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Jedes Wochenende stellt sich für VfB-Trainer Christian Gross die gleiche Frage: Wer soll spielen?

Stuttgart - Trainer, die Woche für Woche wählen dürfen, sind meist die glücklichsten. Sie sind aber auch diejenigen, die die schwierigsten Entscheidungen zu treffen haben - und zwar auch jede Woche: Wer spielt?

Vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga Total) stellt sich Christian Gross mal wieder diese Frage. Und im Gegensatz zu den vergangenen beiden Partien hat er dabei viel mehr zu grübeln. Denn Alexander Hleb und Sami Khedira sind wieder fit - und sind das, was man Stammkräfte nennt. Zumindest waren sie das, bevor sich der eine, Hleb, einen Muskelfaserriss, und der andere, Khedira, einen Anriss von Innen- und Kreuzband zugezogen hat.

Nun also sind sie genesen, was zumindest bei Sami Khedira ziemlich erstaunlich ist, schließlich war gleich nach dem verhängnisvollen Zweikampf mit Miroslav Klose sogar ein Kreuzbandriss befürchtet worden. Christian Gross spricht in diesem Zusammenhang daher auch von "Rekordzeit", und fast wirkt er so, als sei er davon ein wenig überrumpelt worden. Mit dieser Qual der Wahl hat er jedenfalls kaum so schnell rechnen können. Nun aber muss er entscheiden.

Jokerrolle für Alexander Hleb

Für Sami Khedira ist das alles andere als schwierig. Wäre Khedira Gross, würde er Khedira aufstellen. So zumindest sind seine Worte zu deuten, die er nach den ersten Trainingseinheiten gesprochen hat. Und so ist schlicht und ergreifend sein Selbstverständnis, das sich zuletzt auch in den ersten Annäherungsversuchen in Sachen Vertragsverlängerung gezeigt hat. Damals ging es um - teils schwindelerregende - Zahlen, nun um die Aufstellung. Und Khedira erklärt: "Ich kenne meinen Stellenwert, mehr brauche ich nicht zu sagen."

Dass der 23-jährige Mittelfeldspieler auf ein schnelles Comeback drängt, ist kein Wunder, schließlich geht es für ihn nicht nur um den Erfolg mit dem VfB, sondern auch um einen Platz im WM-Kader. Und womöglich auch um einen guten Eindruck bei möglichen Kauf-Interessenten.

Beim Trainer hat sich Khedira jedenfalls gesund gemeldet, der Vereinsarzt spricht von einem "sensationellen Heilungsverlauf" - ob Christian Gross dem Braten so recht traut, steht aber noch nicht fest. Zwar sagt der Schweizer: "Ich freue mich, dass Sami Khedira signalisiert hat, dass er spielen will." Aber er kennt auch Argumente, die gegen einen Einsatz in der Startelf sprechen. Da sind fast 20 Tage Trainingspause, da sind die starken Auftritte von Vertreter Zdravko Kuzmanovic, und da ist die Möglichkeit, mit viel Qualität auf der Bank noch vehement ins Spielgeschehen eingreifen zu können. Denn Gross weiß: "Je näher die finale Entscheidung der Saison rückt, desto schwieriger werden die Spiele." Und: "Vielleicht führen ja diejenigen die Entscheidung herbei, die später ins Spiel kommen." Alexander Hleb wird diese Jokerrolle wohl zukommen. Womöglich auch Sami Khedira.