Der BFC Dynamo gewinnt den Berliner Landespokal – und spielt nun im DFP-Pokal gegen den VfB. Foto: imago images/hias Koch

Der VfB tritt im DFB-Pokal am Samstag (15.30 Uhr) beim BFC Dynamo Berlin an. Hendrik Herzog hat für beide Clubs gespielt. Es war eine Karriere in zwei verschiedenen Fußballwelten.

Stuttgart - Wenn der VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr) im altehrwürdigen Sportforum in Berlin-Hohenschönhausen in der ersten Runde des DFB-Pokals beim BFC Dynamo Berlin antritt, dann hat Hendrik Herzog anderes im Sinn als einen Stadionbesuch im Osten der Stadt. Schließlich ist der ehemalige Innenverteidiger und siebenmalige DDR-Nationalspieler seit 2007 als Zeugwart beim Bundesligisten Hertha BSC im Dienst. Da gilt es, rechtzeitig die Sachen zu packen – denn die Alte Dame muss am Sonntag in Runde eins beim SV Meppen ran.

 

Pokalsieg mit dem VfB 1997

„Ich hatte bei beiden Clubs sportlich eine tolle Zeit“, sagt Herzog, der als einziger Fußballer überhaupt sowohl für den BFC Dynamo als auch für den VfB gespielt hat. 68 Partien in der DDR-Oberliga standen am Ende der Karriere letztlich 208 Bundesliga-Partien gegenüber. Für den VfB war Herzog nach seiner Zeit auf Schalke zwischen 1995 und 1997 aktiv, holte mit den Cannstattern den DFB-Pokal. Nicht nur fußballerisch bot seine Laufbahn ein Leben in zwei Welten: Denn der BFC Dynamo, das war der im Osten so verhasste Stasi-Club. Gegründet auf Veranlassung des Ministeriums für Staatssicherheit mit seinem Chef Erich Mielke.

Hendrik Herzog, heute 52 Jahre alt, wäre als junger Bursche 1981 lieber zu einem Sympathieträger wie Dynamo Dresden gewechselt, aber: „Man hatte ja keine andere Wahl. Ich bin als junger Spieler zunächst zu Dynamo Eisleben delegiert worden, wo man erkannte, dass ich Talent habe“, erzählt Herzog: „Das war im Einzugsgebiet vom BFC – mein Weg war damit vorgegeben.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: So geht es den vielen Verletzten beim VfB

Wie dem Abwehrspieler aus Halle an der Saale erging es vielen Toptalenten seiner Zeit, die ebenfalls zu den Weinroten in die Hauptstadt beordert wurden. Andreas Thom, Thomas Doll, Falko Götz, Dirk Schlegel oder Frank Rohde waren dabei einige der bekanntesten eines Vereins, der zwischen 1979 und 1988 zehnmal in Serie DDR-Meister wurde. Daran erinnert ein Stern auf dem Trikot der Berliner, die aktuell auf dem ersten Platz der Regionalliga Nordost stehen.

Siege mit einem faden Beigeschmack

Gehätschelt von der Stasi war der BFC für den überwiegenden Rest der DDR-Fußballfans ein ganz rotes Tuch. Schließlich hatten zu viele Entscheidungen zugunsten des Clubs einen allzu faden Beigeschmack. Und tatsächlich ergab eine Recherche der „Berliner Zeitung“ Jahre nach dem Mauerfall, dass sieben der zehn Schiedsrichter, welche am häufigsten die Dynamo-Spiele gepfiffen hatten, in den achtziger Jahren als Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi gearbeitet haben. „Bei Dynamo war alles vorgegeben, keiner durfte ausscheren. Disziplin war Trumpf“, erzählt Hendrik Herzog.

Dann kam auch für die Spieler der DDR-Oberliga die Wende – und mit ihr die große sportliche Zäsur: Frank Rohde und Thomas Doll (beide zum HSV), Andreas Thom (zu Bayer Leverkusen) oder Burkhard Reich (zum KSC) spülten mehr als zehn Millionen Mark in die Clubkasse des BFC Dynamo. Auch Hendrik Herzog ging, und zwar für 1,1 Millionen Mark zum FC Schalke 04. „Ich bin als zweifacher DDR-Meister, der alle Jugendteams des BFC durchlaufen hatte, nach der Wende eher unrühmlich verabschiedet worden“, erzählt Hendrik Herzog: „Es gab damals im Verein einige Eitelkeiten, man wollte etwas Großes aufziehen, aber die meisten Spieler waren ja ganz schnell weg.“

Transfererlöse in dunklen Kanälen

Während in Alt-Hohenschönhausen die Transfermillionen in dunklen Kanälen versickerten, sich der BFC zwischenzeitlich in FC Berlin umtaufte und am Tiefpunkt seiner Historie nach einer Insolvenz in die Verbandsliga abstieg, genoss Hendrik Herzog sein neues Fußballerleben: „Bei Dynamo hatten wir damals im Schnitt nur 4000 Zuschauer“, erzählt er: „In der Bundesliga war es eine ganz andere Atmosphäre, man genoss großes Ansehen. Als Spieler von Dynamo ist man eigentlich immer beschimpft und beleidigt worden.“

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Wie Daniel Didavi seine neue Rolle ausfüllt

Während viele ehemalige Fußballer wie Herzog oder Frank Rohde noch heute die Trainingsarbeit loben, die wesentlich intensiver war als später im Westen, bot der Fußball beim BFC Dynamo auch viel Skurriles: „Erich Mielke musste ich einmal die Hand schütteln. Das war bei einer Ehrung, nachdem ich 1986 in Jugoslawien mit der DDR-Juniorenauswahl Europameister geworden bin“, erzählt Hendrik Herzog: „‚Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik‘, musste da jeder sagen. Das war Slapstick.“