Der Doppeltorschütze Sasa Kalajdzic (li.) klatscht bei Nicolas Gonzalez ab. Foto: Imago/Ralf Poller

Er kam, sah – und steuerte beim 2:2 des VfB gegen Union Berlin die beiden Tore im Schlussspurt bei. Sasa Kalajdzic avancierte so zum Matchwinner bei den Stuttgartern. Und doch musste der Österreicher etwas zittern.

Stuttgart - Die Zitterpartie in der Nachspielzeit dauerte aus VfB-Sicht endlose Minuten. Doch dann zeigte der Schiedsrichter Sascha Stegemann in der 93. Minute nach Funkkontakt mit dem Videoassistenten im Kölner Keller in Richtung Mittelkreis. Der Rest war Jubel im Stuttgarter Lager. Kein Handspiel, so lautete die richtige Entscheidung des Referees, nachdem Sasa Kalajdzic das Zuspiel von Daniel Didavi im Strafraum von Union Berlin mit der Brust gestoppt hatte. Auch der zweite Treffer des langen Österreicher zählte – und die Stuttgarter hatten sich mit dem 2:2 (0:1) gegen die Eisernen immerhin einen Punkt gesichert.

Zwar wartet das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo auch nach dem sechsten Heimspiel der Saison auf einen Heimsieg. Doch mit dem späten Punkt gegen die Hauptstädter konnte der Aufsteiger am Dienstagabend gut leben. Denn lange hatte es nach einer Niederlage ausgesehen. Marvin Friedrich (4.) und Taiwo Awoniyi (77.) hatten Union Berlin 2:0 in Führung gebracht.

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Doch dann drehte der erst in der 80. Spielminute eingewechselte Kalajdzic den Spieß um. Das 1:2 gelang dem Stürmer per Kopf (85.) nach Ecke von Philipp Klement, das 2:2 per Linksschuss aus der Drehung. „Ich bin absolut happy. Denn ein bisschen gezittert habe ich schon, bis das zweite Tor gegeben wurde“, sagte Kalajdzic. „Wir sind nicht in den Rhythmus gekommen und hatten zunächst ungewöhnlich viele Fehlpässe“, analysierte der Trainer Matarazzo: „Doch dann haben wir den Vorwärtsgang eingelegt. Und Sasa hat letztlich seine Qualität bewiesen.“

Früher Rückschlag für den VfB

Lange dauerte es nach Anpfiff nicht, und der VfB musste gleich einen Rückschlag hinnehmen: Zunächst leistete sich Konstantinos Mavropanos ein überflüssiges Foul (4.). Den Freistoß brachte der Union-Kapitän Christopher Trimmel in den Strafraum, wo Wataru Endo das Kopfballduell gegen Marvin Friedrich verlor – 0:1. Dass die Eisernen aus Köpenick bei Standards besondere Gefahr entwickeln, war bereits vor dem Spiel bekannt. „Das müssen wir viel besser lösen“, sagte der Sportdirektor Sven Mislintat.

Doch der VfB, zuletzt noch umjubelter Bezwinger des Vizemeisters BVB, hatte auch in anderen Bereichen zu rudern. So leisteten sich die Stuttgarter viele Fehler im Aufbauspiel, anstatt steil wurde meist quer gepasst – und so war vom zuletzt so rasanten Tempospiel à la VfB wenig zu sehen. Leichtfüßige Spieler wie Silas Wamangituka hatten zudem auf dem nasskalten Rasen zunächst Standprobleme.

Auch Mister Zuverlässig zeigt Schwächen

Obendrein machte sich der kurzfristige Ausfall von Orel Mangala im Maschinenraum des VfB-Spiels negativ bemerkbar – es fehlte die Balance im Mittelfeld. Denn Mister Zuverlässig Wataru Endo, der diesmal seinerseits Anlaufschwierigkeiten offenbarte, war zu oft auf sich allein gestellt. Kurzum: Der Aufsteiger tat sich gegen selbstbewusste Gäste aus Berlin schwer.

Lediglich eine echte Torchance gab es bis zur Pause: Das war, als Mateo Klimowicz nach Vorlage von Borna Sosa den Union-Keeper Andreas Luthe mit einem Fernschuss prüfte (12.). Allein das Torschussverhältnis von 10:5 zugunsten von Union sprach zur Pause eine deutliche Sprache. „Wenn die Berliner 2:0 führen, können wir uns nicht beschweren“, analysierte Sven Mislintat.

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Pellegrino Matarazzo reagierte, brachte zur zweiten Halbzeit Coulibaly und Daniel Didavi für Klimowicz und Sosa. Und es ging auch gleich gut los: Gonzalez traf nach Didavi-Vorlage per Seitfallzieher die Latte (46.), dann scheiterte der Argentinier per Kopf knapp (51.).

Der Ball lief jetzt wieder flüssiger durch die Stuttgarter Reihen. Auch, weil Matarazzo seinem Team mit der Einwechslung des jungen Tanguy Coulibaly eine weitere spielerische Note hinzufügte. Doch lange Zeit fehlte es dem VfB vorne an der Durchschlagskraft. Die Berliner hatten hinten längst auf Fünferkette umgestellt – und verteidigten ganz abgezockt.

Schweres Auswärtsspiel in Wolfsburg

In der 77. Minute folgte vorne zudem der zweite Berliner Streich, als der eingewechselte Pascal Stenzel eine Flanke unterschätzte. Taiwo Awoniyi stand dahinter goldrichtig – und köpfte zum 0:2 ein. Doch dann kam Kalajdzic, sah und traf per Doppelpack zum 2:2-Endstand. Und die Reise des VfB geht in dieser englischen Woche weiter. Am Sonntag (18 Uhr) steht für den VfB nun das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg an. Gegen das aufstrebende Team von Trainer Oliver Glasner ist das keine leichte Aufgabe.

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