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Sebastian Rudy spielt bei Gross keine Rolle mehr – dafür rückt er in den Fokus der Konkurrenz.

Stuttgart - Im November hatte er gegen die Glasgow Rangers seinen großen Auftritt in der Champions League. Vergangenen Samstag spielte er gegen Wehen Wiesbaden in der dritten Liga. Sebastian Rudy, das Toptalent des VfB Stuttgart, pendelt zwischen den Welten. Wie lange noch?

Wann wird aus dem schmächtigen Rudy ein Riese? Als Bub hatte der U-21-Nationalspieler (vier Einsätze) ein Poster von Ex-Nationalspieler Bernd Schneider über dem Bett hängen. Der Leverkusener hat seine Karriere inzwischen beendet, Rudy steht am Anfang. Aber so richtig zünden will es nicht. "Mein Anspruch ist es, in der ersten Mannschaft zu spielen", sagt der gebürtige Villinger. Er ist dran, mal mehr, mal weniger. Zurzeit wieder weniger. Wie schon im vergangenen September, wie auch im Oktober 2008. Beide Male hatte er in die Bundesliga geschnuppert, beide Male musste er zum VfB II zurück. Rudy, der 2007 mit der deutschen U-17-Auswahl WM-Dritter war, empfand das als "Schlag vor den Kopf". So fühlt er sich auch jetzt: Seine Karriere steckt mal wieder in der Sackgasse.

Der Höhepunkt war das ChampionsLeague-Spiel in Glasgow. Der VfB gewann 2:0 - das erste Tor erzielte Rudy selbst, das zweite (durch Zdravko Kuzmanovic) bereitete er mit einem feinen Pass vor. Da blitzte wieder sein Talent auf, das sogar Jens Lehmann fast überschwänglich preist. "Sebastian hat eine für sein Alter außergewöhnliche Technik, gepaart mit Schnelligkeit", sagt der VfB-Torhüter. Ex-Kollege Ludovic Magnin prophezeite Rudy: "Vom Fußballerischen her hat er eine Riesenkarriere vor sich." Nur: Wann beginnt sie? Und wo?

Weil Christian Gross auf eine eingespielte Mannschaft setzt, sind Rudys Positionen im Mittelfeld blockiert - links durch Alexander Hleb und Roberto Hilbert, rechts durch Timo Gebhart und Zdravko Kuzmanovic. Nächste Saison reklamiert Rückkehrer Christian Gentner einen Platz auf seiner linken Lieblingsseite - wo bleibt da Rudy? "Die anderen sind mir einen Schritt voraus. Ich versuche, den Rückstand aufzuholen", sagt er. Zurzeit führt er sein Schattendasein auf den Innenbandanriss zurück, der ihn am Ende des Winter-Trainingslagers in La Manga zu einer knapp zweiwöchigen Pause zwang. Doch dieses Argument zieht nicht mehr lange. Dann wird sich Rudy, dessen Vertrag bis 2012 läuft, ein paar grundsätzliche Fragen stellen. "Ich hoffe, dass es nicht so weitergeht", sagt er. Falls doch? "Dann muss ich mir Gedanken machen." Der VfB auch: Verlieren die Roten ihr größtes Juwel? Denn eines ist sicher: Nach seinen fünf Champions-League- und zehn Bundesliga-Auftritten in dieser Saison sind längst andere Bundesligisten auf Rudy aufmerksam geworden.

Welche Hausaufgaben Christian Gross dem Talent aufgibt, lesen Sie in unserer Printausgabe vom 19. Februar.