Kameras erfassen Personen und Tiere auf der Straße. Foto: shutterstock BGSmith

Volvo arbeitet mit Hochdruck an seinem guten Ruf als Spezialist für zukunftsweisende Sicherheitssysteme. Spätestens 2020 soll keine Person mehr in einem Volvo-Modell ernsthaft verletzt oder getötet werden.  

Auch wenn die Begegnung zwischen Elch und Auto in Schweden vergleichsweise selten passiert, "lauert diese mithin tödliche Gefahr doch rund 6000-mal pro Jahr auf der Landstraße und sorgt für mulmige Gefühle in der Bevölkerung", erklärt Volvo- Sicherheitsstratege Jan Ivarsson. Aus diesem Grund wurde ein Kamerasystem entwickelt, das zuverlässig Elche erkennen kann und das Auto automatisch abbremst, um die Aufprallgeschwindigkeit zu vermindern. Tatsächlich haben hierbei die Experten nicht den Stillstand als Ziel, wie Ivarsson erläutert: "Über Land sind wir mit Tempo 90 unterwegs, wenn wir es schaffen, auf 70 runterzubremsen, können wir mit verhältnismäßig glimpflichen Folgen rechnen."

Auch beim Fußgängerschutz hat Volvo Neues zu berichten. Nach aktuellen Erkenntnissen ereignet sich fast die Hälfte aller tödlichen Fußgängerunfälle bei Dunkelheit. Deshalb setzt der schwedische Autohersteller auch hier seine kamera- und radargestützte Technik ein: Beim Test in einem stockdunklen Bunker fährt man mit Tempo 25 auf einen Dummy namens Bob zu, der wie aus dem Nichts plötzlich dasteht. Die Geschwindigkeit ist nicht sehr hoch, aber für eine Reaktion scheint es zu spät zu sein, sobald Bob durch die Scheinwerfer erfasst wird. Ein gellender Warnton und rotes Blitzlicht machen den Fahrer auf diese Situation aufmerksam. Bis der Fuß auf der Bremse steht, ist diese schon automatisch in Gang gesetzt worden - und das Fahrzeug hält buchstäblich ein paar Zentimeter vor der Stoffpuppe. Ist man schneller als mit 40 km/h unterwegs, hilft die Notbremsung wenigstens, den unausweichlichen Aufprall abzumildern.

Alle Anstrengungen der Unfallverhüter zielen nicht nur darauf ab, den Straßenverkehr allgemein sicherer zu machen, sondern eine höchst anspruchsvolle Vision umzusetzen: Eines fernen Tages sollen die Volvo-Fahrzeuge so konstruiert sein, dass kein Unfall mehr passiert. Greifbarer ist die Vision 2020, in der laut Jan Ivarsson in sieben Jahren 'kein Mensch mehr in einem unserer neuen Modelle ernsthaft verletzt oder gar getötet wird'. Einen Schritt in diese Richtung geht der weiterentwickelte Spurhalteassistent mit Lenkeingriff. Eindrücklich zeigt die Testfahrt, dass der Wagen beim vorsichtigen Einlenken in Richtung einer simulierten Leitplanke auf gerader Strecke, wie es zum Beispiel beim Sekundenschlaf geschieht, einfach wieder auf den richtigen Kurs gebracht wird. Dazu braucht die Elektronik wie im gezeigten Szenario keinerlei aufgezeichnete Linien, und selbst die Leitplanke kann künftig fehlen, da grundsätzlich der Straßenrand erkannt wird. Fußgänger- und Tiererkennungssystem sollen ebenso wie der Spurhalteassistent mit Lenkungseingriff im neuen Volvo XC90 erhältlich sein, der Ende 2014 auf den Markt kommt.

Wie andere Hersteller forscht auch Volvo an der Car-to-Car-Kommunikation. Eines Tages werden vorausfahrende Autos Informationen wie glatte Straßenabschnitte, gestrandete Wagen oder ein Stauende den ihnen folgenden Fahrzeugen melden. Ohne eine Person an Bord werden Pkw von allein in Parkhäuser einfahren und auf Knopfdruck wieder herauskommen. Am Ende dieser Entwicklungen steht das völlig autonome Fahren, meint Ivarsson.