Ein typisches Bild: in der Fronackerstraße geht es eng und hektisch zu. Foto: Gottfried Stoppel/Gottfried Stoppel

Flanieren in der Fronackerstraße? Eher nicht, denken wohl die meisten Waiblinger. Denn der Auto- und Lieferverkehr ist beachtlich, die Aufenthaltsqualität eher gering. Studierende der FH Geislingen haben untersucht, wie sich das ändern ließe.

Waiblingen - Viele Autos, wenig Platz: Die Fronackerstraße in Waiblingen gehört zu jenen Ecken, die Fußgänger eher meiden. Aber auch für Autofahrer bietet die Straße wenig Positives – die Parkplätze sind meist allesamt belegt, und der Lieferverkehr, der aus Platzmangel oft in zweiter Reihe steht, blockiert den Weg und die Sicht. Frust auf allen Seiten also.

Das muss sich ändern, findet zum Beispiel die Fraktionsgemeinschaft aus Alternative Liste, Grüne und Tierschutzpartei (Agtif) im Gemeinderat. Und hatte auch deshalb Kontakt zur FH Geislingen aufgenommen, welche den Studiengang „Nachhaltige Mobilität“ anbietet. Dort ist Maximilian Maisel eingeschrieben, der in den vergangenen Monaten mit Kommilitonen den Verkehr, insbesondere aber die Parksituation in der Waiblinger Innenstadt unter die Lupe genommen und analysiert hat. Das Ziel des Projekts war, Vorschläge zur Verbesserung zu erarbeiten.

Reduzierung von Parkplätzen wäre „kontraproduktiv“

„Wir haben Interviews mit Ladenbetreibern, Anwohnern und Besuchern in der Stadt geführt“, erläutert Maximilian Maisel das Vorgehen. Mithilfe von Ortsbegehungen, Luftbildanalysen und Daten, welche die Stadt über ihre Parkangebote zur Verfügung gestellt hat, haben die Studierenden Problemgebiete definiert. Dazu gehört die Fronackerstraße, aber auch die parallel verlaufende Bahnhofstraße, die angrenzende Straße Am Stadtgraben und der benachbarte Postplatz.

Als Hauptproblem sehen die Studierenden den Parksuchverkehr, der ihrer Meinung nach auf ein möglichst geringes Maß reduziert werden sollte – unter Berücksichtigung der Interessen der ansässigen Einzelhändler. „Der Parkraum muss optimiert werden“, sagt Maximilian Maisel, dessen Projektgruppe eine Umverteilung der Stellflächen vorschwebt.

Parkmöglichkeiten direkt vor den Läden seien wichtig, betonen die Studenten. „Eine Reduzierung der Parkplätze wäre sehr kontraproduktiv für die Händler, denn dadurch würden Kunden wegbleiben“, sagt Maximilian Maisel. Allerdings müssten die Kunden, für welche die Flächen vor allem gedacht sind, diese auch nutzen können. Die Studierenden regen an, das Parkleitsystem zu verbessern, um den Suchverkehr schon am Ortseingang auf freie Parkplätze aufmerksam zu machen. Genügend Stellflächen wären laut der Analyse sogar im Problembereich vorhanden – im Parkhaus Volksbank, das längst nicht voll ausgelastet sei. „Da wäre noch Luft nach oben“, sagt Maisel, der die geringere Nutzung hauptsächlich darauf zurückführt, dass die privat betriebene Garage ein anderes Tarifsystem hat, als die städtischen Parkhäuser, welche eine halbe Stunde kostenfreies Parken anbieten. Die Gratis-Parkzeit, die auch auf den Stellplätzen an der Straße gilt, sehen die Studenten kritisch: „Das wird auch missbraucht, Autos parken oft deutlich länger als 30 Minuten“, sagt Maisel.

Ein vertikales automatisches Parkhaus würde Platz sparen

Die Studierenden plädieren für ein einheitliches Tarifsystem beim Parken und schlagen vor, auf einer Fläche im Bereich von Fronacker- und Blumenstraße ein vollautomatisches Parkhaus zu bauen. Dieses hätte den Vorteil, dass sich „auf minimalem Platz deutlich mehr Autos unterbringen lassen und so mehr Platz für andere Dinge bleibt“, sagt der betreuende Professor Sven Kesselring. Studierende des vorigen Jahrgangs hatten für die Fronackerstraße das Konzept Shared Space ins Spiel gebracht, welches Kesselring für erprobenswert hält: „Man muss das als Experiment sehen, mal für fünf Jahre ausprobieren, dann eine Befragung machen.

Eine Gruppe, die öfter zu Wort kommen sollte bei der Stadt- und Verkehrsplanung sind Jugendliche und junge Erwachsene – das ist die Empfehlung einer zweiten Projektgruppe. Interviews und eine Fragebogenaktion hätten gezeigt, dass diese Gruppe großes Interesse an den Themen Umwelt, Mobilität und soziale Integration habe, sagt Niklas Schöllhorn von der Projektgruppe. Diese jungen Menschen nutzten vorwiegend Bus, Bahn und Rad und seien recht zufrieden mit dem Angebot, wünschten sich aber mehr Radwege, weniger und langsamer fahrende Autos und eine bessere Anbindung der Stadtteile an den ÖPNV.

„Diese Generation ist jung, digital und kritisch“, sagt Sven Kesselring. Es mangele ihr nicht am Engagement, sondern an Formen der Beteiligung. Auch die Studierenden empfehlen, neue Wege zu gehen, diese Gruppe mehr über Wege wie Social Media anzusprechen. „Ein 18-Jähriger schreibt keine E-Mail an den Oberbürgermeister“, sagt Niklas Schöllhorn, und selbst der Jugendgemeinderat spiele nur für einen kleinen Teil eine Rolle.