Das Stuttgarter Sommerfest wurde aufgrund von Personalmangel abgesagt. In der Regel findet es Anfang August rund um den Eckensee und den Schlossplatz statt. Foto: imago/Objektif

In diesem Sommer jagt eine Veranstaltung die andere. Das bringt Eventplaner in der Region Stuttgart teilweise zur Verzweiflung, weil es zum Beispiel an Sanitätern fehlt. Zudem ist alles viel teurer geworden.

Kaum ist das eine Fest, die eine Sportveranstaltung, das eine Konzert vorbei, beginnt schon das nächste Event: Bohnenviertelfest in Stuttgart, Zeltspektakel in Winterbach, Schäferlauf in Markgröningen, Estival in Esslingen, und so weiter. Rund zweieinhalb Jahre nach Ausbruch der Coronapandemie dürfen viele Veranstaltungen in diesem Sommer zum ersten Mal wieder stattfinden. Während Besucher lediglich die Qual der Wahl haben, bringt die Vielzahl von Events die Organisatoren teils zur Verzweiflung. Denn dadurch wird die Suche nach gastronomischem Personal, Sanitätern und Sicherheitsleuten schwierig. So wurde etwa das Sommerfest in Stuttgart abgesagt, das Anfang August hätte stattfinden sollen.

 

Sanitäter: Helfer von außerhalb nötig

Bei den süddeutschen BMX-Meisterschaften Mitte Juli in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) mussten die Veranstalter bis zuletzt zittern. Dort fehlten Sanitäter. Niemand hatte Personal oder Zeit für das BMX-Event; weder der Kornwestheimer Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes, noch der Kreisverband Ludwigsburg oder private Anbieter wie der Arbeiter-Samariter-Bund. Die Organisatoren brauchten für die zwei Wettkampftage aber acht Sanitäter plus Arzt und Fahrzeuge. Schließlich mussten Sanitäter aus dem hessischen Ahnatal anrücken. Weil es dort ebenfalls eine BMX-Strecke und einen Verein gibt, stellte dieser den Kontakt zu den dortigen Helfern her. Eine Umfrage bei mehreren Sanitätsdiensten in der Region Stuttgart zeigt: Es ist zwar ungewöhnlich, dass Helfer aus einem anderen Bundesland anrücken, aber in diesem Sommer auch nicht wirklich überraschend. Denn im Zuge der Pandemie hätten sich einige Sanitäter zurückgezogen, heißt es. Diese würden zwar bei Katastrophenfällen nach wie vor ausrücken, sich aber nicht mehr für Zusatzaufgaben melden – zu denen auch der Dienst bei Veranstaltungen gehöre.

Auch vor Corona haben in Stuttgart Sanitäter nicht gereicht

Zum anderen häuften sich gerade eben die Einsätze. „Es ist nicht vergleichbar mit 2019“, sagt etwa Mira Hawlik vom Stuttgarter Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes. „Es sind 2022 deutlich mehr Veranstaltungen als vor Corona. Viele finden außerdem in einem kurzen Zeitraum sehr geballt statt.“ Wenn mehrere Events zugleich stattfinden, sei es allerdings in Stuttgart auch schon vor Corona so gewesen, dass Unterstützung von außerhalb angefordert wurde, bei Großveranstaltungen wie Open-Airs sowieso. Allerdings würden diese Helfer immer aus Baden-Württemberg kommen. Nur selten setze man umgekehrt Stuttgarter Einsatzkräfte anderswo ein, sagt Mira Hawlik.

Kosten: Technisches ist teurer geworden

Die Organisatoren von Veranstaltungen, die in den kommenden Tagen und Wochen beginnen, rechnen Stand jetzt damit, dass sie genügend Sanitäter, Sicherheitsleute und gastronomisches Personal haben werden. Beim Estival in Esslingen, das am 29. Juli beginnt, habe man „durch langjährige Geschäftsbeziehungen aus anderen Events schon relativ früh Aufträge erteilt“ und gehe davon aus, dass man genügend Mitarbeiter für das 13 Tage andauernde Event haben wird, sagt Michael Metzler, der Chef des Esslinger Stadtmarketings. Eine Herausforderung für die Organisatoren des Estivals seien aber gestiegene Kosten: „Bauzäune oder WC-Container sind viel teurer geworden als dies noch vor einem Jahr der Fall gewesen war“, sagt Michael Metzler. Da müsse man nun „jonglieren“.

Ähnlich klingt das bei Frank Blessing, der für die Organisation des Schäferlaufs in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) zuständig ist. Dieser steht vom 26. bis 29. August an: „Wir haben teils sehr hohe Kostensteigerungen, vor allem bei allen technischen Dingen wie etwa der Beschallungsanlage, der großen Tribüne oder auch den Toiletten.“

Planung: Veranstalter unter Zeitdruck

Ein noch größeres Problem sei aber der Zeitdruck, unter dem der Schäferlauf organisiert werden müsse und welcher vor der Pandemie im Schnitt rund 100 000 Besucher nach Markgröningen holte. Der Gemeinderat hatte erst im Januar dieses Jahres entschieden, dass der Schäferlauf mit allem Drum und Dran stattfinden soll. Bis dahin sei man sich unsicher gewesen aufgrund der Coronapandemie und der dadurch möglichen Beschränkungen. Nun aber soll der Schäferlauf so stattfinden, wie dies zuletzt 2019 war – und acht Monate Planungszeit sind für ein so großes Event nicht gerade viel.

Immerhin müssen die Verantwortlichen nicht mehr nach Personal suchen. Beim Schäferlauf wird der Großteil der Arbeit von Ehrenamtlichen abgedeckt, nur einen kleinen Teil übernehmen professionelle Gastronomen und Sicherheitsfirmen. „Gefühlt ist ein Drittel der 14 000 Einwohner von Markgröningen beim Schäferlauf irgendwo ehrenamtlich tätig“, sagt Frank Blessing. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich bis Ende August nicht allzu viele von ihnen mit Corona infizieren und spontan ausfallen.