Ein ehemaliges Feuerwehrauto, das ohne Benzin auskommt und mehrstöckige Gebäude mit Energie versorgen kann: Recht außergewöhnlich ist das Fahrzeug von Pablo Wendel. Der Künstler zeigt es am 8. und 9. Dezember in Stuttgart.
Es riecht ein wenig nach Lagerfeuer, als Pablo Wendel sein ungewöhnliches Fahrzeug in Stuttgart-Nord zum Stehen bringt. Das ehemalige amerikanische Feuerwehrauto aus dem Jahr 1967, genannt Super Duty, wird nicht mit Benzin angetrieben, nicht mit Diesel – sondern mit Holz. Genauer: mit Holzgas. Wo früher der Wassertank zum Feuerlöschen war, brennt heute ein kontrolliertes Feuer, das den Verbrennungsmotor anheizt. „Es kommt zwar CO2 raus, aber immerhin hat das Holz vorher CO2 gebunden – als Baum“, sagt Pablo Wendel.
Alle 500 Kilometer muss „nachgetankt“ werden
Der 43-Jährige hat von 2003 bis 2009 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert. Inzwischen lebt Pablo Wendel in Brandenburg. Sein amerikanisches Feuerwehrauto hat jedoch ein Stuttgarter Kennzeichen. Denn das von ihm gegründete Kunststromlabor Performance Electrics GmbH ist hier angemeldet, auch ist Pablo Wendel noch eng mit den Wagenhallen verbunden, wo er früher oft gewerkelt hat.
Das transformierte Feuerwehrauto hat er mit anderen Künstlern, Wissenschaftlern und Handwerkern entwickelt. In den vergangenen Tagen ist er damit von Luckenwalde in Brandenburg bis nach Stuttgart gefahren – in Etappen. Maximal 80 Kilometer pro Stunde kann er fahren, „für 100 Kilometer brauche ich etwa 30 Kilo Holz“, sagt Wendel. Etwa alle 500 Kilometer leuchtet die Tankanzeige auf, dann muss er nachlegen. Bei der langen Strecke hatte er mehrere Säcke mit Holzschnitzeln dabei. Gedacht ist aber, dass er den Tank auch mit ausrangierten Tischen, Stühlen oder Gartenzäunen aus Holz befüllt. Theoretisch gingen sogar Kunststoffabfälle.
Holzvergaser gab es kurzzeitig auch nach dem Zweiten Weltkrieg
„Das ist nicht die Lösung im breiten Stil“, weiß Pablo Wendel. Aber er will dafür sensibilisieren, Altes umzuwandeln und wiederzuverwenden. Seine Kollegin Florine Lindner, die bei der Fahrt von Brandenburg nach Stuttgart dabei war, spricht die graue Energie an, also die Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes aufgewandt wird: „Bisher nutzt man diese graue Energie vor allem bei Gebäuden weiter, bei Fahrzeugen achtet man kaum darauf“, sagt sie.
Die Funktionsweise des Fahrzeugs ist nicht neu: Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Benzin und Diesel knapp waren, wurden ebenfalls Holzvergaser genutzt. Doch das Besondere an dem Projekt von Pablo Wendel: Das Fahrzeug kann als mobiles Kraftwerk im Stand auch mehrstöckige Gebäude mit Strom und Wärme versorgen.
Stopps vor den Wagenhallen und in der Innenstadt
Im Rahmen einer kleinen Tournee will Pablo Wendel mit seinem Team Stopps an mehreren Kulturinstitutionen einlegen und diese kurzzeitig mit Energie versorgen, während sie einen Diskurs über funktionale, ökologische Alternativen anregen. „Wir wollen dazu motivieren, nicht nur zu reden, sondern Dinge einfach auszuprobieren“, sagt Wendel.
Sie steuern auch zwei Orte in Stuttgart an: Am Freitag, 8. Dezember, wollen sie um 14 Uhr Energie ins Netz des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst einspeisen. Zudem kann man das Fahrzeug am Samstag, 9. Dezember, von 11 Uhr an vor der Kirche „St. Maria als“, Tübinger Straße 36, begutachten.