Jens Keller Foto: dapd

VfB-Manager Fredi Bobic: „Bei einer Niederlage werden wir am Samstag miteinander reden“.

Stuttgart - An diesem Freitag könnte sich die Zukunft von Jens Keller beim VfB Stuttgart entscheiden. Wie groß der Druck ist, der auf ihm lastet, lässt sich der Cheftrainer nicht anmerken. Dabei ist klar: Verliert seine Mannschaft an diesem Freitag bei Hannover 96, muss er gehen.

Jens Keller ist kein Mensch, den man so leicht durchschaut. Womöglich ist es also wahr, wenn er behauptet: "Ich beschäftige mich nicht mit den öffentlichen Diskussionen um meine Person." Stattdessen gelte seine volle Konzentration dem Spiel bei Hannover 96 an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky, Liga total). "Damit habe ich genug zu tun", sagt er, "und ich bin überzeugt, dass wir drei Punkte mit nach Hause nehmen."

Das muss er auch. Alles andere als der erste Auswärtssieg in dieser Saison würde Jens Keller den Job kosten. Manager Fredi Bobic kündigte am Mittwoch Gespräche im Falle einer Niederlage am Freitag in Hannover an. Es gibt also genügend Dinge, die dem Coach des Tabellen-16. Kopfzerbrechen bereiten könnten:

Die Trainerdiskussion. Nicht erst seit dem 1:1 gegen Hoffenheim muss sich Keller der öffentlichen Kritik stellen. Seit dieser Woche ist bekannt: Die Roten haben einen Plan B. Im Falle einer Niederlage und wohl auch bei einem Unentschieden gegen Hannover würde der neue Trainer - höchstwahrscheinlich Bruno Labbadia - schon am 16. Dezember im Europa-Liga-Spiel gegen Odense BK auf der VfB-Bank sitzen.

Jens Keller beeindruckt die öffentliche Diskussion wenig. Sagt er zumindest: "Es bringt nichts, sich darüber Gedanken zu machen." Keller kennt die Gesetzmäßigkeiten des Profifußballs. "Bei diesem Tabellenplatz und dieser Punktzahl wird man als Trainer nie Ruhe haben. Es ist völlig normal, dass es von außen Unruhe und Spekulationen gibt. Aber das schiebe ich weit von mir, jetzt zählt nur das Spiel in Hannover", betont Keller.

Das fehlende Bekenntnis des Vereins. "Es gibt keine Frist für den Trainer", sagte Manager Fredi Bobic am Mittwoch. Ein klares Bekenntnis zu Keller, oder ein Vertrauensbeweis für den Trainer kam dem VfB-Manager aber nicht über die Lippen. An Spekulationen wollte sich der ehemalige Nationalstürmer zwar nicht beteiligen ("Auf ,Was passiert, wenn?' habe ich keine Lust"), kurz darauf heizte er sie aber sogar noch an. "Bei einer Niederlage am Freitag in Hannover werden wir am Samstag miteinander reden", sagte er. Und das bedeutet wohl: Im Falle einer erneuten Pleite wäre Jens Keller seinen Cheftrainerposten nach nur zwei Monaten schon wieder los.

Die Stimmung in der Mannschaft. Die Situation des VfB mit zwölf Punkten aus 15 Spielen und Rang 16 hat anscheinend auch den Spielern aufs Gemüt geschlagen. Wie tief der Frust sitzt, sah man zuletzt im Training: Übertrieben hart geführte Zweikämpfe, Wortgefechte zum Beispiel zwischen Timo Gebhart und Cacau, meckernde Spieler, beleidigte Profis. "Die Mannschaft lebt, sie ist aggressiv, es fliegen die Fetzen", interpretierte Jens Keller diese Szenen. Das sei besser, als wenn jeder Dienst nach Vorschrift machen würde. Klar ist aber auch: Ein Team, das ohne Wenn und Aber zusammensteht, ist der VfB Stuttgart derzeit nicht. Dafür ist nach wie vor jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Bis Freitagabend hat Jens Keller Zeit, die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Gegen die Überraschungsmannschaft aus Hannover kommen die Roten ohne Geschlossenheit nicht weit. Jens Keller braucht Spieler, die füreinander kämpfen, für den VfB Stuttgart - und auch für ihn.