Der Tross des VfB nach dem NBA-Spiel der Dallas Mavericks gegen die Houston Rockets. Foto: Baumann/Julia Rahn

Die USA-Reise des VfB Stuttgart hat vor allem Marketinggründe. Der Trip nach Austin soll aber auch dem Bundesligateam der Stuttgarter etwas bringen.

Konstantinos Mavropanos war sauer. Mit grimmigem Blick stapfte der griechische Abwehrspieler des VfB Stuttgart vom Trainingsplatz im St. David’s Performance Center. Dann schnappte er sich einen der herumliegenden Bälle, drosch ihn in den Himmel über Austin und schickte ihm ein paar Flüche hinterher. Nach einem kurzen Abstecher in die Kabine verschwand Mavropanos dann im Mannschaftsbus.

 

Hoppla! Was war denn da passiert?

Nicht wirklich was – zumindest nahmen sie beim VfB Stuttgart den Wutausbruch des Hünen mehr als nur gelassen zur Kenntnis. Man verbucht das als Ausweis von Mavropanos’ Ehrgeiz, dass er selbst nach einem nicht gelungenen Trainingsspiel in den Minus-Bereich der Gute-Laune-Skala rutscht. Als Beleg, dass sich da einige im Team des VfB nicht grün sind, taugt die Szene jedenfalls ganz und gar nicht.

In den Tagen von Austin sieht man gerade Konstantinos Mavropanos nämlich auch ganz anders. Wie er zum Beispiel mit einer kleinen Gruppe von Mitspielern – meist sind es Antonis Aidonis, Juan José Perea und Thomas Kastanaras, manchmal auch mit Tiago Tomas – viel abseits des Platzes unternimmt. Und wie er stets seine Freundin Lina liebevoll im Arm hält. Das ist denn auch schon viel eher das Bild, das die ganze Mannschaft des VfB während der Reise in die USA vermittelt.

Einige Führungsspieler fehlen

Dass da eine Gruppe unterwegs ist, die es gut miteinander kann. Dennoch gilt: In einem Mannschaftssport kann man nie genug haben von einem positiven Spirit. Und so sollte der Trip in die USA für den Stuttgarter Bundesligisten nicht nur die Hoffnungen auf vermarktungsrelevante Präsenz der Deutschen Fußball-Liga (DFL) erfüllen, dem VfB die Möglichkeit geben, aktuelle Sponsorenpartnerschaften zu pflegen und neue anzubahnen. Sondern eben auch eine Möglichkeit bieten, dass die Mannschaft, auf die in der restlichen Saison noch viel Arbeit zukommt, noch einmal ein bisschen mehr zusammenwächst. Weil die eigentlichen Führungsspieler Wataru Endo (mit Japan bei der WM), Borna Sosa (mit Kroatien in Katar), Waldemar Anton (nicht ausreichender Impfstatus) und Atakan Karazor (blieb zuhause wegen der noch laufenden Ermittlungen nach Verdacht der Vergewaltigung) nicht mit in die USA gereist waren, musste das auch so funktionieren.

Nicht nur deshalb hat man sich beim VfB früh entschieden, dem Trip noch eine besondere Note zu verleihen. Indem alle Spieler, Betreuer und Funktionäre die Möglichkeit hatten, ihre Familien mitzunehmen. „Dadurch“, stellte Rechtsverteidiger Pascal Stenzel nach ein paar Tagen fest, „haben wir eine lockere Atmosphäre, die wir genießen.“

Auch der Trainer Michael Wimmer, der mit seiner erwachsenen Tochter angereist ist, findet es „gut, dass sich die Familien der Spieler noch besser kennenlernen.“ Vor allem, da wegen der Coronapandemie in den vergangenen beiden Jahren gemeinsame Aktivitäten eher rar waren. „Wir konnten nach zwei Jahren, in denen kaum Veranstaltungen möglich waren, auch den Familien etwas zurückgeben“, sagte auch Sven Mislintat, der Sportdirektor. Der Torhüter Florian Müller meinte zudem: „Es ist schön, die Menschen hinter der Fußballerfassade noch besser kennen zu lernen.“ Bei zahlreichen Aktivitäten – als ganzer Tross oder in Kleingruppen – sollte das gelingen.

Am 12. Dezember geht es wieder los

Der sportliche Wert sollte in den Tagen von Austin zwar auch nicht zu kurz kommen – am Samstagabend wurde beim 4:2 gegen den 1. FC Köln auch dieser Zweck erfüllt –, stand aber im Hintergrund. Die vier Trainingseinheiten am Stadtrand von Austin waren meist kurz und nicht hoch intensiv.

Das ändert sich bald wieder. Nach einigen freien Tagen müssen die Spieler Trainingspläne im Ausdauerbereich abarbeiten ehe am 12. Dezember das Mannschaftstraining wieder aufgenommen wird. Mit, vielleicht, einem ganz neuen Teamgefühl.