Er spielt gut, er dribbelt stark – und zuletzt entdeckte er die Torgefahr für sich. Im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den VfL Bochum an diesem Mittwoch (19 Uhr/Sky) will Ibrahima Traoré an seine tollen Leistungen anknüpfen. Foto: dpa

Er spielt gut, er dribbelt stark – und zuletzt entdeckte er die Torgefahr für sich. Im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den VfL Bochum an diesem Mittwoch (19 Uhr/Sky) will Ibrahima Traoré an seine tollen Leistungen anknüpfen.

Stuttgart - Es gab eine Zeit im Leben des Ibrahima Traoré (24), da brachte er seine besten Leistungen in der dritten Halbzeit. Kaum unterzukriegen war der junge Mann, er bewies Durchhaltevermögen. Oft die ganze Nacht lang. Wenn Traoré und seine Kollegen vom FC Augsburg damals Siege in der zweiten Liga feierten, ging es auf die Pirsch. „Ich habe mit meinen Freunden immer gut gefeiert – aber wir konnten es uns ja leisten, wir haben ja meistens gewonnen“, sagt Traoré. Fast schon legendär sind die Bilder der Aufstiegsfeier des FCA, als Traoré wie ein Irrwisch durch den Kabinengang stürmte und immer wieder einen Satz in die TV-Kameras schrie: „Ich bin der Partykönig!“

Nun, knapp eineinhalb Jahre später, sagt der linke Außenstürmer des VfB Sätze, die so gar nicht mehr zum wilden, aufgeregten Leben in Augsburg passen. „Ich bin ruhiger geworden“, erzählt der kleine Wirbelwind, der 2011 vom FCA nach Stuttgart wechselte: „Party kostet viel Kraft – heute bin ich nicht mehr die ganze Nacht draußen.“

Ibrahima Traoré – der Kindskopf von einst wird erwachsen. „Wir spielen hier immer englische Wochen“, sagt er, „da kann man nicht feiern.“ Doch wer glaubt, dass Traoré immer unruhig daheim sitzt, dass er mit den Hufen scharrt und eigentlich wieder losziehen will, täuscht sich gewaltig. „Ich will das jetzt gar nicht mehr so“, sagt Traoré – und das hat mit einer jungen Frau namens Maud zu tun. Seit Oktober ist Traorés Jugendliebe in Stuttgart. „Sie ist auch mein bester Kumpel, wir sind immer zusammen – da brauche ich nicht mehr so oft weg“, sagt der 61 Kilogramm leichte Außenstürmer.

Immer wieder zurückgeworfen wegen kleinerer Verletzungen

Der junge Mann jedenfalls wirkt verdammt erholt in diesen Wochen – und dabei profitiert er von seinem Reifeprozess. In der Ruhe liegt die Kraft des Ibrahima Traoré. Zuletzt wirbelte er auf der linken Außenbahn, dass es eine Freude war. Und auch an diesem Mittwoch im Pokal-Viertelfinale gegen den VfL Bochum (19 Uhr/Sky) will er den Gegenspielern mit seinen Tempodribblings wieder Angst und Schrecken einjagen.

Traoré hat in dieser Saison Konstanz in seine Leistungen gebracht. Auch, als es zu Beginn der Rückrunde nicht lief und der VfB eine Niederlage nach der anderen kassierte, fiel Traoré positiv auf. Weil er sich nicht runterziehen ließ und weiter stark spielte – was viel mit Vertrauen zu tun hat. Das spürt der Außenstürmer nun, nachdem der Start in Stuttgart im Sommer 2011 eher holprig war. „Damals hatten die Jungs, die gerade den Klassenverbleib geschafft hatten, einen Bonus“, sagt Traoré im Rückblick.

Zudem warfen den Flügelflitzer immer wieder kleinere Verletzungen zurück. In der Rückrunden-Vorbereitung war Traoré dann für Guinea beim Afrika-Cup im Einsatz, wieder gab es nach der Rückkehr Blessuren. „Und die anderen hatten dann einen tollen Lauf“, sagt Trainer Bruno Labbadia, „da war es schwer für Ibo, ins Team zu rutschen.“

Flügelflitzer mit Schuhtick

Das änderte sich in der Vorbereitung auf diese Saison. „Da hat Ibo seine Chance genutzt“, sagt der Coach, „da war er topfit, und einige andere Spieler hatten Blessuren.“ Traoré startete durch – und durchlebte in den vergangenen Monaten auch einen Reifeprozess auf dem Platz. Denn dass er ein formidabler Dribbler ist, der gute Flanken schlagen kann, war bekannt. Zuletzt aber hat der Außenstürmer noch etwas anderes in sein Spiel gebracht: Torgefahr. Zu beobachten war das am Samstag, als Traoré zum 1:0 gegen Nürnberg (Endstand 1:1) traf. „Wir fordern von Ibo, dass er noch mehr in die Abschlusspositionen kommt, dass er auch dann nachrückt, wenn der Angriff über die rechte Seite geht“, sagt Labbadia. Und Traoré betont, dass er in der Vergangenheit oft nicht präsent genug im Strafraum gewesen sei: „Der Trainer hat mir das immer wieder auf Video gezeigt – und jetzt habe ich es umgesetzt.“

Traoré ist eben reifer geworden in dieser Saison – nur in einer Sache ist er ein Kindskopf geblieben. Der Flügelflitzer hat einen Schuhtick, seit er 17 Jahre alt ist. Über 40 Sneakers hat er zurzeit – und die müssen obendrein farblich immer zu den Baseballkappen passen, die er trägt. „Da ist meine Freundin immer ein bisschen sauer auf mich“, sagt Traoré und lacht: „Sie kann es einfach nicht verstehen, dass der Mann mehr Schuhe haben kann als die Frau.“