William Kvist gibt den Takt vor. Der VfB Stuttgart baut auch in Nürnberg auf seinen dänischen Dirigenten. Foto: Pressefoto Baumann

Der dänische Neuzugang William Kvist profiliert sich als Denker und Lenker des VfB-Spiels.

Stuttgart -  Wen er sich da in die Mannschaft holen würde, hat Bruno Labbadia schon ganz am Anfang bemerkt. Der Trainer war mit den VfB-Strategen nach Kopenhagen geflogen, um William Kvist zu beobachten. Mehr noch: Im persönlichen Gespräch wollten sie herausfinden, wie der Wunschkandidat denkt, wie er tickt und wie er Fußball interpretiert. Sie hatten alle möglichen Daten über Kvist gesammelt, sie hatten ihn auf Video gesehen. Und sie hatten sich einen Fragenkatalog zusammengestellt.

Doch als es so weit war, stellte vor allem Kvist die Fragen. Zum VfB, zur Bundesliga, zur Philosophie der Roten. "Kvist hatte sich ebenfalls top vorbereitet, er hat viele Dinge nachgefragt", sagt Labbadia. Seine Eindrücke verfestigten seine Meinung über Kvist: "Wir wollten einen Strategen verpflichten und haben uns sehr lange mit ihm beschäftigt. Nach allem, was wir über ihn erfahren hatten und was er in den Gesprächen vermittelt hat, war klar: Er will Verantwortung übernehmen."

Unauffällig, gewissenhaft, zuverlässig

Dabei fällt William Kvist, der im Sommer für 3,5 Millionen Euro Ablöse vom FC Kopenhagen kam, nicht durch große Gesten oder durch spektakuläre Aktionen auf. Vielmehr erledigt er seine Aufgaben als Mittler zwischen Abwehr und Angriff unauffällig, gewissenhaft und zuverlässig. Dabei hat sich das Anforderungsprofil über die Jahre gründlich geändert. Der Sechser ist nicht mehr nur der Abräumer, jetzt ist er quasi für alles zuständig.

Er muss nach allen Seiten koordinieren, lenken, steuern, kontrollieren und antreiben. Das geht am besten durch eine intensive Kommunikation.  "Als Sechser bist du der Chef auf dem Platz. Deshalb brauche ich für mein Spiel alle Infos, die ich bekommen kann. Das hat etwas mit Spielintelligenz zu tun", sagt Kvist (27) . Den engsten Draht hat er zu Bruno Labbadia. Ständig ruft ihn der Trainer für Absprachen zu sich, häufig ergreift auch Kvist die Initiative und holt sich den Trainer an die Seitenlinie. "Im Spiel gegen Hoffenheim wollte ich Kvist zu mir rufen", sagt Labbadia, "aber da kam er schon auf mich zugelaufen." Beide hatten die gleichen Probleme im Spiel entdeckt und stellten dann gemeinsam um.

Labbadia sieht noch viel Potenzial

Die Vielseitigkeit im Denken und Handeln hat Kvist, der Sohn eines Pfarrers und einer Pädagogikprofessorin, in Kopenhagen gelernt. An der dortigen Uni hat er nicht nur ein Wirtschaftsstudium mit dem Titel Bachelor abgeschlossen, beim FC hatte ihn sein Trainer Stale Solbakken, der jetzt den 1. FC Köln betreut, mal als rechten Verteidiger, mal als defensiven Mittelfeldspieler und sogar als linken Außenstürmer eingesetzt. Seither denkt Kvist nicht nur an sich, sondern an das große Ganze. Er will nicht allein glänzen, er will den Erfolg mit der Mannschaft. "Kvist ist kein Lautsprecher, aber Chef wird man nur durch Leistung, nicht durch ein großes Mundwerk", sagt Labbadia. Und Kvists Leistung stimmt. Labbadia hält sie sogar für steigerungsfähig: "Ich sehe bei ihm noch viel Potenzial."