Fokussiert auf neue Ziele mit dem VfB: Mohammed Abdellaoue (li., mit Moritz Leitner). Foto: Pressefoto Baumann

In Hannover war er zuletzt nur Joker. Das hat ihn geärgert, deshalb kam er zum VfB Stuttgart. „Ich will immer besser werden“, sagt Mohammed Abdellaoue, „beim VfB habe ich die Chance dazu.“

Stuttgart - Seine norwegischen Wurzeln kann er nur schwer verbergen. Mohammed Abdellaoue (27), in Oslo geboren und aufgewachsen, ist kein Mensch, der seine Emotionen überschwänglich nach außen trägt. „Ein bisschen unterkühlt, typisch skandinavisch halt“, sagte Manager Jörg Schmadtke, als er den Stürmer im Sommer 2010 zu Hannover 96 holte. Ganz ähnlich charakterisiert nun auch Bruno Labbadia seinen Neuzugang, für den der VfB gut 3,5 Millionen Euro Ablöse gezahlt hat. „Moa ist ein sehr zurückhaltender Mensch, sehr konzentriert, er beobachtet viel“, sagt der VfB-Trainer. Ein echter Wikinger also, kühl bis ins Herz? Keine Spur. Denn Abdellaoue hat auch marokkanische Wurzeln. Sein Großvater wanderte einst berufsbedingt nach Norwegen aus und holte die Familie nach. Deshalb darf man Abdellaoue auch eine gewisse Heißblütigkeit unterstellen – wenn er sie denn nicht unterdrückt.

Noch hält er sich zurück. „Ich bin zur rechten Zeit am rechten Ort“, sagt er betont sachlich über seinen Wechsel nach Stuttgart und präzisiert: „Der VfB ist ein großer Club. Er hat große Erwartungen, ich habe große Erwartungen und will viele Tore erzielen, Chancen für meine Mitspieler herausspielen und viel für die Mannschaft arbeiten.“

Wenn er das alles umsetzt, können das vier tolle Jahre werden. Bis 2017 läuft sein Vertrag, und mit dem, was er am besten kann, hat er gleich bei seinem ersten Auftritt begonnen. Beim 3:0 im Testspiel beim Landesliga-Aufsteiger TSV Köngen erzielte er am Mittwoch den ersten Saisontreffer des VfB. „Tore sind mein Leben“, sagt Abdellaoue, der Mann mit der linken Klebe. Vor dem gegnerischen Tor fackelt er nicht lange. Er braucht auch nicht viele Chancen, weil er die wenigen Gelegenheiten kaltschnäuzig nutzt. Abdellaoue, der Scharfschütze vom Dienst. „Ihn zeichnen Präzision beim Torschuss und eine sehr gute Abschlussstärke aus“, lobt Labbadia. Eine norwegische Zeitung hat ihn mal als effektivsten Stürmer in Europa gewürdigt, weil er für acht Saisontore nur 16 Torschüsse benötigt hatte.

„Die Konkurrenz wird mich besser machen. Und ich will immer besser werden“

Diese Quote erzielt er in der Bundesliga natürlich nicht, vergangene Saison waren es sogar nur acht Treffer in 26 Spielen, doch das hatte andere Gründe. Trainer Mirko Slomka, der ihn einst als „Tormaschine“ gepriesen hatte, vergab den Stammplatz im Sturm an Mame Diouf. Abdellaoue verkneift sich jede Kritik und sagt: „Zu Saisonbeginn war ich verletzt, und die anderen haben gut gespielt. Deshalb hat der Trainer an ihnen festgehalten.“ Das bedeutet nun nicht, dass er die Konkurrenz beim VfB fürchtet, im Gegenteil: „Die Konkurrenz wird mich besser machen. Und ich will immer besser werden.“ Ob er dann als einziger Stürmer agiert oder als Partner von Vedad Ibisevic eine Doppelspitze bildet und die Räume nutzt, ist für ihn zweitrangig: „Ich habe beide Systeme gespielt und komme mit beiden zurecht.“

Besser jedenfalls als mit Deutsch. Erstaunlich, dass Abdellaoue auch nach drei Jahren Hannover auf jede Frage auf Englisch antwortet. „Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal Deutsch spreche“, sagt er. Zusammen mit Freundin Renate, die er schon in Oslo kennengelernt hat, nimmt er Unterricht, falls es die Zeit zulässt. Denn neben dem Training sucht er zurzeit eine Wohnung: „Das ist in Stuttgart nicht einfach“, sagt er – auf Englisch natürlich.