Weiter, immer weiter: Trainer Michael Wimmer feuert seine Jungs an. Foto: Baumann

VfB-Interimscoach Michael Wimmer feiert in seinem vierten Spiel den dritten Sieg – nimmt sein Team nach dem Erfolg gegen den FC Augsburg aber eindrücklich in die Pflicht.

Am Ende war Michael Wimmer mittendrin. Lange genug hatte er es bei diesem aufregenden Fußballthriller von Bad Cannstatt in seiner Coachingzone aushalten müssen. Lange genug raufte er sich die Haare, feuerte an, haderte und applaudierte. Er tat also das, was ein Fußballlehrer so macht, um während der 90 Minuten den berühmten Dampf draußen an der Linie abzulassen.

 

Als der wilde Ritt vorbei war, wollte der Interimscoach nur noch zu seinen Jungs auf den Platz, rein in die Jubeltrauben, rein ins Epizentrum der Emotionen. Zum Schluss hüpfte Wimmer mit seinen Profis vor der Cannstatter Kurve. Arm in Arm, auf und nieder, immer wieder: Der Schulterschluss zwischen Trainer und Team war nach dem 2:1-Erfolg samt dem Siegtor in der Nachspielzeit gegen den FC Augsburg sichtbar. Hinterher war er in den Katakomben auch hörbar.

Drei seiner bisherigen vier Pflichtpartien als Stuttgarter Interimscoach hat Wimmer nun gewonnen – und so, wie sich das nach dem Dreier am Samstag gegen Augsburg aus dem Mannschaftskreis anhörte, hat Wimmer auch seine Spieler für sich gewonnen. „Die Bilanz spricht für sich, Michi geht sehr auf die Spieler zu, führt viele Gespräche, holt alle ins Boot“, sagte etwa der Stürmer Luca Pfeiffer und ergänzte, dass man auf „einem guten Weg“ sei. Wenig später setzte auch der Siegtorschütze Waldemar Anton zu einer kleinen Lobeshymne auf den Coach an: „Michi ist ein Supertyp. Er kennt jeden Spieler, das ist ein wichtiger Punkt“, sagte er also über Wimmer, der laut Sportdirektor Sven Mislintat einer von derzeit drei Kandidaten ist, die VfB-Profis ab Mitte November dauerhaft zu übernehmen.

Dass Siege die besten Argumente für eine Festanstellung als Cheftrainer sind, weiß Wimmer selbstredend genau. Erst recht, wenn sie so zustande kommen wie gegen Augsburg. 31 Torschüsse gab der VfB am Samstag ab, so viele gab es seit März 2007 nicht mehr. Die dominante Schlussphase mit Großchancen und zupackendem Auftreten macht Mut – auch, weil sich die Stuttgarter Mannschaft dieses Mal von mehreren Schwächephasen im Spiel nicht aus der Bahn werfen ließ und im Gegensatz zu den meisten Auftritten in dieser Saison Widerstandsfähigkeit an den Tag legte.

Dabei ließ das, was der VfB gegen Augsburg zu Beginn der beiden Halbzeiten zeigte, noch das Schlimmste befürchten. Augsburg war da jeweils klar besser, was für Wimmer nicht zu erklären war. „Wir haben uns viel vorgenommen, wollten aggressiv sein und hatten dann keinen Zugriff“, sagte der Coach. Das finale Hoch gab es gegen Augsburg also erst nach einigen Tiefs, weshalb Wimmer dieses Fazit zog: „Wir werden den Jungs klarmachen, dass nicht alles gut war, wir haben keinen überzeugenden Supersieg geschafft, es gibt vieles zu verbessern.“

Mit dieser Herangehensweise will Wimmer mit dem Blick auf das nächste Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am Freitag das verhindern, was vor dem vergangenen Gastspiel bei Borussia Dortmund passiert ist. Auch da war der VfB nach zwei Auftaktsiegen unter Interimstrainer Wimmer mit Rückenwind angereist – und kehrte nach dem blutleeren Auftritt beim 0:5 desillusioniert zurück.

Noch also ist der kleine Aufschwung unter Wimmer ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden will. Mit elf Punkten liegt der VfB jetzt zwar immerhin knapp vor den Abstiegsplätzen, mehr aber auch nicht – weshalb Wimmer seine Jungs in die Pflicht nahm. „Das, was wir gegen Augsburg an Intensität, Kampfgeist und Laufbereitschaft gezeigt haben, das müssen wir jedes Spiel an den Tag legen – denn das hatten wir gegen den BVB nicht, da war es eine defensive Katastrophe.“

Die sich nun beim Gastspiel bei der nächsten Borussia nicht wiederholen soll.