Die Müllers neben dem Lieferwagen, an dem die Reifen durchstochen werden. Foto: Eppler

Seit sieben Monaten werden einer Familie in Rudersberg-Oberndorf immer wieder von Unbekannten die Reifen zerstochen. 30 Pneus sind inzwischen kaputt, rund 4000 Euro beträgt der Schaden – den keine Versicherung trägt.

Rudersberg - Es ist ein beängstigendes Gefühl, immer wieder Opfer von Vandalismus zu werde, ohne zu wissen, warum dies geschieht. Der Familie Müller aus Rudersberg-Oberndorf hat ein Unbekannter in den vergangenen Monaten 30 Reifen zerstochen, immer am Lieferauto von Alexander Müller, das vor dem Haus in der Ortsdurchfahrt geparkt ist. Die Polizei hat ermittelt, einmal sogar eine versteckte Kamera installiert – bisher ohne Ergebnis. „Es gibt keinen Tatverdächtigen“, sagt ein Pressesprecher der Polizeidirektion auf Anfrage. Man sei sich jedoch sicher, dass Unbekannte der Familie gezielt einen Schaden zufügen wollen. Straftaten wie diese gebe es in dem kleinen Rudersberger Ortsteil ansonsten nicht.

Seit fünf Jahren wohnen die Müllers in dem Gebäude an der Hauptstraße in Oberndorf, das einst als Einzelhandelsmarkt fungierte und das sie sich als Wohnhaus hergerichtet haben. Sie sind aus Leutenbach dorthin gezogen. Teodora Müller ist Krankenschwester. Alexander Müller ist Elektriker, und hat zum selbstständigen Parkettleger umgeschult. Sie fühle sich in der Gemeinde wohl und gut integriert, sagt Teodora Müller, beide Kinder besuchten dort Schule und Kindergarten. Mit den Nachbarn des gewachsenen Dorfes haben sie zwar keinen intensiven Kontakt, aber es gebe auch keinen Streit. Auch an dauerhafte Zerwürfnisse mit seinen Kunden kann sich Alexander Müller nicht erinnern. „Ich tue beruflich mein Bestes“, sagt er.

Umso überraschender war es, als am 27. Dezember zum ersten Mal die Reifen an dem vor dem Haus abgestellten Lieferwagen platt waren. Die Familie glaubte an einen ärgerlichen Zufall, aber am 12 .Januar geschah dasselbe erneut. Für den selbstständigen Alexander Müller bedeutet das eine Stresssituation. Vereinbarte Termine müssen verschoben, Ersatzräder beschafft werden. Zwar sind beide Lieferwagen Vollkasko versichert, „aber für Vandalismus zahlt keine Versicherung“, sagt Teodora Müller. Alles in allem belaufe sich der Schaden an den 30 Reifen auf 4000 Euro. Ein Betrag, der nicht so leicht zu ersetzen sei.

Die örtliche Polizei sei immer sehr hilfreich gewesen, sagt Teodora Müller. Aber leider sei kein Täter ermittelt worden. Einmal hätten die Beamten eine Beobachtungskamera installiert, die sogar in einer Tatnacht filmte. Die Polizisten hätten ihr erzählt, dass nur das Herumleuchten einer Taschenlampe darauf zu erkennen sei, aber kein Täter. In Oberndorf wird nachts die Beleuchtung abgestellt, von Mitternacht bis fünf Uhr ist es in dem Dorf stockdunkel.

Mittlerweile planen die Müllers, Alarmgeräte rund um ihr Auto installieren, vielleicht sogar einen Zaun in die Einfahrt zu bauen. Der Polizeisprecher befürwortet dies. Zwar achteten Streifenwagen auf das Haus, eine ständige nächtliche Überwachung sei jedoch nicht möglich.

Teodora Müller beunruhigt die ganze Sache so sehr, dass sie sich nun von sich aus an unsere Zeitung gewandt hat. Ihr Schlafzimmerfenster ist nur wenige Meter vom geparkten Lieferwagen weg, sagt sie. Ihr Mann stehe oft nachts auf und beobachte die Straße. Den Täter hinderte die Wachsamkeit aber nicht daran, sogar um das Haus herumzulaufen und an einem zweiten Lieferwagen, das hinter dem Haus geparkt war, in einem Fall ebenfalls die Reifen durchzustechen. Bei einer anderen Tat wurden die Räder beschädigt, als der Lieferwagen zwei Kilometer entfernt im Teilort Schlechtbach vor einer früheren Apotheke stand, die Alexander Müller zum Schauraum umbaut. Dass der Täter immer unerschrockener wird, zeige sich auch daran, dass er ein immer größeres Messer verwende, wie man ein den Einstichen ablesen könne. Zuletzt hatte es die Größe eines Jagdmessers. „Das ist doch ein Psychopath“, sagt Teodora Müller. „So jemand kann nur krank sein.“