Letzte Anweisungen: Der VfB-Stürmer Tanguy Coulibaly (links) hört, was der Trainer Sebastian Hoeneß ihm zu sagen hat – und auch Tiago Tomas steht zur Einwechslung bereit. Foto: Baumann/Julia Rahn

Bei Tanguy Coulibaly und Tiago Tomas stehen die Zeichen auf Trennung. Doch zuvor braucht der VfB im Abstiegskampf die beiden Stürmer noch.

Wieder ein Schlüsselspiel. Freitagabend, Flutlicht und Fans, die eine hitzige Atmosphäre schaffen. Es gibt angenehmere Spielorte als die Arena des FC Augsburg, wo sich ab 20.30 Uhr der Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga für den VfB Stuttgart verdichtet. Dort geht es kernig zur Sache. „Sie haben eine klare Spielidee“, sagt Sebastian Hoeneß über die Mannschaft des FCA, „grundsätzlich versuchen sie, über Manndeckung sofort Druck auf den Gegner zu entwickeln und hohe Balleroberungen zu erzwingen. Mit Ball wählen sie dann den direkten Weg zum gegnerischen Tor.“

Darauf stellt der neue VfB-Trainer sein Team im Kellerduell ein. „Es wird körperlich, es wird intensiv, es wird auch wehtun“, weiß Hoeneß und sieht Parallelen zur Begegnung beim kampfstarken VfL Bochum (3:2). Auch, weil diese Konkurrenten die meisten Punkte im eigenen Stadion ertrotzen. Acht Ligasiege stehen bei den Augsburgern insgesamt zu Buche, alle haben sie nur mit einem Tor Vorsprung für sich entschieden.

Eine besondere Bilanz

Fünfmal erzielte die Elf von FCA-Trainer Enrico Maaßen gar das minimalistischste aller Ergebnisse – 1:0. Viermal gelang das im eigenen Stadion, dreimal an einem Freitagabend. Nichts für Schöngeister sind diese Partien also. Spielerische Defizite werden über eine körperbetonte Vorgehensweise kompensiert – aber das ist nichts, worüber es zu klagen gilt. Denn Hoeneß ist sich sicher: „Wir werden Räume bekommen.“

Vielleicht nicht gleich, aber nach 60 Minuten könnte wieder die Stunde der Einwechselspieler schlagen. Silas Katompa, Tanguy Coulibaly und Tiago Tomas sind da in erster Linie zu nennen – mit ihrem Tempo und ihren Toren. Silas und Coulibaly trafen zuletzt beim 3:3 gegen Borussia Dortmund. Wobei gerade Coulibalys Aktion für viele Anhänger ein Aha-Erlebnis nach etlichen Fehlversuchen darstellte, weil er sich bei seinem Dribbling diesmal nicht verhedderte.

Über den linken Flügel kam der Franzose, mit mehrfachen Übersteigern zog er nach innen und schoß mit rechts. Abgefälscht landete die Kugel im BVB-Tor. Coulibalys zweiter Saisontreffer brachte den VfB zurück ins Spiel, und Hoeneß meint: „Wir brauchen Jungs, die brennen, wenn sie reinkommen.“ Das tut der 22-Jährige zweifellos – und doch stehen die Zeichen auf Trennung, unabhängig von der Ligazugehörigkeit.

Coulibalys Vertrag läuft im Sommer aus. Nach Informationen unserer Redaktion soll er ein sechsstelliges Monatsgehalt kassieren – was nicht in Relation zu seinen Leistungen steht. Die Offensivkraft hat es in dieser Saison bei neun Einsätzen nicht einmal in die Startelf geschafft. Sein Entwicklungspotenzial wird nicht mehr als allzu groß eingestuft. Zumal der Sportdirektor Fabian Wohlgemuth Veränderungen im Kader anstrebt.

Wie läuft es mit Wahid Faghir?

Diese betreffen ebenso Tiago Tomas, Leihgabe von Sporting Lissabon. Ein Spieler mit Speedy-Gonzalez-Qualitäten. Der 20-jährige Portugiese hat einen ähnlich schnellen Antritt wie die mexikanische Zeichentrickmaus. Am Ende seiner Sprints stehen jedoch erst zwei Treffer und drei Torvorlagen bei 24 Pflichtspieleinsätzen. Zu wenig, um eine Ablösesumme von 15 Millionen Euro zu rechtfertigen. So viel Geld müsste der VfB zahlen, wenn er die Kaufoption nun zieht.

Tomas war schon für einen geringeren Betrag fest zu verpflichten. Im vergangenen Dezember für zwölf Millionen Euro, in der Transferperiode zuvor für knapp zehn Millionen Euro. So hatte es der frühere Sportdirektor Sven Mislintat verhandelt.

Der VfB ließ die Möglichkeiten jedoch verstreichen und plant nun mit einer Rückholaktion im Angriff. Wahid Faghir (19), mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet und an den FC Nordsjaelland ausgeliehen, soll eine zweite Chance in Stuttgart erhalten. Bei Mohamed Sankoh (19/Vertrag bis 2026) sieht es dagegen anders aus. Der Niederländer, der gerade für Vitesse Arnheim stürmt, soll ein weiteres Jahr verliehen werden. Zukunftsmodelle. In der Gegenwart braucht der VfB noch die Energie von Coulibaly und Tomas.