Haben Stuttgarter Wurzeln: Sami Khedira (zweiter v. links) und Mario Gomez (zweiter von rechts). Foto: dpa

Fünf Kicker mit Stuttgarter Wurzeln sind derzeit im Kader von Bundestrainer Löw – Dutt arbeitet an der Fortsetzung der Erfolgsgeschichte. Einige Talente stehen schon in den Startlöchern.

Stuttgart/Hannover - Die Liste ist lang und nicht arm an prominenten Namen – immer wieder streiften Spieler des VfB Stuttgart das Trikot der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft über. Am vergangenen Freitag, noch bevor der Terror den sportlichen Wert des Länderspiels gegen Frankreich komplett in den Hintergrund drängte, durften sich die Anhänger der Roten an Zeiten erinnern, in denen ihr Club gleich einen ganzen Block im DFB-Team stellte.

Als sich die Mannschaft in den weißen Trikots und den schwarzen Hosen vor dem Anpfiff zum Mannschaftsfoto zusammenfand, standen in der hinteren Reihe Arm in Arm: Antonio Rüdiger, Mario Gomez und Sami Khedira. Auf der Bank saß Sebastian Rudy, nicht im Kader, aber im Kreis der Nationalmannschaft zudem dabei: Bernd Leno. Fünf Spieler also, die mindestens in ihrer Jugend für den VfB Stuttgart aufgelaufen und auf dem Wasen fußballerisch ausgebildet worden sind. „Das ist eine Auszeichnung für die frühere Jugendarbeit des VfB“, sagt Robin Dutt – und gleichzeitig ein Ansporn, mit der neuen Führungsriege und den aktuellen Talenten daran anzuknüpfen.

Der Sportdirektor der Roten lässt jedenfalls keinen Zweifel daran, dass der Club nicht von seiner Vergangenheit zehren möchte, sondern ihm auch in der Gegenwart und näheren Zukunft ein deutscher A-Nationalspieler gut zu Gesicht stehen würde. „Für die Fans, das Umfeld und natürlich auch den sportlichen Erfolg ist es gut, wenn man auch deutsche Nationalspieler in seinen Reihen hat“, sagt Dutt. Aus eigener Erfahrung weiß er aber auch: Solche Talente zu finden und zu entwickeln ist das eine, sie dann auch im Verein zu halten das andere.

Leno hütet das Tor in Leverkusen

Bernd Leno hütet mittlerweile das Tor von Bayer Leverkusen, Sebastian Rudy kickt bei der TSG Hoffenheim, Mario Gomez stürmt für Besiktas Istanbul, Sami Khedira läuft für Juventus Turin auf, und Antonio Rüdiger tauschte im vergangenen Sommer das VfB-Trikot gegen jenes vom AS Rom. „Jeder Wechsel hatte seine eigene Geschichte“, sagt Robin Dutt, der auch für die Zukunft nicht ausschließt, Spieler mit Nationalmannschaftsambitionen zu verkaufen. Der Sportchef der Roten sagt aber auch: „Die Balance muss stimmen.“ Und der Preis.

Als der FC Bayern einst über 30 Millionen Euro für Mario Gomez bot, ergab dessen Verkauf durchaus Sinn. Auch alle anderen ehemaligen Stuttgarter im aktuellen DFB-Kader spülten Millionen in die Vereinskasse. Und auch ganz grundsätzlich kennt Dutt die Gesetze der Branche: „Die Verweildauer der Spieler in einem Verein wird immer kürzer, für alle Clubs unterhalb des FC Bayern ist es wahnsinnig schwierig oder sehr teuer, Topspieler zu halten.“ Der VfB will es dennoch versuchen.

Der letzte A-Nationalspieler aus dem Kreis der Roten war vor seinem Wechsel Abwehrspieler Antonio Rüdiger. Das Potenzial, ihm zu folgen, hätten einige Talente in den verschiedenen Teams des Vereins, meint der Sportvorstand. Timo Werner und Odisseas Vlachodimos spielen aktuell für die deutsche U-21-Nationalmannschaft, Max Besuschkow und Arianit Ferati bei den U-19-Junioren des DFB, auch in den weiteren Auswahlkadern stehen VfB-Akteure. Dutt war zuletzt fleißig daran, Verträge mit Toptalenten zu verlängern. Die Strategie ist klar: Möglichst viele Spieler aus der eigenen Jugend sollen jeweils im Kader der Bundesligamannschaft stehen, vier oder fünf von ihnen am Wochenende jeweils im Kader für die Partien im Oberhaus. Drei oder vier Eigengewächse wünscht sich Dutt in der VfB-Startformation – das i-Tüpfelchen wäre dann wieder ein eigener A-Nationalspieler. „Das kann heutzutage schnell gehen“, sagt Dutt und nennt das Beispiel des Schalkers Leroy Sané, „grundsätzlich traue ich das auch einigen unserer Jungs zu.“