Wechselwillig: Filip Kostic vom VfB Stuttgart Foto: Pressefoto Baumann

Unruhe kann der mit null Punkten gestartete VfB vor dem Spiel an diesem Samstag gegen Eintracht Frankfurt eigentlich nicht gebrauchen. Doch schon passiert – Filip Kostic sei Dank.

Stuttgart - Diese vermaledeite Transferperiode! Alexander Zorniger macht seinem Namen alle Ehre, als er vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/Sky) auf die Wechselabsichten von Filip Kostic angesprochen wird. Er ist gleich auf 180. „Bin ich froh, wenn endlich der 1. September ist. Wegen mir können alle Berater danach erst einmal vier Wochen in Urlaub – oder gleich vier Monate.“

Die bösen Berater. Seit dieser Woche treiben sie auch auf dem VfB-Clubgelände ihr Unwesen. Objekt der Begierde: Filip Kostic. Nachdem der pfeilschnelle Offensivspieler sich mit starken Leistungen ins Schaufenster der Bundesliga gespielt hat, wedeln kurz vor Ende der Transferperiode am Montag die Spitzenclubs mit den Geldscheinen. Und führen den 22-Jährigen in Versuchung.

So zumindest interpretiert Zorniger das aktuelle Schauspiel um den Serben. „Wenn Dir plötzlich einer das fünffache Gehalt bietet, ist es bei einem 22-Jährigen doch völlig normal, dass da was im Kopf abgeht.“ Zorniger saß am Mittwoch mit Sportvorstand Robin Dutt, Kostic und dessen Beraterstab (darunter der Bruder des Serben) zusammen. Kostic und Konsorten haben der sportlichen Führung klargemacht, dass sie den VfB gerne verlassen würden. Interesse besteht vor allem bei den Revierclubs Schalke 04 und Borussia Dortmund. Aus Schalke ist zu hören, dass Kostic ein Thema wäre, sollte Julian Draxler die Königsblauen verlassen (zum VfL Wolfsburg?) Danach sieht es Stand jetzt aber nicht aus. Wobei man bei Horst Heldt nie weiß. Aus Dortmund heißt es, dass man auf jeden Fall noch einen Spieler für die Offensive verpflichten will – das Festgeldkonto der Borussen ist nach wie vor prall gefüllt. Für den VfL Wolfsburg wäre dies glatt untertrieben, sollten Ivan Perisic und Kevin de Bruyne wie zu erwarten die Wölfe noch verlassen und das ganz große Geld in die Kasse der Niedersachsen spülen.

Schon bei Kostics Wechsel zum VfB gab es reichlich Ärger

25 Millionen Euro stehen für Filip Kostic im Raum, wenngleich die Absage von Dutt eindeutig war. Auch Zornigers Worte lassen kaum Interpretationen zu. „Es geht nicht um die Summe“, sagte er. „Mit seinen Fähigkeiten ist er nicht zu ersetzen.“Leider sei man noch nicht so weit, auf jeder Position einen adäquaten Ersatzmann zu haben.

Was zu der Frage führt, wie man als Cheftrainer mit einem unzufriedenen Spieler umgeht. Kein Problem, sagt Zorniger. Kostic sei „ ein guter Junge“, den lasse das Wechseltheater auf dem Platz kalt. „Wenn sie gesehen hätten, wie er strahlt, wenn er im Training einen Ball in den Winkel haut – wenn so psychisch Angeschlagene aussehen, wäre ich auch gerne psychisch angeschlagen.“

Doch wie geht es jetzt weiter? Vielleicht werden Kostics Berater nach dem Frankfurt-Spiel einen weiteren Anlauf unternehmen. Die VfB-Führung hat dem 22-Jährigen (geschätztes Jahresgehalt: knapp eine Million Euro) eine Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt. Wahrscheinlich geht das Spielchen in der Winterpause von vorne los.

Nach dem gerade erst zu Ende gegangenen Wechsel-Theater um Antonio Rüdiger ist Zornigers Zorn gut zu verstehen. Die entstandene Unruhe in einer solch wichtigen Phase der Saison kommt dem Trainer so gelegen wie ein verschossener Elfmeter samt Eigentor in einem Spiel. Dass es mit Kostic nicht einfach ist, konnte nach dessen Vorgeschichte aber auch Zorniger wissen. Schon beim Wechsel vom FC Groningen an den Neckar vor einem Jahr gab es reichlich Ärger. Kostics Berater verprellten den niederländischen Club derart, dass dieser die Details der Ablöse prompt ins Internet stellte – und damit wiederum die sportliche Führung des VfB auf die Palme brachte.