Nach Ansicht der Räte rollen zu viele Laster aus Richtung Affalterbach durch Marbach. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Marbacher Gemeinderat appelliert ans Landratsamt, den Korridor zwischen der B 14, der Landesstraße am Neckar und der Autobahn für den Schwerlastverkehr zu sperren.

Der Marbacher Gemeinderat hofft, über den neuen Lärmaktionsplan endlich im größeren Stil auf den Ortsdurchfahrten tags wie nachts Tempo 30 genehmigt zu bekommen. Das soll den Geräuschpegel an den Hauptachsen senken und den Anwohnern etwas mehr Ruhe und einen besseren Schlaf verschaffen. Das Gremium fordert allerdings in zunehmend schärferem Ton noch mehr: ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, damit die Brummis nicht mehr umstandslos von der B 14 über Affalterbach, Marbach und die L 1100 am Neckar zur Autobahn rollen. Insbesondere nachts soll damit Schluss sein, so der allgemeine Tenor.

Michael Herzog von den Freien Wählern machte sich am Donnerstagabend im Gemeinderat dafür stark, nochmals bei den dafür zuständigen Stellen „energisch“ aufzuschlagen, „damit dies endlich realisiert wird“. Volle Rückendeckung gab es dafür von Jochen Biesinger. Der CDU-Mann hob hervor, dass es alternative Routen für die Laster gebe, die nicht durch Siedlungen führten. Biesinger erinnerte außerdem daran, dass bei Schwieberdingen und Vaihingen/Enz ebenfalls Korridore festgezurrt worden seien, durch die der Schwerverkehr nicht von Autobahn zu Autobahn fahren dürfe. Sprich: Präzedenzfälle sind vorhanden.

Rathauschef will beim Landrat Druck machen

Bürgermeister Jan Trost sieht ebenfalls Handlungsbedarf und versicherte, in der Sache nochmals aktiv werden zu wollen. „Wir werden auch gegenüber dem Landrat deutlich artikulieren, dass wir das einfordern. Es ist nicht einzusehen, dass durch unsere enge Ortsdurchfahrt mit der Kronenkreuzung die Lastwagen fahren sollen, obwohl es aus dem Rems-Murr-Kreis eine Alternative gibt, die keine Kommune innerorts belasten würde“, sagte Trost, der damit auf die Verbindung von der B 14 über die Landesstraße 1115 zur Autobahn 81 anspielte. Der Rathauschef meine außerdem, dass es keinem Bürger plausibel zu erklären sei, warum das Kreishaus „nicht auf diesen Zug aufspringt“.

Landratsamt sieht Stadt am Zug

Das angesprochene Landratsamt macht allerdings klar, dass der ganze Komplex vielschichtig ist und Schnellschüsse unter Umständen nach hinten losgehen könnten – und vor allem die Stadt selbst in Vorleistung gehen müsste.

Wohin wird der Verkehr verdrängt?

Pressesprecher Andreas Fritz gibt zu bedenken, dass die beantragte Zone für das LKW-Fahrverbot einen großen, landkreisübergreifenden Bereich umspanne. Und entlastet solle dadurch vornehmlich die L 1127 von Winnenden nach Affalterbach und in der Folge die L 1124 zwischen der Gemeinde am Apfelbach und Marbach werden. Lastwagen könnten dann aber nur noch Routen nutzen, die ihrerseits „verkehrliche Auswirkungen auf das Straßennetz im Rems-Murr-Kreis, Stuttgart, Remseck am Neckar, Ludwigsburg und andere“ hätten. Welche Folgen das Lastwagen-Verbot bei Marbach konkret auf andere Abschnitte hätte, müsste somit durch die Kommune über ein Verdrängungsverkehrsgutachten ermittelt werden.

Frage nach dem tatsächlichen Effekt

Für diese Bewertung seien verschiedene Teiluntersuchungen notwendig wie unter anderem Befragungen zur Ermittlung des Ziel- und Quellverkehrs sowie die Darstellung der Entlastungswirkung, erklärt Fritz, der klarstellt: „Ohne diese weitergehenden Untersuchungen wird eine verkehrsrechtliche Bewertung nicht möglich.“ Grundsätzlich müsse bei der Umsetzung eines solchen Verbotes beachtet werden, „dass sich keine erheblichen Auswirkungen auf andere gleich schützenswerte Bereiche ergeben dürfen“.

Davon abgesehen würde Marbach selbst durch den Verbotskorridor nicht in Gänze Lastwagen-frei. Der Ziel- und Quellverkehr müsste in jedem Fall weiter zugelassen werden, betont Andreas Fritz.

Stadtrat: Teil des Problems selbst verursacht

Darauf weist auch Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling hin. Man hätte folglich auch keine Handhabe gegen die Lastwagen von Lila Logistik, die zwischen Affalterbach und dem Marbacher Energie- und Technologiepark pendeln. Daran ändere auch der Umstand nichts, dass mittlerweile vermutlich deutlich mehr LKW des Unternehmens auf dieser Route unterwegs seien als einst in der Baubeschreibung vermerkt. Hendrik Lüdke von Puls hob im Gemeinderat hervor, dass man sich in dem Punkt an die eigene Nase fassen müsse. Das Gremium habe den Logistiker selbst genehmigt, und zwar „in Kenntnis, dass da LKW-Verkehr zwischen Marbach und Affalterbach stattfinden wird“.