Auf die Defensive bedacht: Der VfB mit Florian Klein (hi.) Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart braucht Siege, schießt aber kaum noch Tore. Auch beim 0:0 im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln scheut Trainer Huub Stevens das Risiko. Mal sehen, ob sich das am Ende auszahlt.

Köln - So ein bisschen wunderte sich Martin Harnik ja selbst – darüber, dass das, was in der 23. Minute der Partie des VfB Stuttgart beim 1. FC Köln passiert war, nach dem Abpfiff als größte Möglichkeit seines Teams herhalten musste. Harnik war da in zentraler Position auf dem Weg zum Kölner Tor gewesen, aus 20 Metern zog er ab, FC-Keeper Timo Horn musste sich ein bisschen strecken, mehr aber auch nicht. „Eine richtig gute Chance“, sagte Harnik, „sieht anders aus.“ Aber eine richtig gute Chance gab es ansonsten nicht am Mittwochabend für den VfB. Und dafür gab es einige Gründe.

Der erste: Das Kölner Team, das nicht unbedingt so auftrat, wie man sich eine Heimmannschaft gemeinhin vorstellt. Statt den Versuch zu unternehmen, Gegner und Spiel zu dominieren und einen eigenen Treffer zu erzwingen, konzentrierte sich die Mannschaft von Trainer Peter Stöger darauf, keine Chancen der Gäste zuzulassen. Der zweite Grund war der VfB selbst, der seinerseits zwar einen recht schwungvollen Beginn hinlegte, dann aber ähnlich agierte wie die Kölner.

Also nach dem Motto: Safety first. „Wir haben uns auf die Defensive konzentriert und wollten nichts anbrennen lassen“, sagte Martin Harnik – und ergänzte: „Bei Köln war es nicht anders.“ Was zusammen ein recht zerfahrenes Match ergab, in dem spielerische Glanzpunkte so selten waren wie eine Schneelawine in der Sahara. Folgerichtig stand es auch am Ende 0:0 – weil Grund drei noch hinzugekommen war.

Der belegte das aktuelle Problem der VfB-Mannschaft, wenn sie ihr Hauptaugenmerk auf die Defensive legt: Dann geht nach vorne so gut wie nichts mehr. „Für uns Offensivspieler war es ein schwieriges Spiel“, sagte Harnik. Und Torhüter Sven Ulreich klagte: „Das Selbstvertrauen ist nicht da, wir haben uns zu wenige Chancen herausgespielt.“ Und so steckt der VfB mit nunmehr 18 Punkten nicht nur weiter im Tabellenkeller fest, sondern bewegt sich auch nach wie vor in gleich zwei Teufelskreisen.

Der eine betrifft Torausbeute und Ergebnisse. Der VfB braucht Siege, aber ohne Tore keine Siege, und ohne Chancen keine Tore. Dazu kommt die Sache mit dem Selbstvertrauen. Das Team braucht Selbstvertrauen, um zu siegen, aber um Selbstvertrauen zu tanken, braucht die Mannschaft Siege. Trainer Huub Stevens hatte 20 Minuten vor Schluss überlegt, mit der Einwechslung von Alexandru Maxim das Risiko zu erhöhen, entschied sich dann aber dagegen und brachte den Rumänen erst kurz vor Schluss. Dabei ist klar: Der VfB benötigt dringend ein Erfolgserlebnis – ganz egal, wie.

Bis es so weit ist, versucht man sich an die Hoffnung auf steten Fortschritt zu klammern. „Es ist ein Punkt, mehr nicht, aber damit müssen wir zufrieden sein“, sagte Stevens nach dem Abpfiff in Köln. „Wir stehen jetzt defensiv viel sicherer, darauf müssen wir aufbauen“, erklärte Martin Harnik. Und Moritz Leitner war sich sicher, dass das Glück zurückkomme, wenn er und seine Kollegen „als Mannschaft weiterhin unbedingt wollen“. Womöglich am Samstag?

Nun ja, dann ist um 15.30 Uhr der FC Bayern zu Gast in der Mercedes-Benz-Arena. Die Chancen auf einen Erfolg stehen eher schlecht, aber vielleicht liegt darin ja eine Möglichkeit. Sven Ulreich jedenfalls wollte es nicht ausschließen. „Jetzt müssen wir zuhause mal was holen“, sagte der VfB-Keeper.