VfB-Trainer Thomas Schneider will von einer Abstiegsgefahr nichts wissen. Fotos von der 1:2-Niederlage der Schwaben in Leverkusen gibt es in unserer Bildergalerie. Foto: dpa

Wieder gut gespielt, wieder sehr gut mitgehalten, wieder verloren: Der VfB Stuttgart befindet sich in einem kräftigen Sog gen Tabellenende. Von Abstiegsgefahr will Trainer Schneider dennoch nicht sprechen.

Wieder gut gespielt, wieder sehr gut mitgehalten, wieder verloren: Der VfB Stuttgart befindet sich in einem kräftigen Sog gen Tabellenende. Von Abstiegsgefahr will Trainer Schneider dennoch nicht sprechen.

Leverkusen - Sven Ulreichs Wasserflasche zerplatzte an der Kante der Kabinentür. Das Plastikutensil wurde zum Frust-Opfer des Stuttgarter Torhüters, der das nützliche Ding dafür büßen ließ, dass Schwabens Fußball-Stolz VfB zum dritten Mal in Serie ein 1:0 aus der Hand gab und wieder 1:2 verlor. Sportvorstand Fredi Bobic fasste die Niederlagen gegen Mainz, gegen die Bayern und in Leverkusen, alle in den Schlussminuten oder -sekunden erlitten, in einem Satz trefflich zusammen: „Es war eine unglaubliche Woche - im negativen Sinn.“

In allen drei Spielen führten die Profis aus Stuttgart, in allen drei Spielen verloren sie. Und die Konsequenzen sind tabellarisch unheilvoll-eindeutig sichtbar: Der VfB, der mit der Verpflichtung von Trainer Thomas Schneider im August 2013 so euphorisch durchstarten wollte, gerät in den tiefen Sog nach unten.

„Habt ihr einen guten Psychologen für uns“ - die Frage von VfB-Torschütze Moritz Leitner an die Medienvertreter war sicher nicht bierernst gemeint. Sie drückte aber das Dilemma des fünfmaligen deutschen Meisters perfekt aus: Die Schneider-Elf geht häufig in Führung, lässt sich aber nach 90 Minuten zu oft die Punkte wegnehmen.

„Wir belohnen uns nicht, obwohl wir uns jedes Mal den Arsch aufreißen“, umschrieb Leitner, der mit einem Links-Kunstschuss in der 12. Minute für seine Erstliga-Trefferpremiere gesorgt hatte, das Problem. Aktuellste Beispiele: Das 1:2 gegen Mainz fiel in der 87. Minute, das 1:2 gegen die Bayern in der dritten Minute der Nachspielzeit, das 1:2 vor 28 714 Zuschauern in der BayArena durch Eren Derdiyoks Kopfball in der 84. Minute. Bobic flüchtete sich ob dieser Häufung an Fußball-Unglück in unüberhörbare Hilferufe: „Du musst schauen, dass du es irgendwann stoppst.“

Nur 19 Zähler holte der VfB aus 19 Spielen

Nur 19 Zähler holte der VfB aus 19 Spielen - eine karge Bilanz, wie Chefcoach Schneider weiß. Trotzdem will er eines ganz bewusst nicht tun: intern vom schlimmsten Szenario zu reden. „Ich lasse das Wort Abstiegsgefahr verbal außen vor“, teilte der Labbadia-Nachfolger mit. Stattdessen will er speziell die jüngsten drei Pleiten analysieren „und versuchen, die Dinge besser zu machen“. Schneider betonte: „Ich habe absolutes Vertrauen in meine Spieler.“

Von den zurückliegenden sieben Partien verlor der VfB sechs, und Gastgeber Bayer hatte mit den Niederlagen gegen Frankfurt, in Bremen und in Freiburg so viele Punkte liegen lassen, dass die Bayern dem Immer-noch-Tabellenzweiten meilenweit enteilt sind. Da taten Derdiyoks Siegtor - der erste Treffer des Schweizers in einem Bundesligaspiel seit dem 18. November 2012 - und das 1:1 von Stefan Kießling in der 26. Minute so richtig gut.

„Es waren sehr wichtige Tore. Und es war ein bisschen mehr Kopf dabei“, kommentierte Bayer-Coach Sami Hyypiä. Im Unterschied zu den verlorenen Auftritten in Bremen und Freiburg wollten die Leverkusener diesmal nichts erzwingen, bewiesen vielmehr Geduld und können am Freitag im West-Topduell bei Borussia Mönchengladbach nachlegen.

„Das ist ein schwieriger Gegner. Aber das ist im Moment das einzige, was wir im Kopf haben“, meinte Hyypiä. An das Stressprogramm zwischen dem 7. und 18. Februar mit den Aufgaben in Gladbach, im Pokal gegen Kaiserslautern, in der Bundesliga gegen Schalke und in der Champions League gegen Paris Saint-Germain wollte der Finne jetzt noch gar nicht denken.