Thomas Hitzlsperger hat einige Fußball-Bosse in einem Interview scharf kritisiert. Foto: dpa

Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat Kritik an den Führungsstrukturen deutscher Fußball-Vereine geäußert. Den VfB Stuttgart hat er jedoch davon ausgeschlossen.

München - Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Führungsstrukturen mancher Bundesliga-Vereine scharf kritisiert. „Viele Konzern-Manager, das muss man leider so nehmen, wie es kommt, verstehen vom Fußball Null bis Nichts“, sagte das Präsidiumsmitglied des VfB Stuttgart der Zeitung. „Sie fühlen sich wohl in autoritären Strukturen und in der Gesellschaft von B- und C-Promis. Ob die Mannschaft gut oder schlecht spielt, vermögen sie nicht zu beurteilen“, so der 36-Jährige weiter.

Den VfB Stuttgart nannte Hitzlsperger in diesem Zusammenhang nicht. So sei die zum Teil umstrittene Ausgliederung der Profisparte in eine Aktiengesellschaft ein Grund dafür, dass sich der schwäbische Erstligist nach schwierigen Jahren nun im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt hätte. Die 41,5 Millionen, die Daimler für seinen Anteil an den VfB Stuttgart gezahlt hat, seien vor allem in die Planungen für die nächsten Jahre geflossen. „Selbstverständlich haben wir den einen oder anderen Spieler verpflichtet. Wir haben aber auch in die Infrastruktur investiert, ins Trainingsgelände und in unsere Jugendarbeit“, so der ARD-Experte.

„Ich weiß was mit jungen Talenten passiert, im Guten wie im Schlechten“

Besonders erfreut ist Hitzlsperger darüber, dass ein großer Teil der aktuellen Profimannschaft beim VfB ausgebildet wurde. „Auch die Nationalmannschaft hat zahlreiche Spieler mit VfB-Vergangenheit: Kimmich, Werner, Khedira, Gomez und viele andere“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Dennoch sei er sich der großen Konkurrenz bewusst. „Wenn es gelingt, einen Jugendspieler pro Saison in den Profikader zu hieven, haben wir viel erreicht“, so der Leiter der VfB-Nachwuchsarbeit weiter. Für seinen neuen Job sieht er sich bestens gerüstet. „Ich kann mich engagieren, weil ich alles selbst erlebt habe. Ich weiß, was mit jungen Talenten passiert, im Guten wie im Schlechten.“

Sorgen bereitet dem 36-Jährigen, der viele Jahre als Spieler in der Premier League verbrachte und 2007 mit dem VfB Stuttgart sensationell Deutscher Meister wurde, die sportliche Situation in der Fußball-Bundesliga. „Eine Liga, in der sich außer dem FC Bayern niemand Hoffnung auf die Meisterschaft machen kann, hat keinen Reiz. Man tröstet sich damit, dass ja der Abstiegskampf so spannend sei. Das ist im Sinne des Wettbewerbs bedauernswert“. Ein gutes Management und neue Investoren seien Mittel, um an diesem Zustand in der Zukunft etwas zu ändern.

Anders als in England hätten die meisten Bundesliga-Vereine zu wenig Geld, um auf höchstem Niveau zu spielen, sagte der 52-malige Auswahlakteur. In Deutschland verhindert die 50+1-Regel, dass ein Investor einen Verein mehrheitlich beherrschen darf. „Viele Funktionäre würden sich gerne öffnen“, sagte Hitzlsperger, „sie fürchten aber den Unmut der Fans. Teile der Fans sind skeptisch, haben Angst vor Eigentümern, die mangels Identifikation und Wissen den Verein in den Ruin treiben. Ich kann beide Positionen nachvollziehen. Die Sorge, dass jemand den Verein übernimmt und dann herunterwirtschaftet, ist nicht aus der Luft gegriffen.“