Typischer Sonntag in Rotenberg: Autos stehen Stoßstange an Stoßstange Foto: factum/Granville

Die Seilbahn ist aus Kostengründen vom Tisch. Gegen das neue Konzept, das die städtischen Verkehrsplaner den Menschen in Stuttgart-Rotenberg vorgestellt haben, um das Verkehrschaos in dem Stadtteil in Griff zu bekommen, gab es Protest.

Stuttgart - Die Aufgabe von Verkehrsplanern ist es, Konzepte zu entwickeln, die ein reibungsloses Miteinander von Autofahrern und Fußgängern ermöglichen. Dass in Rotenberg, das an schönen Wochenenden und Feiertagen von Tausende Ausflüglern mit dem Auto angefahren wird, ein solches Konzept dringend braucht, liegt auf der Hand. An sonnigen Wochenenden und Feiertagen droht der 750 Einwohner zählende Ort unter dem Verkehrschaos zusammenzubrechen. Bei Stichproben im Sommer wurden allein in der Württemberger Straße pro Tag bis zu 3000 Autos im fließenden Verkehr gezählt. Geparkt werden die Fahrzeuge überall dort, wo eine Lücke ist. Für Fußgänger, Feuerwehr oder Rettungsfahrzeuge ist dann kein Durchkommen mehr. Die Situation ist gefährlich

Bürger und Planer werfen sich „Unverschämtheit“ vor

Als die Verkehrsplaner vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung bei einem Informationsabend im katholischen Gemeindezentrum in Untertürkheim ihre Pläne zur Entlastung vorstellten, kam es zu Protesten. Die Planer warfen den Bürgern, die Bürger den Planern „Unverschämtheit“ vor. Dass die Seilbahn und ein digitales Parkleitsystem zur Verkehrsentlastung nicht taugen, wurde von den Bürgern hingenommen. Denn eine Seilbahn würde sich erst ab 5000 bis 10 000 Passagieren am Tag rechnen. Und auch ein Leitsystem, dass die Autofahrer am Fuße des Württembergs darüber informiert, wenn es oben keine Parkplätze mehr gibt, wäre zu kostspielig. Mit seinem Bündel an Vorschlägen zur Verbesserung der Verkehrssituation biss Andreas Hemmerich bei den rund 100 Zuhörern jedoch auf Granit. Der Verkehrsplaner sieht zum Beispiel vor, die 117 Parkplätze an der Egelseer Heide zu bewirtschaften und Parkscheinautomaten aufzustellen. „Wer kein Ticket löst, bekommt dann eben ein Knöllchen“, sagt Hemmerich. Für die Anwohner soll es 102 Anwohnerparkplätze geben. Wer dort parken will, benötigt dann wie die Anwohner im Stuttgarter Westen einen kostenpflichtigen Parkausweis. Für die 30 Euro, die der pro Jahr kostet, gibt es allerdings keinen Anspruch auf einen bestimmten Stellplatz. Für Handwerker und Sozialdienste soll es Sonderregelungen geben.

Bürger empfinden Vorschläge als gegen sich gerichtet

Jürgen Hummel, Kommandant der freiwilligen Feuerwehr Rotenberg, wirft den Verkehrsplanern vor, dass sich die Vorschläge „gegen die Interessen“ der Bevölkerung richten. „Wir verlieren dadurch Stellplätze. Bevor so ein Konzept kommt, verzichte ich lieber drauf“, stellt er unter Applaus fest.„Warum richtet man an den besucherstarken Tagen nicht bei den Zufahrtstrecken nach Rotenberg unten Schranken ein und stellt einen Wächter hin?“, wollte eine Bürgerin wissen.

Der CDU-Stadtrat Fritz Currle schlägt vor, die Ausflügler auf die rund 150 Parkplätze beim Bauhaus und Kaufland an der Augsburger Straße zu verweisen. „Mit der Geschäftsleitung habe ich gesprochen. An Sonn- und Feiertagen ist das möglich“, sagt er und weist darauf hin, dass die Haltestelle für die Buslinie 61 nach Rotenberg nur 20 Meter von den Parkplätzen entfernt ist. Durch die Vorschläge der Stadt werde der Verkehr nicht reduziert, ist Klaus Hecht überzeugt und meint, man müsse bei den Buspreisen ansetzen. Die seien viel zu hoch und Wartezeiten von etwa 30 Minuten abends zu lang.

Ein Verkehrskonzept kann laut Hemmerich erst 2018/19 umgesetzt werden. Viel Zeit also, um im kleineren Kreis unaufgeregt über Lösungen zu diskutieren. Eine solche Diskussion haben die Planer zugesagt.