Die Exekutionskammer im Staatsgefängis von Utah nachdem Ronnie Gardner dort erschossen wurde. Foto: AP

Im Gefängnis erschossen: Ronnie Gardner hat sich die Art zu sterben selbst ausgesucht.

Draper - 1976 haben die USA die Todesstrafe wieder eingeführt. Seither starben drei Todeskandidaten durch Gewehrkugeln. Einer von ihnen: Ronnie Gardner. Die Art zu sterben hat er sich selbst ausgesucht.

Kurz nach Mitternacht holten sie ihn ab, fesselten ihn an einen Stuhl, stülpten ihm eine Kapuze über den Kopf und markierten die Stelle, wo das Herz sitzt. Dann legten fünf Schützen, die sich allesamt freiwillig gemeldet hatten und verborgen hinter einem Mäuerchen standen, an. Die tödlichen Kugeln trafen Ronnie Gardner nach einem Vierteljahrhundert in der Todeszelle aus knapp acht Meter Entfernung. Auf ein letztes Wort hatte Gardner verzichtet.

Kugel oder Spritze? Gardner durfte sich entscheiden

"Gardner wird nie wieder töten. Ich bete dafür, dass er nun Gnade findet, die er seinen Opfern nie gewährte", sagte Utahs Generalstaatsanwalt Mark Shutleff, als alles vorbei war. Draußen, vor dem Staatsgefängnis von Utah, ließen Freunde und Familienangehörige ihren Tränen freien Lauf. "Es ist schwer, jemandem Goodbye zu sagen, den man liebt", sagte Gardners Tochter Brandie.

Zum ersten Mal seit 14 Jahren und zum dritten Mal überhaupt, seit die Todesstrafe 1976 wieder eingeführt worden war, wurde in den Vereinigten Staaten ein Todeskandidat erschossen. Die barbarische Art der Hinrichtung hatte internationale Proteste und im US-Bundesstaat Utah selbst unter den Befürwortern der Todesstrafe Unbehagen ausgelöst. Zwar hat auch der fromme Mormonenstaat wie alle anderen 34 US-Bundesstaaten, die die Todesstrafe noch anwenden, die Erschießungskommandos durch die Exekution mit der Giftspritze ersetzt. Doch gilt die Regelung nicht für Delinquenten, die vor der Gesetzesnovelle von 2004 verurteilt wurden. Gardner durfte sich noch entscheiden zwischen Kugel oder Spritze.

Ein brutales Echo aus einer anderen Zeit

Bis zuletzt hatten Gardners Anwälte sich bemüht, die Exekution zu verhindern. Doch der Oberste Gerichtshof und Utahs Gouverneur Gary Herbert, ohnehin ein Verfechter der Todesstrafe, hatten sämtliche Eingaben abgelehnt. "Es ist eine Schande. Ronnie hatte nie ein faires Verfahren", klagte Gardners Rechtsbeistand Andrew Parnes, als er im Gefängnis eintraf. Selbst Appelle der Opferfamilien, Gardners Strafe in lebenslänglich umzuwandeln, hatten nichts ausrichten können. "Gardner zu töten ist das Letzte, was Mike gewollte hätte", sagte Donna Taylor, die Nichte des Anwalts Michael Burdell, den Gardner bei einem Fluchtversuch 1985 im Gerichtssaal erschossen hatte. "Wir bedauern Gardners Familie."

Die letzten Stunden vor seiner Exekution hatte der 49-Jährige ruhig verbracht. Die Zeit vertrieb er sich mit Videos, dem "Herrn der Ringe". Seit seiner Henkersmahlzeit am Dienstag - Steak, Hummer und Apfeltorte - hatte er gefastet. Ein Priester, dem er vertraute, besuchte ihn in der kargen Zelle. Beim Abschiednehmen durften Familienangehörige Gardner in den Arm nehmen. 25 Jahre lang war ihm jeder Körperkontakt verboten. Die Familie hatte darauf verzichtet, der Hinrichtung beizuwohnen. "Er wollte nicht, dass wir unter Albträumen leiden", sagte Gardners Bruder.

Ein brutales Echo aus einer anderen Zeit 

Auf den Stufen des Kapitols protestierten in der Nacht kleine Grüppchen mit Kerzen und Luftballons gegen die Exekution. Salt Lake Citys Bischof John Wester nannte die Erschießung "archaisch und brutal". Als "Echo aus einer anderen Zeit" hatte das Todesstrafen-Informationszentrum in Washington, ein Bündnis von Todesstrafengegnern, die Art der Hinrichtung angeprangert.

Doch die Debatte über Gardners Erschießung hatte aus Sicht der Todesstrafengegner auch ungewollte Effekte. Im Vergleich erscheint der Tod durch die Giftspritze klinisch sauber und weniger unmenschlich. Dabei ist auch diese Methode nach haarsträubenden Pannen in jüngster Zeit umstritten. 2009 sorgte die gescheiterte Hinrichtung von Romell Broom in Ohio für Aufsehen. Die Henker fanden keine Vene für die Injektion und brachen die Prozedur ab.