Hinweisschild zur Sonntagsöffnung. Foto: dpa

Der Handel braucht mehr Spielraum bei den verkaufsoffenen Sonntagen, meint Daniel Gräfe. Das muss aber maßvoll sein.

Stuttgart - Dass die Warenhausketten Kaufhof und Karstadt die Freigabe der Sonntagsöffnungen fordern, muss man wohl als Haudrauf-Aktion verbuchen. Ein sachlicher Beitrag zur Debatte, wie oft und unter welchen Bedingungen Händler an Sonntagen ihre Geschäfte öffnen dürfen, ist das nicht. Zu radikal ist die Forderung, die gegen den Schutz des Sonntags zielt, wie er zu Recht in der Verfassung und in den Landesgesetzen verankert ist. Denn der Schutz des Sonntags und damit auch der von Familien und gemeinsam verbrachter Zeit ist ein gesellschaftlich zentrales Anliegen. Gäbe es diesen Schutz nicht, müsste man ihn auch heute noch festschreiben. „Selbstbestimmter Sonntag“ haben Karstadt & Co. die Initiative genannt. Das mag den Händlern gefallen. Einen selbstbestimmten Sonntag wünschen sich aber auch viele Angestellte – und zwar ohne Sonntagsarbeit.

Die Forderungen des Handelsverbands Baden-Württemberg und der Stuttgarter Händler dagegen sind nachvollziehbar. Ihnen würde es in der Regel reichen, ihre Geschäfte an bis zu drei Sonntagen im Jahr zu öffnen – wenn sie den Termin selbst bestimmen können. Die Vorteile der Sonntagsöffnungen sind unbestritten: Mit ihnen können die Händler den reinen Online-Warenhäusern Paroli bieten, die den größten Umsatz an Sonntagnachmittagen machen. Vor allem aber kommen die sonntäglichen Öffnungszeiten bei den Kunden gut an, denn der Sonntagseinkauf wird als Freizeitvergnügen begriffen. Verkaufsoffene Sonntage tragen damit zur Belebung der Innenstädte bei.

Mehr Spielraum für die Händler wäre wünschenswert

Deshalb wäre es wünschenswert, wenn die Händler per Gesetz diesen Spielraum für einige Sonntage im Jahr erhalten würden. Der Bedarf für häufigere Öffnungen an Sonntagen ist ohnehin nicht da. Gerade für die kleineren und mittelständischen Unternehmen lohnt sich der Aufwand für Werbung, Personal und Zulagen nicht. Hier haben die großen Ketten und Einkaufszentren die besseren Voraussetzungen. Deshalb machen diese auch den größten Druck. Die kleineren Händler sollten sich dabei aber nicht in Geiselhaft nehmen lassen.