Langerak, Tyton, Vlachodimos (v. li.): Kampf um die Positionen Foto: Baumann

Przemyslaw Tyton hat bei den Profis die Nase vorn, Benjamin Uphoff beim VfB II: Odisseas Vlachodimos sitzt zwischen den Stühlen, Marius Funk hofft – und Mitch Langerak ist auch noch da.

Stuttgart - Als Schiedsrichter Guido Winkmann im letzten Heimspiel gegen den FC Ingolstadt nach vier Minuten auf den Elfmeterpunkt zeigte, hatte Robin Dutt auf der VfB-Bank gleich ein gutes Gefühl. Und zugleich ein mulmiges. „Das ist die Chance, in die Saison zu kommen“, sagte der Sportvorstand zu seinen Nebenleuten. Er meinte den VfB – und ganz besonders Przemyslaw Tyton (28). Der Torhüter hatte ja nun keinen optimalen Start in die Runde erwischt. Jetzt konnte er sich auszeichnen – oder auch nicht. Es ging gut. Tyton parierte den Strafstoß und hielt auch in der Folge stark. Nun ist er erst mal sicher die Nummer eins bei den Profis.

Auch der VfB II profitiert im letzten Spiel von einem starken Schlussmann: Benjamin Uphoff (22) rettete den Derbysieg gegen die Kickers. „Er macht sich hervorragend“, lobt Dutt den Rückkehrer. Bis Ende der vergangenen Saison war Uphoff vom 1. FC Nürnberg an den VfB ausgeliehen. Er ging zurück, Thorsten Kirschbaum wollte ihm folgen – doch als sich beide Clubs nicht einig wurden, hatte Robin Dutt eine Eingebung: „Aus irgendeinem Grund, ich weiß gar nicht, warum, habe ich mir schriftlich eine Option für Uphoff zusichern lassen.“ Ein Glücksfall. Nach der Verletzung von Mitch Langerak rückte Odisseas Vlachodimos (21), der als Nummer eins der zweiten Mannschaft vorgesehen war, fest zu den Profis auf – plötzlich hatte der VfB Bedarf. Prompt kam Benjamin Uphoff zurück.

Insofern ist alles klar – eigentlich. Tyton und Uphoff haben in ihren Mannschaften fürs Erste den Stammplatz sicher. Doch im Fußball ist bekanntlich nichts betoniert, die Hierarchie von heute kann morgen überholt sein. Woran die Reservisten im VfB-Tor arbeiten – und was Przemyslaw Tyton aus eigener Erfahrung bezeugen kann.

Tytons Karriere – ein ständiges Auf und Ab

Er kennt das Wechselbad der Gefühle wie wenige andere. Bei Gornia Leczna brachte er es einst in zwei Jahren nur auf 20 Einsätze, dennoch verpflichtete ihn Roda Kerkrade – es ging aufwärts. Dort begann er als Ersatzkeeper, rückte dann zur Nummer eins auf und war nach einer Schulterverletzung ganz draußen. Dem Tief folgte das nächste Hoch: Der PSV Eindhoven holte ihn auf Leihbasis als Nummer zwei, Tyton kämpfte sich ins Tor und wurde mit PSV Pokalsieger – sein dritter Frühling.

Eindhoven gab ihm einen Vertrag und setzte ihn trotzdem wieder auf die Bank: In zwei Jahren bestritt Tyton jeweils nur sechs Spiele. Der FC Elche holte ihn, es ging wieder aufwärts – bis der Club wegen Steuerschulden zwangsabsteigen musste. Als dann der VfB anrief, hob sich Tytons Stimmung erneut, bis ihn die Kritik einholte. Jetzt ist Tyton wieder obenauf – aber bleibt er auch oben? „Ich habe immer daran geglaubt, dass sich das Blatt wendet“, sagt der polnische Nationaltorhüter.

Jetzt hat Tyton bei den Profis also die Nase vorn, und weil Benjamin Uphoff sich im Tor des VfB II etabliert hat, schauen zwei andere Schlussleute erst mal in die Röhre. Odisseas Vlachodimos bei den Profis und Marius Funk (19) in der Zweiten hatten vor der Saison auf eine tragende Rolle gehofft – vergebens. Nach der Verletzung von Mitch Langerak (27) trauten die VfB-Strategen Vlachodimos die Rolle als Nummer eins bei den Profis nicht zu. Jetzt ist er Tytons Stellvertreter, aber ohne Spielpraxis – der Verlierer im Torwartroulette? „Einen jungen Mann, der Nummer zwei in der Bundesliga ist, würde ich nicht als Verlierer bezeichnen“, widerspricht Sportvorstand Dutt.

Zum Verlierer kann Vlachodimos aber in der Rückrunde werden. Dann ist Langerak fit und streitet sich mit Tyton um die beiden Plätze bei den Profis. Vlachodimos kehrt dann von oben zum VfB II zurück, wo die Nummer eins durch Uphoff blockiert ist und Marius Funk von unten nachdrängt.

Vertrag von Torwarttrainer Andreas Menger läuft 2016 aus – und dann?

Spannende Zeiten, auch für Torwarttrainer Andreas Menger, der zurzeit einen Doppeljob ausfüllt: Eberhard Trautner, der Koordinator der Jugendtorhüter, fällt nach einer Operation an der Achillessehne aus. Konkurrenzkampf unter seinen Torleuten gefällt Menger immer. Dabei geht es aktuell auch um seine Position. Mengers Vertrag endet 2016 – Ausgang offen.