Der VfB Stuttgart legte bei der TSG Hoffenheim eine Gala hin – überzeugte aber auch durch ein ganz spezielles Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Trainer, kommentiert Sport-Autor Marco Seliger.
Es mögen auf den ersten Blick eher unwesentliche Gesten und Ansagen gewesen sein, die der VfB-Trainer Sebastian Hoeneß zu Beginn der zweiten Hälfte in seiner Coaching-Zone gemacht hat. Seine Mannschaft führte bei der TSG Hoffenheim am Samstagabend nach einem Galaauftritt in der ersten Halbzeit mit 2:0. Wenig bis nichts deutete auf eine Wende hin – aber der VfB Stuttgart war in den ersten zehn Minuten im zweiten Abschnitt nicht mehr so griffig und dominant unterwegs wie in den ersten 45 Minuten.
Kleine Nachlässigkeiten schlichen sich ein, mehr nicht. Doch was machte Hoeneß? Er ruderte ein paar Mal wild mit den Armen, machte mehrfach klare Ansagen in Richtung seiner Profis – und einmal, da bekam Rechtsverteidiger Josha Vagnoman nach einem schlampigen Pass einen kurzen, aber gewaltigen Einlauf.
Hoeneß also blieb im roten Rausch von Sinsheim nüchtern und gab den Takt vor. Er schärfte die Sinne, bevor sich da auf dem Platz in der TSG-Arena im Rücken des vermeintlich sicheren 2:0-Vorsprungs auch nur ein auch Hauch von Selbstgefälligkeit breit machen konnte bei seinen Profis. Der Coach gab damit auch die Richtung für die restlichen acht Spieltage vor: niemals nachlassen, nicht ausruhen, immer weitermachen, nicht überheblich werden, den Fokus behalten.
So war es war mit die beste Nachricht dieses gelungenen Fußballabends aus Sicht des VfB, dass die Mannschaft nach den besagten ersten zehn Minuten in der zweiten Halbzeit schnell wieder zur Dominanz aus der ersten Spielhälfte fand. Das Zusammenspiel zwischen Trainer und Team funktionierte also mal wieder prächtig. Niemals nachlassen, nicht ausruhen, immer weitermachen – nach diesem Motto agierten die VfB-Profis nun auch wieder auf dem Platz. Sie fanden gegen Hoffenheim zur großen Dominanz von Hälfte eins zurück, ließen den Gastgebern keine Chance, irgendwie ins Spiel zu finden – und legten mit dem entscheidenden 3:0 nach. Deckel drauf, Ende Gelände!
Fußballerisch läuft es bei den Jungs in weiß und rot sowieso, die Mannschaft ist in einem Flow, wie es der aktuelle Hoffenheimer und ehemalige Stuttgarter Trainer Pellegrino Matarazzo feststellte. Die Dinge funktionieren, sie sind im Fluss. Die Magie des Erfolgs. Mit Blick auf die mögliche Qualifikation für die Champions League kommt aber nach den Eindrücken von Sinsheim ein möglicherweise entscheidender Faktor hinzu: Die absolute Gewinnermentalität, das Gen, immer weiterzumachen. Und damit die Gabe, kleinste Mängel und Schlampigkeiten sofort wieder abzustellen, noch während eines Spiels.
Diese Mischung aus Klasse, Erfolgslauf und dem steten Erfolgshunger macht Hoffnung, dass der Weg des VfB am Ende der Saison tatsächlich dorthin führen wird, wovon längst alle träumen: schnurstracks in die Königsklasse.