Mit diesem VW Bus war der Täter unterwegs. Das Fahrzeug steht bei der Polizei in Böblingen. Foto: / Polizei

Im Fall des Zehnjährigen, der in Böblingen am Mittwochmorgen beinahe entführt worden wäre, kursieren wohl viele Falschmeldungen im Internet – was die Polizei kritisiert. Zudem bittet sie um Hinweise zu dem grauen VW Bus des Täters.

Am Mittwochmorgen war ein zehnjähriger Schüler im Röhrer Weg in Böblingen von einem 51-Jährigen zunächst angesprochen und anschließend in dessen VW-Bus gezerrt worden. Bauarbeiter schritten spontan ein, befreiten den Jungen aus dem Fahrzeug und hielten den 51-Jährigen bis zum Eintreffen der Polizei fest. Der Tatverdächtige wurde am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt und in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen.

„Der Vorfall hat verständlicherweise große Betroffenheit in der Öffentlichkeit ausgelöst“, schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung. „ Gerade Schulkinder und Eltern sind seitdem teilweise stark verunsichert.“ Das Polizeipräsidium Ludwigsburg stehe daher in engem Kontakt mit den Schulen, um Maßnahmen der Schulsozialarbeit durch polizeiliche Präventionsarbeit zu unterstützen. Parallel dazu würden die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft in alle Richtungen weiterlaufen.

„Leider kursieren insbesondere in den sozialen Medien, in Chatgruppen oder Foren mehr und mehr Gerüchte und Falschmeldungen zu dem eigentlichen Geschehen“, kritisiert die Polizei. „Solche Meldungen helfen niemandem.“ Im Gegenteil – sie würden teilweise ohnehin schon besorgte Personen zusätzlich belasten und die Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler erschweren.

Daher wenden sich Polizei und Staatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit mit dem Appell: „Beteiligen Sie sich nicht an irgendwelchen haltlosen Spekulationen und unterstützen sie die Verbreitung von Gerüchten nicht. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg und die Staatsanwaltschaft Stuttgart werden unter Berücksichtigung der Belange des laufenden Verfahrens über alle wichtigen Umstände informieren.“ Dies geschehe über eigene Veröffentlichungen im Presseportal oder indem Fragen der Presse offiziell beantwortet werden. Andere Informationen aus nicht bestätigten Quellen sollten grundsätzlich mit Vorsicht behandelt und kritisch hinterfragt werden.

„Es trifft nicht zu, dass der 51-jährige Tatverdächtige sich wieder auf freiem Fuß befindet“, widerspricht die Polizei einem dieser Gerüchte. „Er wurde richterlich in einem Krankenhaus untergebracht und kann nur nach Entscheidung eines Gerichts wieder entlassen werden.“ Es handele sich hierbei um eine strafprozessuale Unterbringung, die mit einer Untersuchungshaft vergleichbar sei.

Zudem sei es nicht richtig, dass die Bauarbeiter, die dem zehnjährigen Jungen zu Hilfe gekommen waren, selbst wegen Körperverletzung angezeigt wurden. „Es gab keine weiteren polizeilichen Einsatzmaßnahmen oder Festnahmen in dem zu Grunde liegenden Sachverhalt, weder in Böblingen noch in umliegenden Gemeinden im Landkreis“, betont die Polizei.

Wer sachdienliche Hinweise zu dem Vorfall geben kann, wird gebeten, sich direkt mit der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg unter Telefon 08 00 / 1 10 02 25 oder unter hinweise.kripo.boeblingen@polzei.bwl.de per Mail in Verbindung zu setzen. Insbesondere bittet die Polizei um sachdienliche Hinweise zu dem beschlagnahmten VW Bus, mit dem der Täter unterwegs war. Es handelt sich um einen dunkelgrauen VW Bus mit Leonberger (LEO-) Zulassung. Auffällig sind die hinteren Scheiben des Fahrzeugs, die von innen mit silbernen Matten zugeklebt sind. Zudem verfügt das Fahrzeug über eine Anhängerkupplung und eine Schiebetür auf der rechten Seite.