Feindbild SUV? Die Zulassungszahlen der Fahrzeuge in diesem Segment haben sich seit 2013 mehr als verdreifacht. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Eine Penisverlängerung sei „billiger und weniger schädlich fürs Klima“: Das steht auf orangefarbenen Flyern, die an SUVs in Stuttgart geheftet wurden. Wer steckt dahinter?

Der Spruch kommt derb daher: „Eine Penisverlängerung ist billiger und weniger schädlich fürs Klima.“ Das steht auf einem orangefarbenen Flugblatt in schwarzer Schrift. Der wenig subtile Hinweis wurde an SUVs in Stuttgart entdeckt, zuletzt etwa in Plieningen. Und das Interessante daran: diejenigen, die als Urheber angegeben werden, wissen gar nichts davon.

Die Stuttgarter Flyer kennt die Stiftungsgründerin nicht

Als Quelle wird nämlich die Website RausAusUnsererStadt.de genannt. Und hinter dieser Website steckt die 2017 gegründete sogenannte Generationen Stiftung rund um Claudia Langer. Die Unternehmerin und Aktivistin hat auch die Nachhaltigkeitsplattform www.utopia.de ins Leben gerufen. Die Generationen Stiftung hat trotz der Namensähnlichkeit nichts mit der Letzten Generation zu tun, sondern sieht sich als Lobby für junge Menschen und den Schutz der Demokratie.

Dieses Flugblatt wurde an SUVs in Stuttgart geheftet. Die Gründerin der Generationen Stiftung, auf die der unten stehende Link verweist, kennt den Slogan nicht. Foto: privat

Auf Anfrage unserer Zeitung sagt Claudia Langer, dass ihr die Flyer, die zuletzt in Stuttgart-Plieningen verbreitet wurden, nicht bekannt seien: „Wir würden das Wort Penisverlängerung eher insinuieren, als aussprechen.“ So habe die Generationen Stiftung etwa Zettel für SUVs entworfen mit dem Slogan: „Ein dickes Auto macht bestimmte Körperteile auch nicht länger.“ Weitere Slogans sind: „SUV-Fahren verursacht Atemnot“ oder „Dieses Auto gehört nicht in die Stadt“.

SUV-Fahrer hätten teils „enorm aggressiv“ reagiert, heißt es

Angestoßen hatte die Stiftung die ganze Aktion, „um die Debatte um SUVs anstoßen, was uns ganz gut gelungen ist“, sagt Langer. SUV-Fahrer hätten „äußerst gereizt“ und teils mit einer solch „enormen Aggressivität“ gegenüber den jungen Mitgliedern reagiert, dass die Stiftung sich aus Sicherheitsbedenken dazu entschieden hätte, die Flyer, Sticker und Plakate nicht weiter zu verteilen. Es gebe in Stuttgart aber „sehr aktive Menschen, die die Aktion offensichtlich weitertragen und weiter entwickeln“, sagt Claudia Langer – nun wohl erstmals mit neuen Motiven.

Die Generationen Stiftung macht mehr, als nur SUV-Fahrer zu verärgern. Der Jugendrat der Stiftung hatte etwa einen Generationen-Rettungsschirm gefordert und darin verlangt, dass Unternehmen wie Lufthansa künftig nur noch Staatskredite erhalten, wenn sie sich verpflichten, ökologischer und sozialer zu werden. Acht junge Mitglieder haben zudem das Buch „Ihr habt keinen Plan geschrieben, darum machen wir einen!“ geschrieben, das zum Bestseller wurde. Die SUV-Kampagne sei eine der kleinsten Kampagnen, sagt Claudia Langer, doch habe sie sehr viel ausgelöst – etwa eine Fernsehdokumentation.

SUVs sind beliebt in Deutschland

Zulassungen
Die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge im Segment SUV hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes lag die Anzahl der SUV-Neuzulassungen 2013 noch bei gut 246 000 neuen SUVs, 2022 waren es bereits 778 000. (jub)