Verlässt Benjamin Pavard den VfB? Noch ist nix fix. Foto:  

Einmal mehr gibt es Spekulationen um den Abwehrspieler des VfB Stuttgart. Noch ist ein Wechsel zum FC Bayern aber nicht fix und alles bleibt eine Frage des Geldes.

Stuttgart - Die wichtigste Nachricht gleich vorneweg: Weder in der Medienabteilung des VfB Stuttgart in der Mercedesstraße noch in den Büros des FC Bayern in Münchens Säbener Straße haben sich die Mitarbeiter am Donnerstag atemlos auf ihre Schreibtischstühle fallen lassen, um die heißeste Personalie des Transfersommers in der Fußball-Bundesliga in wohl geformte und präzise gefeilte Sätze zu fassen. Nein, Benjamin Pavards Wechsel vom VfB zum FCB ist noch nicht fix. Aber ja, es wird weiter diskutiert und spekuliert.

Die letzte Quelle, die den Informationsfluss weiter treibt, ist diesmal der Südwestrundfunk (SWR). Der Sender berichtet, dass der Franzose bereits während der WM einen Vertrag bei den Bayern unterschrieben habe. Gültig ab 2019. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht, da die Münchner seit Jahren den Verhandlungsstand ihrer Personalien grundsätzlich nicht kommentieren. „Keinen Kommentar“, übermittelte auch Michael Reschke, denn der VfB-Manager hält es genauso. Es wird nichts gesagt, um keinen Interpretationsspielraum zu bieten. Zudem gilt es in einer geschwätzigen Branche als seriös, nicht zu viel zu reden, wenn es ernst wird.

Dem jungen Spieler wird viel Potenzial zugeschrieben

Doch halt! Niko Kovac hat etwas zu Pavard gesagt. Im Grunde aber auch nur, dass eine mögliche Verpflichtung nicht in seinen Zuständigkeitsbereich falle. Hasan Salihamidzic sei der richtige Ansprechpartner – der ist Sportdirektor. Und Kovac, der neue Bayern-Trainer, weiß lediglich, was andere auch wissen: „Ich kann schon bestätigen, dass Benjamin Pavard ein richtig guter Spieler ist. Das hat er auch bei der Weltmeisterschaft bewiesen“.

Die guten Leistungen des Abwehrspielers in Russland haben dazu geführt, dass Pavard mit nahezu jedem Spitzenverein in Europa in Verbindung gebracht wurde. Da er erst 22 Jahre alt ist, da er innen wie außen verteidigen kann, da ihm viel Potenzial zugeschrieben wird. Die Frage ist nun, wie viel einem Club dieses Paket an fußballerischer Perspektive wert ist?

Dass die Champions League Pavard lockt, ist klar

Eine festgeschriebene Ablösesumme von 35 Millionen Euro kostet Pavard im nächsten Jahr. Spätestens dann wird er nicht mehr das Trikot mit dem Brustring tragen. Das ist Reschkes Plan von Anfang an gewesen. Deshalb hat er den Vertrag vorzeitig bis 2021 verlängert. Deshalb hat der VfB dem klammen OSC Lille im vergangenen Herbst auch die Transferbeteiligung an Pavard für zwei Millionen Euro abgekauft.

Ein gewiefter Zug, wenn man bedenkt, dass der Preis seither nach oben geschnellt ist. 50 Millionen Euro sollte aufrufen, wer den Weltmeister sofort haben will. Vorausgesetzt Pavard will überhaupt schon gehen. Bisher hat er diese Absicht nicht konkret geäußert. Dass ihn die Champions League lockt, ist allerdings klar. Noch lebt beim VfB aber die Hoffnung, dass der Verteidiger sich eine Übergangssaison in Stuttgart nimmt. Gerade nach der WM. Weil er erst verspätet in die Vorbereitung einsteigt und so bei einem der europäischen Edelclubs schlechte Startvoraussetzungen hätte. Ein stattliches Handgeld gäbe es nächstes Jahr womöglich dazu.

Wie ist der Bedarf der Bayern?

Gedankenspiele. Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass das von Reschke angekündigte Gespräch zwischen dem Spieler und ihm noch nicht stattgefunden hat. Schließlich steckte Pavard nach dem Triumph von Moskau im Feierstress. Erst in Paris, dann in seinem Heimatort Jeumont. Jetzt befindet er sich im Urlaub und davor blieb wenig Zeit, um sich in Ruhe über die eigene Zukunft zu unterhalten. Ebenso wenig erscheint es plausibel, dass der Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Mannschaftsquartier der Equipe tricolore mit einem unterschriftsreifen Papier erschienen ist.

Auszuschließen ist das jedoch nicht. Zumal in einem Geschäft, in dem immer mehr Juristen und Berater mitmischen, weil die Transfers immer komplexer werden und immer irrwitzigere Summen dafür bezahlt werden. So hat der FC Bayern ja schon vor Wochen Jerome Boateng mitgeteilt, dass er sofort gehen kann – sofern er einen Verein findet, der entsprechend zahlt. 70 Millionen Euro, gerne mehr. Und sollte dies tatsächlich passieren, dann würde dies den Bedarf der Bayern an einem Innenverteidiger plötzlich erhöhen.

Dietrich und Hoeneß pflegen einen kurzen Draht

Wie aber die Strategen in Stuttgart und München einzuschätzen sind, hätten sie für diesen Fall die Fäden im Hintergrund bereits gezogen. Wobei die guten Verbindungen zwischen den Vereinen und den handelnden Personen sicher kein Nachteil wären. Reschke arbeitete für den Rekordmeister und die Präsidenten Wolfgang Dietrich (VfB) und Uli Hoeneß (Bayern) pflegen ebenfalls einen kurzen Draht. Letztlich geht es aber ums Geschäft: Pavard würde den FC Bayern bei einem sofortigen Wechsel zehn bis 15 Millionen Euro mehr kosten.