Filip Kostic und Lukas Rupp beackern die Außenbahnen im Stuttgarter Spiel – und machen es für die Gegner schwer ausrechenbar Foto: Pressefoto Baumann

Filip Kostic und Lukas Rupp sind zwei der Leistungsträger, die das Spiel des VfB Stuttgart aktuell schwer berechenbar machen. Und Kostic traut seinem Club noch eine Menge mehr zu.

Stuttgart - Über die Qualitäten von Filip Kostic ist mittlerweile ja so einiges bekannt. Dass er in die Zukunft blicken kann, ist allerdings neu. Doch auch die Rolle als Wahrsager füllt der serbische Flügelflitzer des VfB Stuttgart ganz ordentlich aus.

Vor dem zweiten Rückrundenspiel der Roten gegen den Hamburger SV erklärte Filip Kostic mit Blick auf die folgenden Partien: „Ich denke, dass wir von den nächsten vier, fünf Spielen drei gewinnen können.“ Es folgten: drei Siege – und die Partien beim FC Schalke 04 (Sonntag, 17.30 Uhr/Sky) und gegen Hannover 96 (27. Februar, 15.30 Uhr) stehen sogar noch aus. Zudem siedelte der Offensivmann seinen Club unter den besten sechs bis acht Teams der Liga an – als derzeit Zehnter ist der VfB auf dem besten Weg, auch diese Prophezeiung zu erfüllen. Auch, weil gerade Wahrsager Kostic fleißig dabei hilft. Als Sprinter, Kämpfer, Flankengeber und Torschütze. Und: Als die eine Hälfte der VfB-Flügelzange, mit der die Roten die Gegner derzeit ordentlich kneifen.

Links wirbelt Filip Kostic, rechts setzt Lukas Rupp seine Qualitäten ein – und wer wissen will, wie gut die beiden dem Spiel des VfB tun, muss sich nur die Statistiken der Spiele unter Jürgen Kramny anschauen. Seit der Coach das Bundesligateam übernommen hat, steuerte Kostic in acht Spielen drei Tore und drei Torvorlagen bei (Liga-Saison insgesamt 3/4), dazu kam ein Assist im DFB-Pokal. Rupp erzielte im selben Zeitraum zwei Tore (eins in der Liga, eins im Pokal) und bereitete vier Treffer vor (Liga-Saison insgesamt 2/5). „Die beiden sind zwei ganz unterschiedliche Spielertypen“, beschreibt Kramny seinen Flügel-Doppelpack und frohlockt: „Die beiden beschäftigen die Gegner auf unterschiedliche Art und Weise, damit ist unser Offensivspiel sehr variabel.“

Filip Kostic ist der Mann für die spektakulären Flügelläufe, tritt er an, geht ein Raunen durchs Stadion. Was bislang oft fehlte, war die genau getimte Flanke oder der präzise Torabschluss. „Weit übers Tor“, erinnert sich Coach Kramny, seien die Schüsse des Stürmers oft gegangen, mittlerweile hat der Serbe sein Visier aber besser eingestellt. Sechs Versuche benötigt er nun noch für einen Treffer. „Mittlerweile klappt es auch, dass er seine Schüsse flach hält“, lobt Kramny und ergänzt: „Er ist ein Spieler, der den Unterschied machen kann. Und er ist auf einem Top-Weg.“ Der schon bald aus Stuttgart wegführen könnte. Denn der Mann, der mittlerweile schon mit Weltklasse-Flügelspielern wie Arjen Robben verglichen wird, macht sich mit jeder seiner spektakulären Aktionen interessanter für zahlungskräftige Vereine.

Da es schon im Sommer ein hartnäckiges Buhlen des FC Schalke um Kostic gab, stockte der VfB im Herbst dessen Gehalt auf, das bis dahin im Vergleich eher gering war. Nun, heißt es, kann er in Stuttgart auf 1,5 Millionen Euro pro Jahr kommen. Ob ihn diese Art der Wertschätzung dazu bringt, seinen Vertrag (bis 2019) beim VfB zu erfüllen, ist dennoch zu bezweifeln. Derzeit aber geht die Rechnung auf, weshalb Kramny zu den Gerüchten um einen Wechsel nach dieser Saison auch sagt: „Das ist im Moment kein Thema.“ Statt zu spekulieren, schenkt der Coach seinem Topmann lieber Vertrauen, denn er weiß: „Er braucht dieses Vertrauen, dass er vorne seine Aktionen haben darf.“ So sammelt Kostic Scorerpunkte und Selbstvertrauen. In Emiliano Insua hat er zudem einen Partner, der sein Spiel ideal absichert. Ganz ähnlich funktioniert das auf rechts.

Dort hat sich Lukas Rupp, der sich zunächst im Zentrum sah, auf dem Flügel etabliert. Neuzugang Kevin Großkreutz nimmt dem 25-Jährigen viel Defensivarbeit ab – oder nutzt die Außenbahn, wenn Rupp nach innen zieht. „Lukas ist mehr der Ballhalter“, findet Trainer Kramny und hebt dessen technisches Potenzial hervor. Zudem besticht er durch enorme Laufstärke.

Auch gegen Hertha war Rupp der Fleißigste (11,99 Kilometer), legte die meisten Sprints (36) und intensiven Läufe (99) hin. Bei Flanken (4) und Torschüssen (5) lag Kostic mannschaftsintern vorn, beide gewannen zudem je zwölf Zweikämpfe (Platz zwei hinter Serey Dié). Die Krönung fand das Zusammenspiel des Flügelduos in den Toren, die sie sich gegenseitig aufgelegt haben.

Gegen Werder Bremen (2:2) legte Kostic für Rupp auf, zuletzt gegen Hertha BSC lief es andersherum. Und am Sonntag auf Schalke? Schnappt die Flügelzange wieder zu. So zumindest könnte man Wahrsager Kostic interpretieren. Der sagte über seine Saisonziele nämlich auch: „Fünf Tore und zehn Vorlagen wären ein guter Wert.“