Die Frankfurter Buchmesse sieht sich als Forum der Meinungsfreiheit – und warnt vor Verrohung. Foto: Getty

Eine neue Studie bringt Erschreckendes ans Licht. Deutschlands Schriftsteller fühlen sich unter Druck. Und die Attacken kommen nicht nur übers Internet.

Frankfurt/Main - Deutschlands Schriftsteller machen sich große Sorgen um die Meinungsfreiheit im Land. Drei Viertel beklagen einer Befragung zufolge die Zunahme von Bedrohungen, Einschüchterungsversuchen und hasserfüllten Reaktionen. Gut jeder Zweite hat Angriffe auf seine eigene Person erlebt - vor allem im Internet. Dies geht aus einer am Mittwoch zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse vorlegten Befragung unter 526 Schriftstellern hervor.

Von den Angriffen auf die eigene Person, die 52 Prozent der Befragten erlebten, fanden die meisten (37 Prozent) im Cyberspace statt. In 31 Prozent der Fälle wurden außerdem verbale Angriffe im persönlichen Umgang etwa bei Veranstaltungen genannt, in zwei Prozent sogar körperliche Angriffe.

Die Vorfälle haben laut Studie Folgen für das literarische Schaffen. Fast jeder Vierte (23 Prozent), der Angriffe erlebt hat, sei in der Beurteilung von Geschehnissen vorsichtiger geworden. Jeder Fünfte (21 Prozent) schreibe weniger über kritische Themen. Die Zahl derer, die ein Thema aus Sorge vor Übergriffen aufgegeben oder abgegeben haben, ist mit fünf Prozent allerdings gering.

PEN-Generalsekretär Carlos Collado Seidel nannte das Ergebnis der Studie „erschütternd“. Das freie Wort stehe nicht nur unter Druck. Es gebe auch einen Erosionsprozess, der Pluralität und Meinungsvielfalt und damit den Kernbestand unserer Gesellschaft bedrohe.