Der autoritäre Präsident der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Usbekistan, Islam Karimow, ist nach einem Schlaganfall gestorben. Foto: RIA Nowosti

Der autoritäre Präsident der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Usbekistan, Islam Karimow, ist nach einem Schlaganfall gestorben. Der usbekische Langzeit-Herrscher war am vergangenen Samstag mit Hirnblutungen in ein Krankenhaus gebracht worden.

Taschkent - Der usbekische Präsident Islam Karimow ist nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti tot. Die Agentur berief sich in ihrer Meldung auf Angaben der Regierung in Taschkent. Kurz davor hatte die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax unter Verweis auf Regierungskreise den Tod Karimows gemeldet, diesen Bericht aber hastig zurückgezogen und von einem technischen Fehler gesprochen. Der Staatschef lag seit einer Woche im Krankenhaus.

Das Hin und Her brachte den Hauch einer Tragikomödie in die letzten Stunden der Ära des Mannes, der Usbekistan 27 Jahre lang autoritär regiert und jegliche Opposition unterdrückt hatte. Wie es nun in der ehemaligen Sowjetrepublik weitergehen soll, ist völlig unklar. Der Autokrat baute keinen Nachfolger auf.

Die Regierung in Taschkent hatte zunächst nur mitgeteilt, der Zustand Karimows sei äußerst kritisch. Doch aus dem Ausland trafen bereits Beileidsbekundungen und Zusagen zur Teilnahme am Staatsbegräbnis des Langzeitherrschers in seiner Heimatstadt Samarkand ein.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim und der iranische Präsident Hassan Ruhani kondolierten dem usbekischen Volk zum Tod Karimows. Ruhani richtete sein Schreiben an den, wie er schrieb, geschäftsführenden Präsidenten von Usbekistan, Nigmatilla Juldaschew. Aus Regierungskreisen in Afghanistan verlautete, Präsident Aschraf Ghani werde am Samstag zum Staatsbegräbnis Karimows nach Samarkand reisen. Auch Kirgistan sagte das Kommen seines Ministerpräsidenten zu.

In der Heimatstadt des 78-Jährigen, der nach Auskunft seiner Tochter Lola vor einer Woche eine Hirnblutung erlitten hatte, mehrten sich die Anzeichen für ein Staatsbegräbnis. Die zentralasiatische Nachrichten-Webseite Fergana.ru zeigte Bilder aus Samarkand, die anscheinend die Vorbereitung einer solchen Beerdigung auf dem Friedhof zeigten, auf dem bereits Angehörige des Präsidenten bestattet sind. Der Flughafen von Samarkand teilte nach Angaben der US-Luftverkehrsbehörde mit, er sei am Samstag für alle Flüge bis auf solche mit Sondergenehmigung geschlossen.

Mit harter Hand und autoritär geführt

Karimow hat die frühere mittelasiatische Sowjetrepublik seit 1989 mit harter Hand autoritär geführt, zunächst als noch vom letzten sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow bestellter KP-Chef und nach der Unabhängigkeit 1991 als gewählter Präsident. Danach ließ er sich turnusmäßig im Amt bestätigen - mit überwältigenden Mehrheiten.

In den vergangenen Tagen hatten Gerüchte die Runde gemacht, der 78-Jährige liege im Sterben oder sei sogar bereits gestorben. Karimow wurde seit Mitte August nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Auch Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag seines Landes blieb er am Donnerstag fern.

Die usbekische Oppositionelle Nadeschda Atajewa schrieb auf ihrem Blog, die Behörden schränkten seit einigen Tagen offenbar Kommunikationskanäle ein. Staatsbedienstete seien angewiesen worden, ihre Telefone abzuschalten, die Internetgeschwindigkeit sei erheblich verlangsamt worden und Journalisten der Besuch Samarkands ohne Akkreditierung verboten worden.