In Marbach stehen per Lärmaktionsplan schärfere Geschwindigkeits-Vorgaben ins Haus. Das soll aber möglichst nicht zu Lasten eines bestimmten Transportmittels geschehen.
Der Marbacher Gemeinderat war vor einigen Jahren mit dem hehren Ziel an den Start gegangen, über den Lärmaktionsplan auf allen Ortsdurchfahrten das Tempo durchgängig auf 30 zu beschränken. Das Landratsamt Ludwigsburg spielte hierbei aber nicht mit. Am Ende kam je nach Abschnitt und Belastung der Anwohner ein Mischmasch aus nur nächtlichen und ganztägigen 30er-Zonen heraus. Stellenweise blieb auch 50 der Standard. Für Rielingshausen einigte man sich sogar darauf, dass rund um die Uhr 40 Sachen das höchste der Gefühle sein sollten. Nun, mit der Fortschreibung des Werks, dürfte die Stadt ihrer ursprünglichen Absicht aber endlich ein Stück näher kommen.
Neues Tempolimit für Erdmannhäuser Straße geplant
Laut Entwurf soll der ganztägige Tempo-30-Bereich an der Schillerstraße bis hoch zur Erdmannhäuser Straße ausgedehnt werden, was einer Verlängerung um rund 300 Meter entspricht. Für die Erdmannhäuser Straße selbst ist angedacht, eine Maximalgeschwindigkeit von 30 Sachen einzuführen, und zwar für den etwa 600 Meter langen Abschnitt zwischen der Einmündung zur Rielingshäuser Straße und der Kreuzung zur Hardtstraße. Ferner ist gewünscht, zwischen dem Knotenpunkt Bahnhofstraße/Güntterstraße/Rielingshäuser Straße und dem Gebäude Poppenweilerstraße 20 durchweg auf ein Maximum von 30 Kilometern pro Stunde umzustellen. Aktuell müssen hier Fahrer in weiten Teilen lediglich zwischen 22 und 6 Uhr ab Tempo 30 den Fuß vom Gaspedal nehmen. Verlängert werden soll auch der bis dato nur punktuell ganztägige 30er-Bereich in der Wildermuthstraße/Affalterbacher Straße auf den ganzen Abschnitt zwischen der Kronenkreuzung und dem Gebäude Affalterbacher Straße 39.
Überdies sieht der Entwurf vor, auf der Hauptstraße in Rielingshausen den Status quo nicht anzutasten, jedoch am nordöstlichen Eingangsbereich zwischen dem Ortsschild und dem Ende der Bebauung bei 50 Kilometern pro Stunde das Limit zu setzen. Im weiteren Verlauf bis zum Knotenpunkt zwischen der Straße nach Aspach und der K 1607, über die man nach Kleinaspach gelangt, sollen höchstens 70 Kilometer pro Stunde gefahren werden dürfen.
Auch für die lärmgeplagten Anwohner des Stadtteils Eichgraben könnte es ein Bonbon geben. Auf der Landesstraße am Neckar soll auf dem Abschnitt zwischen der Einmündung zu der Siedlung bis zum Gebäude in der Ludwigsburger Straße 74 nur noch 50 statt 70 gelten.
Positives Feedback vom Landratsamt
Man kann davon ausgehen, dass das Kreishaus diese Anregungen nicht wieder zerpflücken wird. „Wir haben das Landratsamt schon mit eingebunden und ein Feedback zu den einzelnen Maßnahmen bekommen, die generell auch mitgetragen werden können“, berichtete Dominik Wörn vom Büro BS Ingenieure nun im Ausschuss für Umwelt und Technik, wo er den Entwurf vorstellte. Wörn betonte allerdings ebenfalls, dass nochmals die Auswirkungen auf den ÖPNV geprüft werden müssten und ob gegebenenfalls Zeitverluste auf den Linien irgendwie ausgeglichen werden können.
Wobei auch dem Gremium wichtig ist, dass die Busse durch die weiteren Einschränkungen nicht ausgebremst werden. Jede Sekunde, die zusätzlich benötigt werde, „macht den ÖPNV und die Umsteigeverbindungen am Marbacher Bahnhof instabiler“, betonte Jochen Biesinger (CDU). Man müsse also im Gegenzug schauen, wie man etwaige Zeitverluste für den ÖPNV kompensieren könne. Eine Anregung, der einhellige Zustimmung erntete und im Entwurf des Lärmaktionsplans noch Niederschlag finden soll.
Kaps könnten durch Buchten ersetzt werden
Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling erklärte, dass man wertvolle Sekunden zum Beispiel dadurch wieder hereinholen könne, dass entlang der ÖPNV-Strecken Buchten für Busse zu sogenannten Kaps umgebaut werden. So könnten die Busse direkt auf der Straße halten, müssten also nicht in die Bucht navigiert werden und sich dann wieder hinter anderen Fahrzeugen einreihen. „Das ist durchaus ein wichtiger Ergänzungspunkt, den wir gerne im Lärmaktionsplan verankern möchten. Unser Ziel sollte also sein, möglichst viele Haltestellen, die derzeit noch als Busbucht ausgebaut sind, künftig als Kap auszugestalten“, erklärte Seiberling.
Ein großes Ziel
Zu den Anregungen der Stadt gehört ferner, ein nächtliches Durchfahrtsverbot für Lastwagen auf der Affalterbacher Straße zu prüfen. „Das wäre unser großes Ziel“, sagte Bürgermeister Jan Trost. „Da hoffen wir wirklich auf Einsicht des Landratsamts, dass man die Marbacher Bevölkerung entlastet“, erklärte der Rathauschef. Man könne den Schwerlastverkehr doch über die L 1115 zur Autobahn lenken. Dann wäre keine Ortsdurchfahrt betroffen.