Serdar Tasci (rechts) war für viele VfB-Fans schuld am Nürnberg-Debakel. Foto: dpa

Zwei Gegentore gingen auf seine Kappe - für die Fans ist Serdar Tasci der Sündenbock.

Stuttgart - Als Julian Schieber ein Kopfball-Torpedo ansetzte und den Ball an seinem verdutzten Gegenspieler Serdar Tasci vorbei zum Nürnberger 2:0 einlochte, sah der VfB-Verteidiger einfach nur schlecht aus. Als Schieber vor dem 3:1 mit aufreizender Leichtigkeit an ihm vorbeispazierte, da hatte Tasci allen Trost dieser Welt nötig.

Stattdessen steckten die Fans die Finger in den Mund und pfiffen ihn bei jeder Ballberührung aus. Das hätte an diesem Tag so ziemlich jeder Spieler im Trikot mit dem Brustring verdient gehabt. Doch es traf nur Tasci - und das traf den Verteidiger tief ins Herz. "Dass es Pfiffe hagelt, ist in unserer Situation normal", sagte er. Dann meinte er vielsagend: "Wenn man so lange in diesem Verein gespielt hat, ist das umso bitterer." Wer den ebenso sensiblen wie stolzen Profi mit den türkischen Wurzeln kennt, der ahnt: Seine ohnehin belastete Beziehung zum VfB hat weiteren Schaden erlitten.

Tasci musste viele Enttäuschungen einstecken

Es begann unter Markus Babbel. Der ehemalige Teamchef setzte Thomas Hitzlsperger als Kapitän ab und beförderte Matthieu Delpierre ins Amt. Das wäre für Tasci nicht weiter schlimm gewesen, hätte ihm der VfB zuvor bei seiner Vertragsverlängerung bis 2014 nicht versichert, er werde seine Stellung aufwerten, indem er eine Führungsrolle bekomme.

Die nächste Enttäuschung gab es unter Christian Gross. Babbels Nachfolger setzte Tasci vergangene Saison gegen Bayern München überraschend auf die Ersatzbank. Seine Begründung: Tasci sei "noch kein gestandener Bundesligaprofi". Dabei war Tasci damals guter Dinge, die WM 2010 als Stammspieler zu erleben. Dieser Traum erfüllte sich nicht, allerdings aus anderen Gründen. Als er zurückkam, ließ Gross ihn wieder auf der Bank schmoren. Ob er noch Vizekapitän sei? "Weiß nicht", knurrte Tasci. Seither trugen Cacau, Georg Niedermeier und Timo Gebhart die Binde, Tasci nicht. "Ist nicht wichtig", sagte er neulich - gegen die eigene Überzeugung.

Die Pfiffe der Fans markieren einen neuen Tiefpunkt. "Serdar war für mich in Mönchengladbach der überragende Mann. Ihn jetzt herauszupicken ist nicht gerecht", sagte Manager Fredi Bobic. Danach fragten am Samstag aber die wenigsten.