Die Verbraucherzentrale in Stuttgart Foto: Kern

Gewerkschaft beklagt unhaltbare Zustände- Doch Verwaltungsrat steht hinter Geschäftsführerin.

Es sind heftige Vorwürfe, die Verdi gegen die Spitze der Verbraucherzentrale erhebt. Von einem miesen Umgang mit den Mitarbeitern ist die Rede, von Abmahnungen und einem Klima der Angst. Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert die Entlassung des Vorstandes.

Stuttgart - Oliver Klug hat lange zugehört und zu vermitteln versucht. Nachdem sich die Stimmung in der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nicht gebessert habe, sah der Stuttgarter Gewerkschaftssekretär, zuständig für den Öffentlichen Dienst in Bund und Land, keine andere Möglichkeit, als an die Öffentlichkeit zu gehen. "Glauben Sie, wir haben uns damit schwer getan", beteuert er beinahe entschuldigend.

Schließlich überwog der Druck, die "unhaltbaren Zustände" bekannt zu machen. In der Kritik steht Beate Weiser, seit April 2003 Vorstand der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, so lautet die Bezeichnung für die Geschäftsführerin. Nun zeichnete sich das Verhältnis Weisers zu ihrer Belegschaft nie durch ausgeprägte Herzlichkeit aus. Mit einigen soll es jedoch zu handfesten Konflikten gekommen sein, die selbst Gewerkschafter wie Klug in dieser Heftigkeit selten erlebt haben. Klagen über einen miesen Umgang und schlechte Stimmung hätten sich in jüngster Zeit zugespitzt, so der Verdi-Funktionär. "Was 2010 stattgefunden hat, war keine normale Auseinandersetzung mehr."Bewusste Verunsicherung, aggressive Beschuldigung und das "massenhafte Androhen und Aussprechen von Abmahnungen" seien an der Tagesordnung.

Angeblich um die Geschäftsabläufe zu optimieren, habe die Chefin Referaten untersagt, eigenständig Anfragen zu bearbeiten und Briefe oder Mails zu versenden. Alles müsse ihr vorgelegt und von ihr persönlich freigegeben werden. Da sei es vorgekommen, dass die Beantwortung einer Anfrage Wochen dauerte.

Verdi sieht zudem die Medienpräsenz der Einrichtung schwinden. Als etwa eine Beraterin für einen Fernsehauftritt angefragt wurde, sei es mit der Chefin sei es zum Streit darüber gekommen, ob die Teilnahme als Arbeitszeit angerechnet werde. Die AMitarbeiterin habe den Auftritt aus persönlichen Gründen absagen müssen. Auch Beobachtern war - zum Teil an Äußerlichkeiten - aufgefallen, dass die Referatsleiter in der Präsentation zunehmend in den Hintergrund traten. Pressemitteilungen etwa würden häufiger nicht mehr von den Fachreferenten unterzeichnet, sondern vom Bereichsleiter für Verbraucherpolitik.

Seit Monaten bemühe sich der Betriebsrat mit Gesprächen , eine Änderung des Führungsstils herbeizuführen. Im Frühjahr schaltete Verdi den Verwaltungsrat ein, das Kontrollgremium des Vereins. Nach einem fünfstündigen Gespräch im August sei man im gegenseitigen Versprechen auseinandergegangen, künftig anständig miteinander umzugehen. Seitherr, so Klug, seien elf Abmahnungen an Mitarbeiter gegangen.

Der Bitte Verdis, den Vorstand abzulösen, ist der Verwaltungsrat, nicht nachgekommen. Seine Replik ist deutlich: "Wir stehen einstimmig hinter Frau Weiser", erklärte die langjährige Vorsitzende, die FDP-Politikerin Bärbl Maushart, unserer Zeitung. "Wir haben die Vorwürfe zurückgewiesen und verstehen nicht, warum Verdi mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit geht." Der Konflikt betreffe lediglich zwei Personen. Die Terminfindung mit Kluge habe sich sehr lange hingezogen. Auch Beate Weiser, zurzeit auf einer Tagung in Berlin, nahm Stellung: Die Tatsache, dass der Verwaltungsrat sie nicht abberufen habe, könne man als Zeichen dafür werten, dass die Vorwürfe nicht simmen. "Aus Rücksicht auf die Mitarbeiter, die es nicht betrifft, finde ich es sehr bedauerlich, dass die Vorwürfe nun an die Öffentlichkeit kommen", sagte Weiser. "Das hat die Organisation nicht verdient."

Seit April 2003 hat Beate Weiser die Geschäftsführung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, inne. Der damalige Verwaltungsrat hatte ihre Vorgängerin vor die Tür gesetzt, die mit Rechenschaftsberichten und mit Gehaltszahlungen in Verzug geraten war. Es waren keine leichten Jahre für die Verbraucherschützer im Südwesten, deren Budgets sukzessive gekürzt wurde. Weiser musste sparen, baute dafür die Beratung per Internet aus. Ihr werden auch gute Kontakte zur Landespolitik nachgesagt. Nach außen präsentiert sich die Einrichtung seither als moderner Dienstleister.