Die Bahn hat im Fernverkehr Fahrgäste verloren. Foto: dpa

Der grüne Verkehrsexperte Matthias Gastel hat einen Zehn-Punkte-Katalog für eine verbraucherfreundlichere Bahn geschrieben. Statt den Verkehr auf isolierten Streckenabschnitte zu beschleunigen, sollten die Fahrpläne an möglichst vielen Knotenbahnhöfen aufeinander abgestimmt werden.

Berlin - Der Bahnexperte der Grünen, Matthias Gastel, fordert, dass die Bahn im Fernverkehr eine Pünktlichkeitsoffensive startet. „Es gibt bislang nicht einmal eine systematische Erforschung der Verspätungsursachen“, schreibt der Bundestagsabgeordnete aus Nürtingen in einem Zehn-Punkte-Papier für eine verbraucherfreundlichere Bahn, das den Stuttgarter Nachrichten vorliegt.

Laut Bahnstatistik hatten in den ersten drei Monaten dieses Jahres 18 Prozent aller Fernzüge mindestens sechs Minuten Verspätung. Gastel mahnt den Bau von Überholgleisen und Weichen, die Beseitigung von Engpässen im Netz und mehr Ersatzzüge an, damit die Bahn pünktlicher wird.

Vor 20 Jahren habe die Bahn 20 Millionen Kunden jährlich im Fernverkehr mehr gehabt als heute. Gastel listet in seinem Konzept Maßnahmen auf, mit denen die Bahn Fahrgäste zurück auf die Schiene holen soll. „Viel zu lange wurden zu viele Milliarden in neue Hochgeschwindigkeitszüge investiert, ohne Anschlussverbindungen zu verbessern“, heißt es da. Die schnellere Ankunft habe in vielen Fällen nur die Wartezeit auf den Anschluss verlängert.

Statt den Verkehr auf isolierten Streckenabschnitte zu beschleunigen, sollten die Fahrpläne an möglichst vielen Knotenbahnhöfen aufeinander abgestimmt werden (Stichwort „Deutschland-Takt“). Gastel mahnt zudem einen besseren Service an. Notwendig sei etwa der Einbau einer verlässliche, störungsarmen Küchentechnik sowie eine Ausweitung des Speisenangebots unterwegs. Viel zu oft fielen die Küchen in den Speisewagen aus. Außerdem sei nicht hinzunehmen, dass das gastronomische Servicepersonal eine halbe Stunde vor Schichtwechsel keine Bestellungen mehr entgegen nehme.

Die Bahn müsse an vielen Stellen besser werden. Die Einfahrt von Zügen in umgekehrter Wagenreihung etwa sei durch bessere Organisation vermeidbar. Die Reisenden seien heute vielfach mit größeren und sperrigeren Gepäckstücken unterwegs. Dafür reiche der Stauraum vielfach nicht aus. Nur bei einem Teil der neu bestellten Fernverkehrszüge gebe es künftig mehr Platz für Gepäck, bei den Doppelstock- IC sogar weniger.

Die Bahn müsse für Kunden, die unterwegs das Internet nutzen, attraktiver werden. „Für immer mehr Reisende entwickelt sich der Zug zum rollenden Büro,“ so Gastel. Leider aber funktioniere WLAN, das die Bahn in der ersten Klasse seit Anfang des Jahres anbiete, häufig nicht verlässlich. Zugbegleiter sollten technisch nicht so versierten Fahrgästen künftig hilfreich zur Seite stehen. Zudem solle WLAN so schnell wie möglich auch in der zweiten Klasse und im IC kostenlos angeboten werden. Denn damit könne die Bahn Auto und Flugzeug Fahrgäste abnehmen.