Marketing-Vorstand Rouven Kasper (links) und dem Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle bläst der Wind trotz neuem Millionenpaket ins Gesicht. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der VfB präsentiert mit Winamax aus Frankreich nicht nur einen neuen Trikotsponsor. Es gibt jetzt auch Partner für den Ärmel und die Trainingskleidung. Dennoch muss sich die Vereinsführung unangenehme Fragen gefallen lassen.

Die Vorstandsmitglieder Alexander Wehrle und Rouven Kasper haben mit Gegenwind gerechnet – und er bläst ihnen kräftig ins Gesicht. Aus den eigenen Reihen kommt der Unmut, denn ein Teil der Fans tut sich mit dem neuen Hauptsponsor des VfB Stuttgart schwer. Der Schriftzug von Winamax wird ab sofort auf den Trikots des Fußball-Bundesligisten zu sehen sein. Ein französischer Online-Wettanbieter, der zwar als seriös gilt und gutes Geld bringt, aber der schwäbische Anhang hätte doch lieber ein Unternehmen aus der Region als neuen Partner begrüßt.

 

Mit dem kürzlich verkündeten Porsche-Deal, der als Württemberger Weltmarkenbündnis verkauft wurde, weil die Mercedes-Benz Group sich zwar als Sponsor zurückzieht, aber als Investor und Automobilpartner am Ball bleibt, wurden andere Erwartungen geschürt. Zumal die VfB-Führung um Präsident Claus Vogt stets darauf verwiesen hat, dass Investoren und Sponsoren zu den Werten des VfB passen müssen.

Genügt der neue Geldgeber dem Anspruch?

Und nun? Genügt der neue Geldgeber dem Anspruch, weil er aus keinem Problem-, sondern aus dem Nachbarland kommt? Vogt und Co. werden diesbezüglich sicher Fragen aus den Fankreisen beantworten müssen, weil Glücksspiel nicht nur aus Kinder- und Jugendschutzgründen in der Gesellschaft kritisch betrachtet wird. Stichwort: Suchtverhalten.

„Um dem Rechnung zu tragen und die Verankerung des VfB in der Region zu betonen, wird auf der VfB-Trikotbrust in allen Kindergrößen der Schriftzug ‚Stuttgart‘ stehen“, teilt der Club mit. Dennoch erfüllen sich die Erwartungen der VfB-Anhänger nur im kleineren Rahmen. Im Großen haben der Vorstandsvorsitzende Wehrle und der Marketingchef Kasper bis zuletzt mit deutschen Firmen verhandelt. Sie wären wohl bereit gewesen, auf einen gewissen Betrag zu verzichten, doch der Unterschied war letztlich zu markant.

Auf 8,5 Millionen Euro pro Jahr beläuft sich das Engagement von Winamax, bis 2026 ist die Partnerschaft fixiert. „Wir haben ein in allen Parametern attraktives und auf eine stabile Zusammenarbeit ausgerichtetes Paket abschließen können, das bei der aktuellen Marktlage im Sponsoring für einen Bundesligisten ohne europäischen Wettbewerb alles andere als selbstverständlich ist“, sagt Kasper.

Sportfive ist involviert

Ermöglicht wurde der Abschluss mit den Franzosen auch durch die Zusammenarbeit mit Sportfive. Die Hamburger Sportmarketing-Agentur fädelte das Geschäft ein, erhält dafür aber keine Extraprovision. Die Einnahmen von Sportfive, das Garantien gibt und Personal einsetzt, richten sich in einem Stufenmodell nach dem Gesamtvolumen im VfB-Marketing.

Doch zum Millionenpaket gehört jetzt nicht nur der Onlinepoker-Spezialist mit Hauptsitz in Paris, sondern ebenso ein neuer Ärmelpartner sowie erstmals ein Sponsor für die Trainingskleidung der Profis. Das Logo der Hep Global mit Sitz in Güglingen (bei Heilbronn) wird auf dem Ärmel zu sehen sein (bisher EQ von Mercedes) – für durchschnittlich 1,5 Millionen Euro im Jahr. Q-nnect, ein Start-up aus dem Rhein-Neckar-Kreis, prangt künftig auf der Trainingskleidung der Bundesliga-Spieler und wird Hauptpartner der VfB-Jugend. Die Mannheimer zahlen dafür durchschnittlich 2,5 Millionen Euro im Jahr in einem gestaffelten Modell.

Also ein Unternehmen, das weltweit Solarparks entwickelt und betreibt, und eine innovative Softwarefirma ergänzen die Sponsorenpyramide, beide aus Baden-Württemberg. „Mit diesem Portfolio von Partnern, das unseren regionalen Fokus mit internationaler Strahlkraft verbindet, ist der VfB für die kommenden Jahre hervorragend aufgestellt“, sagt Wehrle.

In Summe bringt das 35 Millionen Euro in drei Jahren. Auf eine Saison heruntergebrochen kassieren die Stuttgarter nun sogar mehr, als der langjährige Hauptsponsor Mercedes-Benz vor seinem Rückzug überwiesen hat. Nach Informationen unserer Redaktion sind es 20 statt 16 Millionen Euro – unter Berücksichtigung der Pakete, die sich der Sportwagenhersteller Porsche und seine Tochtergesellschaft MHP (IT-Beratung) bereits gesichert haben. Darin enthalten sind die Namensrechte am Stadion und der Platz auf den Trikotärmeln der VfB-Nachwuchsteams.