Inmitten einer Gruppe von mehr als 40 interessierten Bürgern steuerte Bürgermeisterin Eva Noller (in der Bildmitte zusammen mit Stadträtin Claudia Moosmann) am Dienstagabend verschiedene Stationen in Stetten an. Foto: Norbert J. Leven

Das Rathaus der Großen Kreisstadt findet keine Argumente für eine Drosselung des Tempolimits. Bürger liefern beim Stadtspaziergang einen Grund: den „grottenschlechten Straßenzustand“.

Leinfelden-Echterdingen - Das heißeste Thema kommt am Schluss, als sich das Wetter längst wieder beruhigt hat. Dafür grollen Teilnehmer des Stadtspaziergangs umso mehr: Anwohner der Stettener Hauptstraße warten seit vielen Jahren darauf, dass etwas zur Senkung des Verkehrslärms unternommen wird. Der Ersten Bürgermeisterin Eva Noller machen sie dies beim insgesamt dritten Stadtteil-Rundgang ziemlich deutlich. Man fühle sich inzwischen, so wörtlich, „vom Rathaus verschaukelt“.

Zu viel Verkehr auf der Ortsdurchfahrt, zu viele Fahrzeuge, die zu schnell unterwegs sind, und ein schlechter Straßenzustand, der sich lärmverstärkend auswirkt: Das sind die Hauptkritikpunkte, die Bürger vorbringen und dabei der Bürgermeisterin immer wieder ins Wort fallen, so dass die ansonsten stets charmant-zurückhaltende Eva Noller mal kurz energisch wird. Sie kann also auch Beißzange – und plötzlich geht’s wieder ganz gesittet weiter im Gespräch.

Bürger haben einen „dicken Hals“

Dennoch: einige Stettener haben einen sprichwörtlich dicken Hals, weil ihnen sowohl Oberbürgermeister Roland Klenk als auch Bürgermeisterin Eva Noller jüngst in Briefen unmissverständlich erklärt haben, dass es für die Stettener Hauptstraße – im Gegensatz zur Hauptstraße in Echterdingen und zur Echterdinger Straße in Leinfelden – keine Begründungen gebe, die eine Temporeduzierung rechtfertigen. „Wir erwarten, dass die Stadt für uns in Stetten das gleiche tut wie in Echterdingen“, lautet die Reaktion darauf am Zwischenstopp unterhalb des Rathauses klipp und klar.

Außerdem verweisen Anwohner auf Ortsdurfahrten in anderen Kreisen im Land, wo das Tempo sogar auf 30 Kilometer pro Stunde gedrosselt sei. Die Stettener wünschen sich eine Absenkung von 50 auf 40. Noller sagt sogar: „Mir wären 30 Kilometer pro Stunde recht.“ Sie sieht aber „keine Anhaltspunkte, dass wir Tempo 40 machen können. Wir müssen hier verschiedene Belange in Übereinstimmung bringen“ und verspricht: „Wir wollen das Thema ganzheitlich angehen“.

Sanierung wird auf fünf Jahre verteilt

Der „grottenschlechte Fahrbahnzustand“ sei doch ein Grund, wirft ein Teilnehmer ein. Die Reaktion: Darüber will man im Rathaus nun doch nachdenken. Denn die Sanierung der Stettener Hauptstraße wird sich, 2016 beginnend, über einige Jahre hinziehen. Fünf Abschnitte seien erforderlich, nur einen könne man pro Jahr während der Sommerferien erledigen, sagt die zuständige Amtsleiterin Andrea Egner.

Eine Kleinigkeit haben die Bürgermeisterin und Jutta Rößler von der Verkehrsbehörde auch noch dabei. Das Ortsschild soll weiter in Richtung Echterdingen versetzt werden. Dadurch würden mehr Geschwindigkeitsmessungen möglich, sagt Rößler. Die bisherige Kontrollfrequenz zu steigern, sei auch erforderlich, meint ein Anwohner. In den zurückliegenden drei Jahren sei ja nur zweimal geblitzt worden.

Drogeriemarkt und Wohnen an der Ungerhalde

An anderen Stellen im Ort vertieft die Bürgermeisterin die Inhalte, die sie bei der Bürgerversammlung zur Stadtentwicklung im Juli bereits präsentiert hatte. Am Ungerhaldenweg stellt sich die Stadt auf ihrem Grundstück die Ansiedlung etwa eines Drogeriemarkts vor, obendrauf mit zwei Geschossen für Wohnungen. Die Stadt will allerdings nicht selbst als Bauherr auftreten.

Einem Kreisverkehr an der Kreuzung Stettener Hauptstraße/Weidacher Steige/Sielminger Straße erteilt Noller erneut eine Absage. Optimierungen stehen aber in der Diskussion. Und im Bereich der Kreuzung will die Bürgermeisterin eine Mobilitätsstation einrichten.

Rathaus soll saniert werden

Viele Ideen gibt es für das Areal der ehemaligen Haldenschule, bei denen die Nutzungen neu geordnet werden sollen. Ein Vorschlag des Architekten Michael Balz, vom Haldenareal aus die Weidacher Straße mit einem Steg zu überbrücken, überzeugt die Bürgermeisterin aber nicht. Das Rathaus aus dem 19. Jahrhundert will sie nach dem Auszug der Stadtwerke sanieren und für die Vereine öffnen und das Areal neu ordnen. Und falls jemand an einer Patenschaft für den Brunnen auf der Wette interessiert ist, werde das Rathaus nicht ablehnen, sagt Noller spontan zu.