Droht am Montag auch ein „Chaostag“ bei der S-Bahn? (Archivbild) Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

Während sich der Straßenverkehr im Zuge der Bauernproteste wieder beruhigt, sorgt eine Stellwerkstörung bei der S-Bahn für Verspätungen. Unsere Datenauswertung zeigt die aktuelle Pünktlichkeit.

Am Montagvormittag sorgt eine Stellwerksstörung am Stuttgarter Hauptbahnhof für Verspätungen auf allen Linien der S-Bahn. Wie die S-Bahn Stuttgart auf X (vormals Twitter) mitteilt, komme es zu „erheblichen Verspätungen, Teilausfällen und Umleitungen“. Von der Website s-bahn-chaos.de gesammelte Bahndaten zeigen, dass am Morgen zwischenzeitlich drei von vier Bahnen stark verspätet waren.

Die Verspätungen bei der Bahn treffen Pendlerinnen und Pendler in der Region parallel zu Verkehrsbehinderungen infolge der Bauernproteste. Protestierende blockieren mit Traktoren unter anderem die Autobahnausfahrten Esslingen und Neuhausen an der A8. Für den Vormittag sind Proteste und eine Kundgebung in Stuttgart angekündigt. Aktuelle Entwicklungen lesen Sie in unserem Liveblog.

Verspätungen am Montagmorgen

In den Pünktlichkeitswerten der S-Bahn bildet sich die Störung deutlich ab. Im folgenden Liveschaubild stehen hohe Werte für viele verspätete Züge. Es zeigt die Entwicklung des laufenden Tages:

Generell gilt: Nachts kann es zu starken Ausschlägen kommen, weil in dieser Zeit wenige, teilweise gar keine Züge fahren. Zu den Pendlerzeiten am Morgen und am Nachmittag sind typischerweise mehr Züge verspätet, am Vormittag und in den Abendstunden in der Regel weniger.

Der Anteil der weniger als drei beziehungsweise sechs Minuten verspäteten Züge ist neben den ausgefallenen Zugkilometern das Maß für die Qualität des S-Bahn-Betriebs. Die S-Bahn Stuttgart berichtet diese Pünktlichkeitsquoten monatlich, nicht aber tageweise.

So häufig sind „Chaostage“

Wir werten die Daten von „S-Bahn-Chaos“ dagegen tageweise aus. Dafür überprüfen wir, an welchen Tagen im Schnitt besonders viele S-Bahnen verspätet unterwegs waren. Wir ermitteln das gewichtete Mittel: Je mehr S-Bahnen zu einem Zeitpunkt im Netz unterwegs sind, desto stärker fließt deren Pünktlichkeit in den Tageswert ein.

Besonders relevant ist die Sechs-Minuten-Pünktlichkeit. Wenn die S-Bahn sechs Minuten oder mehr Verspätung hat, verpassen viele Fahrgäste ihren Anschlusszug oder den Bus. Vielfach ist dann vom sprichwörtlichen „S-Bahn-Chaos“ die Rede. Rechnerische „Chaostage“ haben dabei im Jahr 2023 deutlich zugenommen, allein im November waren sie besonders häufig. Wir definieren sie als Tage, an denen im Mittel jeder fünfte Zug sechs Minuten oder mehr verspätet ist – darunter fällt nicht automatisch jeder Tag, an dem während der Stoßzeiten die Pünktlichkeit vorübergehend in den Keller sinkt.

Die folgende Grafik zeigt in Kalenderform die „Chaostage“ seit Anfang 2023 – je dunkler ein Tag, desto mehr Züge waren verspätet und desto geringer ist die Pünktlichkeitsquote:

Deutlich häufiger kommt es vor, dass S-Bahnen drei Minuten oder mehr verspätet sind. Auch diese Verspätung ist vielfach nicht nur ärgerlich, sondern führt zu längeren Wartezeiten, sofern Fahrgäste umsteigen wollen. Das folgende Schaubild zeigt, an wie vielen Tagen pro Monat mindestens zwanzig Prozent der S-Bahnen drei beziehungsweise sechs Minuten verspätet waren:

Die hier gezeigten Auswertungen fokussieren auf die tagesscharfe Auswertung der S-Bahn-Pünktlichkeit. Zahlreiche noch detailliertere Daten und Schaubilder gibt es bei s-bahn-chaos.de. Die aktuelle Betriebslage bildet s-bahn-chaos.de in seinem „S-Bahn Stuttgart Monitor“ ab. Außerdem können sich Fahrgäste über die Auskunftssysteme etwa des regionalen Verkehrsverbunds VVS oder der S-Bahn Stuttgart informieren.