abend Vorbereiter und Vollstrecker – und beide zusammen absolute Volltreffer. Schließlich bestritten beide auch noch ihr erstes Spiel mit der neuen Mannschaft.

„Ich habe eine rundum gelungene Mannschaftsleistung gesehen, aus der ich niemanden hervorheben möchte“, hielt sich Wolf mit Sonderlob zurück: „Wir werden den Beiden jetzt sicher nicht zwei Wochen auf die Schultern klopfen.“ Sportchef Jan Schindelmeiser äußerte sich ähnlich zurückhaltend: „Benjamin und Carlos sind ins kalte Wasser geworfen worden – und sind geschwommen. Mehr aber auch nicht.“ In diesen Kontext passte auch die brave Aussage des Doppeltorschützen, der sich freute, „dass ich der Mannschaft helfen konnte“.

Auf die Schultern klopfen kann sich dafür der Sportvorstand. Er hat die beiden im Verbund mit dem Japaner Takuma Asano, der am Montag bereits mit seiner Nationalmannschaft unterwegs war, nach Stuttgart gelotst – dank der Mitarbeit vereinseigener Scouts sowie persönlicher Kontakte. Die Transfers hatten bekanntlich das Binnenklima zwischen ihm und Ex-Trainer Jos Luhukay („Die Neuen sind noch nicht so weit“) nachhaltig abgekühlt. Das Ende ist bekannt.

Die Neuen bringen Geschwindigkeit ins Spiel des VfB

Sein Nachfolger hat umso mehr Freude an ihnen. Der 35-Jährige lobte die Trainingsleistungen der Neuen, Kapitän Christian Gentner hob die Neugier und Lernwilligkeit des französisch-portugiesischen Duos hervor. Am Potenzial zweifelt jedenfalls niemand mehr auf dem Wasen, Wolf nach zwölf Tagen VfB am allerwenigsten: „Daran kann man gar nicht vorbeischauen!“

Legt man die 90 Minuten gegen Fürth zum Maßstab, lässt sich nur schwer widersprechen. Der französische U-21-Nationalspieler spielt für einen Abwehrspieler einen gepflegten Ball. Am Montag belebte der Neuzugang vom OSC Lille (Ablöse: drei Millionen Euro) außerdem das zuletzt so verkümmerte Aufbauspiel des VfB – nicht nur wegen seines 40-Meter-Passes. Mané, portugiesischer Juniorennationalspieler, bringt alles mit, was einen guten Außenstürmer auszeichnet: Er ist schnell, trickreich, und torgefährlich. „Geschwindigkeit ist das, was uns zuletzt gefehlt hat“, sagte Schindelmeiser. „Das bringen Carlos und Takuma mit ein. Ohne Tempo im Spiel kannst du dich heute auf allerhöchstem Niveau nicht mehr durchsetzen.“

Insofern passen sie gut zur Spielphilosophie des neuen Trainers (Stichwort Aktivität) und nähren die Hoffnung auf eine bessere Zukunft beim Absteiger. Pavard ist für vier Jahre in Stuttgart gebunden, die beiden Leihgaben Mané (Sporting Lissabon) und Asano (Arsenal London) jeweils zwei Jahre. Die Chancen stehen also günstig, dass der VfB bald weitere Hits im Internet landet.