Noch ist der Siegeszug Donald Trumps im US-Wahlkampf nicht gestoppt. Foto: AP

Auch nach der Niederlage bei den Vorwahlen in Wisconsin bleibt Donald Trump Favorit für die Präsidentschaftsnominierung der US-Republikaner – es kommentiert Damir Fras.

Washington - Am Ende wird man vielleicht sagen können, dass es die Wählerinnen und Wähler der Republikaner im US-Bundesstaat Wisconsin waren, die den Siegeszug des Egomanen Donald Trump gestoppt haben. Vielleicht wird das so sein. Diese Einschränkung muss gemacht werden. Leider.

Zwar mag sich der Trump-Tsunami nach der Niederlage des New Yorker Milliardärs bei der Vorwahl in Wisconsin etwas abgeschwächt haben. Doch Donald Trump bleibt der Favorit für die Präsidentschaftsnominierung der US-Republikaner. Wenn er in weniger als zwei Wochen in seinem Heimatstaat New York die Vorwahl gewinnt, wie ihm vorausgesagt wird, dann sieht die Sache schnell wieder ganz anders aus.

So könnte es gut sein, dass sich Trumps schärfster Widersacher Ted Cruz zu früh gefreut hat. Er mag in Wisconsin gewonnen haben. Seine Zuversicht, Trump gänzlich besiegen zu können, ist aber nur zur Schau gestellt.

Es scheint immerhin nicht mehr so selbstverständlich wie noch vor der Abstimmung in Wisconsin, dass der Populist Trump quasi gesetzt ist und die absolute Mehrheit der Delegierten gewinnen wird. Die braucht er, um auf dem Nominierungsparteitag gleichsam automatisch zum Kandidaten gewählt zu werden.

Eine gute Nachricht

In diesem verrückten Wahlkampf ist das schon eine gute Nachricht. Eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag im Juli ist jetzt wahrscheinlicher geworden. Doch, wer sie gewinnen wird, das kann heute niemand seriös vorhersagen.

Gewinnt Trump, zeigt dies, dass die Anhänger der Republikaner in diesem Wahlkampf einem Scharlatan erliegen wollten. Gewinnt allerdings Cruz, dann ist das auch nicht viel besser. Der Senator aus Texas ist ein erzkonservativer Prinzipienreiter, dessen Positionen in vielen Fällen jenen Trumps ähneln.

Der Unterschied ist nur: Trump gefällt sich in der Rolle des Provokateurs, er hört sich gerne reden, er will seinem Publikum gefallen und er beherrscht die 180-Grad-Wenden wie kein zweiter Kandidat in diesem Wahlkampf. Cruz dagegen ist ein beinharter Ideologe.

Chaotischer Haufen

Wenn Trump sagt, Staaten wie Südkorea oder Japan sollten sich Atomwaffen anschaffen, dann ist inzwischen klar, dass er diese Haltung beim ersten Anzeichen von Kritik zumindest justieren wird. Wenn Cruz dagegen sagt, im Kampf gegen den islamistischen Terror sollten muslimische Nachbarschaften in den USA von der Polizei überwacht werden, dann meint er das auch so.

Die Republikaner in den USA sind ein chaotischer Haufen. Doch auch bei den Demokraten ist noch lange nichts klar. Die Favoritin Hillary Clinton wird zunehmend nervös, weil ihr Konkurrent Bernie Sanders mit seinem sozialdemokratisch klingenden Programm vor allem junge Leute fasziniert. Auch in Wisconsin hat Sanders der Ex-Außenministerin wieder eine empfindliche Niederlage zugefügt. Das hilft dem Senator aus Vermont zwar nicht, der Präsidentschaftsnominierung näher zu kommen. Aber für Clinton ist es peinlich, auch wenn sie nach wie vor die besseren Chancen hat.

Ob nun Sanders (unwahrscheinlich) oder Clinton (wahrscheinlich) – die Demokraten würden nach den meisten aktuellen Umfragen sowohl Trump als auch Cruz bei der Präsidentschaftswahl im November schlagen. Vielleicht wird das so sein. Diese Einschränkung muss gemacht werden. Leider.