Der Verbandsligist Calcio will sich in Nagold steigern – bei einem Gegner, der einen Schock verdauen muss.
Echterdingen - Nein, die Tabelle wurde nicht mit dem Würfelbecher ermittelt. Auch wenn man in der Fußball-Verbandsliga diesen Eindruck gewinnen könnte. Denn wer hätte das gedacht? Nach fünf Spieltagen stehen im VfB Neckarrems und der SKV Rutesheim zwei krasse Außenseiter an der Spitze des Klassements. Die Topfavoriten TSV Essingen und FSV Hollenbach stolpern dagegen bisher von Partie zu Partie. Es ist eine offenbar noch andauernde Findungsphase der Konkurrenz – welche für die Kicker von Calcio Leinfelden-Echterdingen eine Chance beinhaltet. Nämlich jene, sich selbst früh aussichtsreich zu positionieren. Allerdings muss das Filderteam dafür in der Auswärtsbegegnung an diesem Samstag beim Aufsteiger VfL Nagold anders auftreten als zuletzt.
Keine Überraschungsmomente, keine Kreativität, keine individuelle Entschlossenheit. „Unserem Spiel hat die Fantasie gefehlt“, sagt der Trainer Francesco Di Frisco. So quälte sich seine Mannschaft gegen einen anderen Neuling, den FV Löchgau, zu einem höhepunktarmen 0:0. Vor der nächsten Aufgabe steht für den Coach nun fest: „Wir brauchen Ideen.“ Vor allem aus dem Mittelfeld, wo Di Frisco im Zentrum zudem die nötige Balleroberungsmentalität vermisste. Dort tendieren er und sein Partner Francesco Guerra denn auch zu Umstellungen. Josip Pranjic, Ulas Saglam und Endrit Syla bieten sich als Alternativen an. Weiter nicht dabei sind die Verletzten Sascha Häcker (anhaltende muskuläre Probleme), Niko Zalac (Aufbautraining nach Meniskuseinriss) und Toni Carfagna (Adduktorenzerrung).
Personeller Notstand beim Gegner
Demgegenüber hat der Gegner seinen Schock gerade hinter sich. Beim 0:2 in Tübingen erlitt der Angreifer Pascal Reinhardt einen Kreuz- und Innenbandriss im Knie – womit für den wichtigsten Nagolder Spieler die Saison wohl schon beendet ist. Der 26-Jährige ist mit seiner Profi-Vergangenheit die herausragende Figur im Kader der Gastgeber. Für die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05 war er einst in der dritten Liga am Ball, und für die FC-Bayern-Amateure, Homburg sowie Ulm ging er in der Regionalliga auf Punktejagd. Und für seinen aktuellen Club steuerte er der vergangenen Runde 29 Treffer zum Meistertitel bei. Reinhardts Ausfall bedeutet nun, dass der VfL Nagold ohne beide Toptorjäger seines Aufstiegsspieljahrs auskommen muss. Der zweite, Daniel Schachtschneider, ist im Sommer in die Oberliga zum FV Ravensburg gewechselt.
Da er zudem seinen Abwehrchef Raphael Schaschko (ebenfalls Kreuzbandriss) und seinen Kapitän Matthias Rebmann (Urlaub/Studium) ersetzen muss, ächzt der Trainer Armin Redzepagic: „Momentan sind wir ganz schön gebeutelt.“
Trifft Calcio also auf einen angeschlagenen Konkurrenten? Gemach. Di Frisco erwartet dennoch eine „schwere Aufgabe“. Er hat eine Rechnung, die sich über die nächsten beiden Begegnungen erstreckt. Erst Nagold, dann der Heimauftritt gegen den Tabellenführer Neckarrems. „Zwei Punkte wären okay, vier wären super , sechs wären sensationell“, sagt Di Frisco. Mit denen, so viel ist in dieser bislang verrückten Liga sicher, wäre Calcio vorn dabei.