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Hilft in der Innenverteidigung aus - 2:1 gegen Twente Enschede im Halbfinale des Uhrencup.

Grenchen - Christian Gentner hat seit seiner Rückkehr zum VfB Stuttgart einiges gelernt. Wie man sich als Innenverteidiger fühlt, zum Beispiel. Beim 2:1 (0:1) gegen Twente Enschede im Halbfinale des Uhrencups in Grenchen zeigte sich: Gentner hat noch Luft nach oben.

Cristian Gentner ist flexibel. Die Lieblingsposition des Rückkehrers ist die im defensiven Mittelfeld. „Da kann ich meine Stärken am besten ausspielen“, sagt er. Aber auch auf der linken Seite kennt sich Gentner aus. Dort hat er zumeist bei seinem Ex-Club VfL Wolfsburg gespielt – allerdings in der Raute. „Ich spiele da, wo ich gebraucht werde“, hatte Gentner kurz nach seiner Ankunft in Stuttgart gesagt.

Nun muss der 24-Jährige richtig flexibel sein. Denn VfB-Trainer Christian Gross nimmt ihn beim Wort. Defensives oder offensives Mittelfeld? Die Antwort lautet ... Innenverteidigung. Dort wird Gentner jetzt gebraucht, weil Matthieu Delpierre nach seiner Knie-OP ausfällt und Serdar Tasci sowie Khalid Boulahrouz noch im Urlaub sind. Auch im wichtigen Hinspiel in der Europa-Liga-Qualifikation am 29. Juli gegen Molde FK (Norwegen) oder den FK Jelgava (Lettland) muss er in fremdem Terrain aushelfen. Eine ungewohnte Aufgabe. „Dort habe ich nur ab und zu mal bei den VfB-Amateuren gespielt“, erzählt er. Warum Gross gerade ihn in die Abwehrzentrale neben Georg Niedermeier befördert hat, kann er sich gut vorstellen. Er lacht: „Viel Auswahl hatte er nicht.“

Seit dem Trainingslager in St. Moritz trainiert Gentner auf der neuen Position. Das Zusammenspiel mit Niedermeier klappt schon gut. „Das passt“, sagt der zweimalige deutsche Meister. Das Halbfinale des Uhrencups vor 3261 Zuschauern im schweizerischen Grenchen zeigte aber auch: Gentner hat noch Luft nach oben. Das 0:1 für den holländischen Meister Twente Enschede (21.) machte in Marc Janko, jener Mann, für den er zuständig gewesen wäre. „Dass nicht alles von jetzt auf nachher klappt, ist klar“, sagte er. Ansonsten aber zeigte Gentner eine gute Leistung. Wie die gesamte Mannschaft – in der zweiten Hälfte. Der eingewechselte Martin Harnik, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde, machte den Ausgleich (56.) – und blieb bescheiden: „Das ist meine Aufgabe.“ Gross lobte den Neuzugang: „Dank ihm sind wir ins Spiel zurückgekommen.“ Zdravko Kuzmanovics traumhafter Freistoß (66.) brachte den Sieg. Der VfB spielt nun am Freitag (20.45 Uhr/Eurosport) im Finale gegen die Young Boys Bern (1:0 gegen Deportivo La Coruña). Für Gentner ist dieses Spiel wichtig. „Es ist gut, dass wir hier noch mal gegen Teams mit internationalem Format testen können, das sind Gradmesser für das Europa-Liga-Spiel“, sagt er.

Ganz so einfach ist so ein Positionswechsel nämlich nicht. Der gebürtige Nürtinger musste sich erst an seine neuen Aufgaben gewöhnen. „Als Sechser hat man immer noch eine Viererkette zur Absicherung hinter sich, außerdem muss man in der Abwehr ständig auf Abseits achten“, erklärt Gentner, der zudem seinen Offensivdrang in nächster Zeit unterdrücken muss. Auch deshalb steht fest: So bald wie möglich will er wieder ins Mittelfeld umziehen. Am liebsten ins defensive, am allerliebsten auf den Platz neben Sami Khedira („Ich hoffe, er bleibt“). Sollte Gross ihn aber auf die linke Seite beordern – er hätte nichts dagegen. Christian Gentner ist eben flexibel.